Foto Belinda Helmert: Landpartie, 23.-25.8. Kloster Schinna. Motto Schön in Schinna
Der Geist sitz in der Flasche
Ob Schopenhauer je in Schinna weilte ist unbekannt bis unwahrscheinlich. Ob er einen Bezug zui Klöstern und Christentum pflegte mstritten, er tendierte bekanntlich zu buddhistischen Vorstellungen. https://download.uni-mainz.de/fb05-philosophie-schopenhauer/files/2019/02/1998_App2.pdf
Seine Reisen nach Südfrankreich wurden bereits von mir 2018 thematisiert anlässlich meiner Jahrestour durch das mon dieu der grande nation. (Näheres über seine Route https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/schopenhauer/content/structure/4236844) Unzweifelhaft war Schopenhauer auch Aphorist, wichtigster Einflussfaktor Nietzsches und Hauptgegner Hegels sowie letzter Transzendentalist, wenngleich mit einer biologisch naturwissenschaftlichen (materialistischen) Ausrichtung: das Ding an sich ist der Wille der Natur, der das Indidivuum nur benutzt, um das, was an sich sein soll auch durchzusetzen. Schopenhauer „stand“ philosophisch zwischen zwei Stühlen, mitunter bewegte er sich auch: von Idealismus, seinen Wurzeln bis Materialismus, denn in seinem Denken ist gewiss: das Hirn (die amygdala) und der Geist ist nur eine Appendix des Stoffes. Das Hirn denkt auch nur, dass es denkt und wird biochemisch gesteuert, also von physischen Substanzen.
Ein Verzeichnis seiner Wohnorte von Danzig über Frankfurt bis Berlin liefert https://de.wikipedia.org/wikiListe_bedeutender_Wohnst%C3%A4tten_Arthur_Schopenhauers_und_seiner_Vorfahren Am nähesten kam er Schinna sicherlich durch seine Kindheit in Hamburg um die Jahrhundertwende.
Seiner Aphorismus-Sammlung, um die es hier geht beginnt mit einem Voltairezitat (nous laisserons ce monde-ci aussi sot et aussi méchant que nous l’avons trouvé en y arrivant.) Frei übersetzt: Wir verlassen diese Welt genauso dumm und böse zurück wie wir sie bei unserer Ankunft vorgefunden haben. Zwischen Ideal, sie zu verändern (Vorstellung, Einbildung) und der Fähigkeit, sie real zu ändern (ändern zu können) scheitern wir am Quietiv und dem vierfachen Satz vom Grunde. Am Ende sitzt der Geist in der Flasche: ein Flaschengeist, spirituelles Feuer je nach eigenem präformierten Weltverständnis.
Foto Belinda Helmert, Stühle in Schinna im Klostergarten, Landpartie https://www.lebensart-messe.de/schinna.html
Das Dilemma zwischen den Stühlen oder Pest und Cholera zu verweilen versinnbildlicht das Stachelschwein-Bild des Meisters: entweder werden sie von eigenen Stacheln gepiekst oder sie frieren: zuviel Nähe und zuviel Abstand sind keine Alternativen, mit denen sich gut leben lässt. Obschon Schopenhauer viel über das Individuum schreibt, das principio indiviuationis der Schlüssel zu allem ist, bleiben wir doch ein Anhängsel der Natur, des Willens an sich. so heißt es schon zu Beginn: „Zu den echten persönlichen Vorzügen, dem großen Geiste oder großen Herzen, verhalten sich alle Vorzüge des Ranges, der Geburt, selbst der königlichen, des Reichtums u. dgl. wie die Theater-Könige zu den wirklichen.“ Wir sind alle geframed, befinden uns in einem Rahmen und kausalen Verstrickungen. von Geburt an bis zum Tod ist nichts frei oder freiwillig. Bestenfalls aus Überzeugung und Vorstellung, doch auch die bleibt eingebunden.
So zitiert Schopenhauer, gleichfaölls zu Beginn seiner Aphorismen im Kapitel Goethes Reime aus dem Öst-Westlichen Diwan (gleichfalls, ein geografisches wie kulturelles Sein zwischen den Stühlen): Volk und Knecht und Überwinder, / Sie gestehn, zu jeder Zeit, /Höchstes Glück der Erdenkinder /Sei nur die Persönlichkeit. Schopenhauers Schlussfolgerung: für unser Glück und unsern Genuss bleibt das Subjektive ungleich wesentlicher als das Objektive.
Foto Belinda Helmert: Eingang zur Landpartie, Kloster Schinna https://www.mittelweser-tourismus.de/poi/kloster-schinna-1/
Wozu Schopenhauer?
Um diese kurze Frage zu beantworten, muss man sich wieder zwischen die Stühle setzen. entweder für Laien oder für spezialisierte Akademiker, sprich Berufskollegen. Schopenhauer in der Literatur? Thomas Manns Buddenbrooks ohne ihn undenkbar, namentlich die letzten Seiten über die Gedanken zum Tod eigentlich das längste Plagiat der Geschichte. https://www.arthur-schopenhauer-studienkreis.de/Buddenbrooks-Schopenhauer/buddenbrooks-schopenhauer.html. Die Metaphysik des Todes umfasst drei Kernpunkte: erstens als Ausdruck des unmittelbaren Willens der Natur, als objektiver Bestimmungsgrund des Daseins und als höchste Bejahung zum Leben. Mein schönster Satz daraus: „Der Tod ist ein Schlaf, in welchem die Individualität vergessen wird.“ Summa sumnmarum willensfrei Erkenntnis. Eine Vorstellung, die nicht subjektiven Bestimmungsgründen unterliegt.
Über den schopenhauerianischen Einfluss in Manns Frühwerk und Familienchronilk gibt es zahlreiche Interpretationen (https://www.grin.com/document/117464?srsltid=AfmBOopKueuu8i1d-T3m1ZYwPHxcIvdZE2vVoYRrksOMLmWzV65FaByn) Aus meiner Sicht interessant: Mann macht einen Unterschied zwischen modern und zukünftig, also zukunfsträchtig. Mann begründet es mit „kosmischer Geschlossenheit“ – heutzutage wohl eher esoterischer Ausdruck für seine klare, sich dahinter verbergende Aussage: alls Wege führen über die Vorstellung zur Kristallisation des Individuums, doch dahinter liegt ein universales Kollektiv. Blindes Wissen. Wille, der sich in der Vorstellung manifestier und nur hier exisitert. Ding an sich, dass nur im persönlichsten für sich erscheint. (https://www.youtube.com/watch?v=Y-ygXAsDmVQ)
Karl Jaspers erkannte in Schopenhauer den ersten und vorzeitigen Existenzphilosophen. Mitglieder oder Dozenten der Schopenhauer-Gesellschaft sehen das genauso. https://www.schopenhauer.de/schopenhauer-als-existenzphilosoph. Meiner Meinung nach stimmt dies nicht, da Existenz mit Wahl (Kierkegaard) und mit Phänomenologie einhergeht, die Frage nach dem Sein immer persönlich beantwortet werden muss. Ein Natur- oder Dingbegriff wie der Schopenhauers konterkariert dies jedoch. Eine historische Zusammenfassung mit nahezu chronologischem Überblick liefert https://download.uni-mainz.de/fb05-philosophie-schopenhauer/files/2019/05/1966_H%C3%BCbscher02.pdf. Salomonisches Urteil meinerseits: er befand sich zwischen den beiden „Lagern“: Schopenhauer verband das transzendentalphilosophische Erbe Kants gezielt mit phänomenologischen, existenzphilosophischen und hermeneutischen Elementen.
Das gilt auch für die scheinbare Polarität zwischen modern und futuristisch bzw. zukünftig: Schopenhaue glaubte nicht an eine Veränderbarkeit der Welt durch den Geist bzw. Bewusstsein des Menschen. Hierin Determinist und nicht Utopist oder Visionär. Andererseits zitierte er nicht nur mit Vorliebe aus der Antike, sondern setzte sie stets in ein neues, zeitgenössisches oder darüber hinausreichendes Licht. Demzufolge sehr wohl zukunfstweisend, da Dekontextualisierung epochenübergreifend gilt. Mein Bild: ein magischer Barmixer mit Cocktails toxischer wie heilender Art.
Foto Belinda Helmert: fleißige Hände beim Aperol spritz im Kloster Schinna https://www.sg-mittelweser.de/portal/seiten/kloster-schinna-907000090-21550.html
Fenster zur Welt – Leere
Im zweiten Kapitel seiner Aphorismen „Von dem, was einer ist“ schreibt Schopenhauer über den Pöberl, der nur zum tumult beiträgt und besse rnicht aus dem (seinem) Fenster schaut. Er sagt auch etwas zum Thgema der Versöhnung, das mich persönlich betrifft: „Vergeben und Versöhnung heißt kostbar gemachte Erfahrungen vom Fenster hinauszuwerfen.“ Und etwas weiter schreibt er über die innere Leerheit, die jeden denknd und fühlenden Menschen angesichts seiner Zeit erfasst. „In der Wahl desselben ist sie (die Langeweile, innere Leerheit) daher nicht ekel; wie dies die Erbärmlichkeit der Zeitvertreibe bezeugt, zu denen man Menschen greifen sieht, imgleichen die Art ihrer Geselligkeit und Konversation, nicht weniger die vielen Türsteher und Fenstergucker.“
Quelle: https://www.gutenberg.org/files/47406/47406-h/47406-h.htm
Türsteher, modern gate keeper, gibt es viele, es ist längst nicht der visuell in Erscheinung tretende, sondern der hintertretende, der sich hinter der Tür verschanzende Bürokrat oder Bankangestellte. Er/Sie kostet uns allen Geld, Zeit, Energie, Glauben an die Menschlichkeit und die Intelligenz. Schopenhauers Lebensweisheiten aus dem Jahr 1851 oszillieren chamäleonartig, doch sie sind konsequent tief gedacht. Unter eigentum verbrieft er beispielsweise lediglich Besitz der Sinne, denn sobald ich über andere oder anderes urteile, befinde ich mich im Reich der Vorstellungen. Folglich trennt er unmittelbares von mittelbarem Wissen. Dies schließt Gott ein, nicht aus.
Foto Belinda Helmert, Kerzen am Fenster, Landpartie Schinna
Lichteffekt des Zusammentreffens
Eine Metapher des Aphoristen betrifft den Punklt Lichteffekt. In welchem Lichte wir die Wahrheit betrachten wollen, selbst die der Wirklichkeit und nicht die der Verheißung, des Ideals, des erhofften Zusammenhanges, vermag nur der Umstand zu entscheiden, dazu gehört das Dunkle, Unbekannte, selbst in uns, das Ungewisse, das Unbewusste. Schopenhauer klopft bereits an der Pforte des Unbewussten. Individualität bei weitem die Nationalität, auch das ist ein Gedankensplitter, tief gedacht und reichend.
Politisch spricht Schopenhauer davon, dass das Recht des Stärkeren die einzige unmittellbare Wahrheit sei und da er alles, selbst den Mensch und sein Produkt, den Staat, als natürlich, ein Produkt der Natur begreift, muss dies auch im Staatenrecht gelten. Man kann seinen Widersacher physisch direkt oder aus dem Hintergrund mit Intrigen besiegen, mehr Wirklichkeit lässt die Natur nicht zu, alles andere ist Blendwerk. Im dritten Kapitel „Was einer vorstellt“:
„Die Rechtfertigung, die man im Bestehen des offenen Kampfes sucht, setzt also voraus, daß das Recht des Stärkeren wirklich ein Recht sei. In Wahrheit aber gibt der Umstand, daß der andere sich schlecht zu wehren versteht, mir zwar die Möglichkeit, jedoch keineswegs das Recht, ihn umzubringen…“
Zudem das letzte System, nicht das Hegelianische, doch ein eigens. Zudem eine Moralphilosophie, die das Zwischenmenschliche und Konkrte stets im Auge behalten. Das Licht der Erscheinung ist immer auch eines des persönlichen Begegnens.
Foto Belinda Helmert: Fenster und Pokale, Landpartie Schinna
Physik ohne Füße
Schopenhauer sagt auch in Hinblick auf den Moralisten La Rochefouccauld (der ihn besonders prägten), die Erlangung dieser heilsamen Einsichten werde erschwert, durch die erwähnte Gleißnerei der Welt, Daher müsse Philosophie auch Moral und Erziehung priorisieren und nicht nur mariginal beinhalten. Er ist radikaler Individualist und musste sich anderseits nie um individuelle Beschwerlichkeiten wie Geldverdienen kümmern. Er hielt nichts von der Gesellschaft und umso mehr von dem Genie, dem Extrakt des Persönlichen. Dies führt zu einem dynamischen Mechanismus bzw. Determinismus, wie man ihn aus xer Neurologie kennt. Exemplarisch hier Schopenhauers Aussage über die Einbettung der Physik, die durch Newton die Moderne Schopenhauers prägte:
„Die Physik vermag nicht auf eigenen Füßen zu stehen, sondern bedarf einer Metaphysik sich darauf zu stützen.“
Entcheidend für mich betreff der Einleuchtung oder Erleuchtung: ich bin weder subjekt noch Objekt, weder in meiner Gunst noch in der Gnade etwas anderes als abhängig: nicht „ich“ als Souverän entscheide, was ich unter Solidarität verstehe und wieviel ich als Stachelschwein davon ertrage: geyellige Ungeselligkeit des homo sapiens. Einsamkeit ist ein Privileg des Genies. Der Rest ist Herdentrieb. Dazwischen ist wieder mal nichts.
Foto Belinda Helmert: Apfelbaum vor Mauer, Landpartie Schinna
Dualismus oder Tanz der Antagonismen
Über die Reproduktivität, in der alles in der Natur hinauszulaufen scheint, schreibt Schopenhauer: „Genüsse der Irritabilität: sie bestehen im Wandern, Springen, Ringen, Tanzen, Fechten, Reiten und athletischen Spielen jeder Art, wie auch in der Jagd und sogar in Kampf und Krieg.“
Brauchen wir den Krieg von Natur aus? Gibt es keinen Ausweg? Gehört er zu uns wie Hunger oder Geschlechtsliebe? . Der innere oder subjektive Antagonismus beruht darauf, daß, im einzelnen Menschen, die Empfänglichkeit für das eine in entgegengesetztem Verhältnis zu der für das andere steht, indem sie durch das Maß seiner Geisteskräfte bestimmt wird. Demgemäß sehen wir die „niedere Volksklasse in einem beständigen Kampf gegen die Not.“
Gibt es noch einen Ruck von unten? Eine Evolution, gar Revolution, die nicht nur verordnet oder gelenkt wird, ist nicht in Sicht. Leider zerstreut sich auch die Opposition, der Widerstand in sich ist gespalten und dies nicht nur von außen. Wie weit man gehen darf in friedlichen (saturierten) Zeiten und mit friedlichen Mitteln ohne als Staatsumstürzler gebrandmarkt zu werden sind schwierig auszuloten. Was gilt die Demokratie, wenn Unrecht mit Unrecht beantwortet wird, dazu Schopenhauer, der Demokratie als eine Spielart der Geschichte und Oöbel-Herrschaft deutet.
Wenn ich erhlich bin: hätte ich als Basisdemokrat, der die direkte Demokratie bevorzugt und Wahlvieh ablehnt, überleben können in einer Zeit drohender Impfdiktatur? Wohl kaum. Schopenhauer im Ganzen war eher Reaktionär und relaitv unpolitisch, weil das Große und Ganze, der Wille des Lebens, nicht davon abhängt, welches Regierungssystem wir pflegen. Der Mensch bleibt Bestie, die gezügelt sein will. Wie auch immer. Den Stachelschweinen den Stachel ziehen.
Foto Belinda Helmert: Klostermauer, leere Bänke und Tische im Schatten des Apfelbaumes
Ruhe als Bürgerrecht
Lebte Schopenhauer im Elfenbeinturm? Aus Überzeugung, dass die Aktivitäten und blindwütiger Aktionismus nichts bringen, ja. Geschichte etrscheint als Pendel zwischen den Extremen. Kafka und noch mehr sein alter Ego Max Brod hielt viel von ihm, gerade von seinen Aphorismen, die zudem eingebettet bleiben in Essays oder ganze Satzsentenzen. Als Philosoph verständlich, vieldeutig eindeutig zu sein ist selten, ja nahezu einzigartig.
Schopenhauer liebte die Ruhe, er mochte den Pudel mehr als den Menschen. Allerdings verweist er schon auf das frühe Elend, welches der Kapitalismus auslöst. Er ist durchaus sozialpolitisch. Er wirft einen pessimistisch sakrastischen Blick auf die Politik an sich und Politiker für sich.Schopenhauer ist kein Sozialist gewesen, ebensowenig wie Kant, aber er sah die Probleme, hielt sie zugleich für unlösbar. Um das elend zu beheben, müsste sich der Mensch grundlegend ändern, u.a. mit Mitgefühl und Mitleid handeln, aus sozialer Empathie, die er jedoch als geheuchelt entlarvte. Der Weltwille ist durch gesellschaftliches Handeln nicht beeinflussbar. Allen Gretas und friday for future von heute zum Trotz.
Was bleibt ist Rückzug und Selbstreflexion, nicht politisches Handeln. Ändere dich und die änderst die Welt: nur ein heilender Geist kann die Welt genesen lassen. Leider lässt sich in Hinblick auf Vormärz und Junges Deutschland nur konstatieren: Revolution von 1848 lehnte er ab, das „Sozialistische, Aufstachelnde“ war ihm verhaßt. Schopenhauer wollte seine Ruhe. Das Quietiv. die Muse. Kein Muss des Ändern Wollens. „Um also nicht der Ruhe unsers Lebens durch ungewisse oder unbestimmte Übel verlustig zu werden, müssen wir uns gewöhnen, jene anzusehn, als kämen sie nie ….“
Foto Belinda Helmert: Schild mit norddeutschem Gruß „Moin“ in Schinna, Klostergarten
Sonnenfinsternis
Unser Sonnenlicht ist nur der Schatten – mit dem Gleichnist und der Anti-Haltung zu Platon beginnt „Die Welt als Wille und Vorstellung“ I. Unser Schicksal ist nicht die Ökonomie, sondern das Humankapital, der Mensch selbst. 40 Jahre Leben und Erfahrung, 30 Jahre Kontemplation und Urteil-. So dachte Schopenhauer. Qualität und Quanität blieben unvereinbar, kataegorisch. Tiefgreifend: Wir denken zu viel an das, was fehlt und zu wenig an das, was wir haben. Das filt für die Rebellion oder Revolte ebenso wie für die saturierte Restaurationspolitik.
Die Stunde der Praxis kommt nicht. Es bleibt die Aktion, actio und reactio. Trieb und Gegentrieb. Resignation kann eine Chance sein, so Schopenhauer, sie ist unumgänglich für die Intelligenz. Man braucht diese für Sätze wie diesen: Demokraten nennen sich aufrichtig, ihre Feinde sind es.
Im Denken Schopenhauers kreist vieles um das Genie. „Wie Fackeln und Feuerwerk vor der Sonne blass und unscheinbar werden, so wird Geist, ja Genie, und ebenfalls die Schönheit, überstrahlt und verdunkelt von der Güte des Herzens.“ (Welt als Wille und Vorstellung II, Ergänzungen zum zweiten Buch. Kapitel 19. Vom Primat des Willens im Selbstbewusstsein). Laut Schopenhaue kann man nicht ggleichzeitig Dichter und Philosoph sein. Folglich exisitere ich nicht.
Braucht man den Philosophen noch zum Verständnis oder zur Kritik der Gesellschaft? Muss Poesie schön oder wenigstens formal ästhetisch sein? Beides ist zu verneinen. Alles muss sich neu definieren. Metaphysik heißt so etwas wie über allem schweben, alles überblicken. Das tut Schopenhauer gewiss. Nicht nur,m wenngleich am prägnantesten in „Metaphysik der Geschlechtsliebe“, die wiederum auf Stendhals Kristallisationstheorie fußt.
Schopenhauer, zwischen den Stühlen, widerspricht sich selbt: er philosophiert poetisch. Beispiel: „Der Objektivation des Willens ist die Form der Gegenwart wesentlich, welche als ausdehnungsloser Punkt die nach beiden Seiten unendliche Zeit schneidet und unverrückbar fest steht, gleich einem Immerwährenden Mittag, ohne kühlenden Abend; wie die wirkliche Sonne ohne Unterlaß brennt, während sie nur scheinbar in den Schooß der Nacht sinkt.“ Nachzuulesen im 53. Kapitel des zweiten Buches „Wille als Vorstellung“ http://www.zeno.org/Philosophie/M/Schopenhauer,+Arthur/Die+Welt+als+Wille+und+Vorstellung/Erster+Band/Viertes+Buch
Foto Belinda Helmert: Schonnenblume aus Drah, Kloster Schinna, Landpartie
Noch kein Kommentar, Füge deine Stimme unten hinzu!