Folgen der Willkür

Foto Belinda Helmert: Bielefeld, Sparrenburg. Als die 80 m² weitläufige Burg und Festung Ende des 17. Jahrhunderts den militärischen Erfordernissen nicht mehr genügte, wurde sie teils als Gefängnis (dann Restaurant) genutzt, teils dem Verfall preisgegeben. Derzeit existiert nur ein Kiosk, der Gastronomiebetrieb wurde seit den Corona-Maßnahmen eingestellt. Diw BBesichtigung ist kostenfrei, lediglich für die Turmbesteigung entfällt Eintritt.

Das auserwählte Volk

Nichts ist leichter in unserer Republik als der Erwerb antisemitisch zu sein und nichts wiegt schwerer, als Stellung gegen die Politik Israels zu erheben. Das ist natürlich mit dem Holocaust und vielen Jahrhunderten Verfolgung und Ausgrenzungzu erklären und dieses Leid auch nicht zu relativieren durch den Umstand, dass Juden sich einer globalen Antisympahtie ausgesetzt sehen. Woher das kommt ist mit einem Satz nicht zu erklären, denn Vorurteile und religiöse Konflikte spielten immer eine Rolle, doch ein Kriterium stellt einAusnahmekriterium dar: Sie Söhne und Töchter Israqels bezeichnen sich historisch und nicht nur eine Epoche lang als das auserwählte Volk. https://www.gra.ch/bildung/glossar/auserwaehltes-volk/

Abraham, die Tora, der Berg Sinai: Gebursstunde eines bis heute währendenSendungsbewusstseins, gepaart mit dem Willen oder dem Festhalten zu leiden als Märtyrer in der Rolle des Opfers (wen Gott liebt, den straft er) zu inszenieren. as auserwählte Volk. „Der uns erwählt hat“ ist schwer zu greifen und noch weniger angreifbar, denn es wurde ja nicht selbst bestimmt, sondern vom Absoluten her festgelegt und demnach für alle Zeit. Dass dies Neider, Feinde und Argwohn nach sich zieht, scheint wie ein hermeutischer Zirkel diese Prüfung zu bestätigen.

Das Alleinstellungsmerkmal bezieht sich auf das Kollektiv, das Selbstverständnis Volk als heiligen Körper zu definieren, womit Nation und Religion von Anfang an untrennbar verbunden bleiben. Ein Wechsel der Religions zieht die totale Ausgrenzung nach sich, den Verlust jeglichen Kontaktes mit der Familie. Dazu kommen die Shoah (Untergang, Katastrophe) bis zum gewollten Genozid und die Alija (Verbannung, Exil) .

Die Folge der eigenen Identität, eines bis heute aufrecht erhaltenen Rollenbildes sind ein traditionell selbst provozierter Selektismus und Separatismus bis hin zur Apartheidspolitik, denn diese Vorstellung der Heiligkeit verträgt sich nicht mit einem universellen Gleichheitsgedanken.

Foto Bernd Oei: Bielefelds Altstadt vom „Bernstein“ aus , Terasse auf der 5. Etage. Blick auf die Nicolaikirche, den Teutoburger Wald und ganz hinten die Sparrenburg. Die Nicolaikirche stammt aus dem beginnenden 13. Jahrhundert. Nach der Zerstörung September 1944 erfolgte der Wiederaufbau der Nicolaikirche während der Fußball WM in der Schweiz (Walter, Rahn, Morlock …) https://de.wikipedia.org/wiki/Altst%C3%A4dter_Nicolaikirche

Foto Bernd Oei: Das Bistro „The Bernstein“ am Rand der Fußgängerzone am Jahnplatz, Inneraum. Außen wenig charmanter 50 er Jahre Stil, innen ein Hingucker, 2018 mit Panoramablick neu eröffnet. https://www.elektro-fiebig.de/marke_hersteller_produkte/brumberg/neuheiten/referenz-bernstein-bielefeld/

Folgen der Willkür

Israel ist eines der Völker, die nie über ein eigenen Staat verfügten. Zion bezeichnet die Turmburg in Jerusalem, den manche Historiker als Stadtstaat bezeichnen. Andererseits besteht das Volk aus mehren Stämmen (u.a. Jebusiter, Israeliten) , die durchaus über ein eigenes Territorium verfügten. Jerusalem ist etwa 3000 Jahre alt und wurde erstmals 597 von Nebudkadnezar II erobert. Die Installation des Marionettenkönigs Zedekina und der erste erzwungene Exodus aus Babylonien wurde literarisch verarbeitet in Stefan Zweigs Drama „Jeremiashttps://stefan-zweig-zentrum.at/fileadmin/content/images/publikationen/weitere-publikationen/Die_Dramen_von_Stefan_Zweig._Ein_kritischer_UEberblick._2013.pdf und in Franz Werfels Roman „Höret die Stimme“ (https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6ret_die_Stimme) – der Auszug ins gelobte Reich unter Führung des Propheten Jeremias darf als Geburtsstunde des Zionismus bezeichnet werden.

Doch bereits der Begriff führt zu Streitigkeiten, denn er suggeriert eine Einheit, die es nie gab. Das Lager der Zionisten war bald nach der Gründung gespalten. Nach dem ersten Weltkrieg. ein Schlüsselbegriff ist die Schechina (Einwohnung, Anwesenheit), der Israel zum Mittelpunkt der Welt erklärt, in dem Gott „einwohne“ und daher der Israels Volk vorbestimmte Raum. Dieser entfiel geografisch auf die Kulturregion Palästina (Israel, Jordanien, Gaza). Da die Kanaaiten, einer der jüdischen Stämme hier siedelten, ist es im Verständnis Israels das Land der Ahnen, das Land Kanaan.

Der Zionismus hat auch viele Gesichter; das im abendländischen Kulturraum bekannteste ist Theodor Herzl (1860-1904), zumal dieser mit vielen hier bekannten Künstlern und Wissenschaftlern in Kontakt stand. u. a. Franz Kafka, den er für die Idee des Zionismus, hier nur als eigener Staat verstanden, gewann. Symbolisch steht sein Buch „Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage“ (1896), in dem Herzl auf die Dreyfus-Affäre reagierte, die wiederum symbolisch für die Spaltung in pro- und antisemitische Haltungen in Frankreich, aber auch in ganz Europa steht. https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Judenstaat

Zu Zeiten Herzls wurden Juden, vorwiegend Chassiden, aus Osteuropa gedrängt. Sie fanden in der dünn besiedelten Region Palästina, das seit dem 16. Jahrhundert zum Osmanischen Reich gehörte, eine neue Heimat. Für die zweite Welle der Einwanderer sorgte der Erste Weltkrieg. Mit der verstärkten jüdischen Migration von Juden zu Beginn des 20. Jahrhunderts förderten die Zionisten die Besiedlung mit jüdischen Ackerbauern, Handwerkern und Gewerbetreibenden. Jüdische Landkaufgesellschaften erwarben Landbesitz. Zentrum wurde Tel Aviv („Frühlingshügel“), ursprünglich ein Vorort der antiken Polis Jaffa. Zu ihren Gründerfamilien gehörte auch die Familie des späteren Ministerpräsidenten Mosche Scharett. Heute ist Tel Aviv, „die weiße Stadt“, mit 3 Millionen Einwohnern die drittgrößte Wirtschaftsmetropole im arabischen Raum. https://de.wikipedia.org/wiki/Tel_Aviv-Jaffa

Im Ersten Weltkrieg brach das Osmanische Reich zusammen (Lawrence of Arabia) und die Region Palästina wurde ein britisches Mandat. Bereits 1917 erklärte sich Großbritannien bereit, Palästina in der von Herzl abgesteckten Größe als Wohnraum („autonomes Gebiet“) zu überlassen. Die entsprechende Deklaration ist nach dem Brief des damaligen Außenministesr Arthur James Balfour benannt. Bei näherer Betrachtung erweist er sich als skrupelloser Zyniniker und Intrigant, der keinesfalls aus philantropischen Gründen die jüdische Sache unterstützte. Sein übergeordnetes Ziel bestand in der Transformation britischer Ex-Kolonien in Commenwealth of Nations. Der Einfluss im arabischen Raum sollte gewahrt bleiben. https://kalifat.com/?p=14906

Foto Belinda Helmert: Turm der Sparrenburg. 121 Treppenstufen führen auf die Aussichtsplattform in 31,5 Meter Höhe. Der mühsame Aufstieg wird belohnt mit einem Panormablick über die Stadt am Teutoburger Wald. Bei gutem Wetter reicht die Sicht sogar bis zum Wiehengebirge. https://de.wikipedia.org/wiki/Sparrenburg

Foto Belinda Helmert: Sparrenburg, Turm und Denkmal des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620–1688) Die Burganlage wurde in den letzten Jahren frisch restauriert.https://www.bielefeld.jetzt/sparrenburg

Von Balfour zu 1948 (Ben Gurion)

Israel verdankt seine Gründung einem Krieg, genau genommen zwei Weltkriegen. Die jüdische Bevölkerung, namentlich auch ihr Geld, sollte helfen, den Ersten Weltkrieg zu gewinnen und britischen Einfluss zu sichern. Nach der Niederlage Deutschlands sollte vor allem Frankreich, der zweite Rivale auf dem Kontinent, klerin gehalten werden. Dabei hatten auch Politiker im Wilhelminische Reich um die Gunst des Volkes Abrahams gebuhlt und Versprechungen gemacht. Da Palästina Ägypten an grenzt, besaß und besitzt die Kontrolle über den Suezkanal für Großbritannien höchste Priorität. In der Manier Bismarcks schloss Balfour drei Geheimverträge mit verschiedenen Regierungen, die sich widersprachen, um für drei Szenarien gerüstet zu sein.

Auch den von Lawarece of Arabia geführten arabischen Stämmen machte man Hoffnung auf einen geschlossenen Staat, um sie für den Krieg gegen die Deutschen überhaupt zu motivieren und das Osmanische Reich zu destabilisieren. Fest steht: Der Verrat an den Verbündeten unter der Federführung Balfours war Kalkül. Über 90 Prozent der Siedler im Großraum Palästina waren Araber. In der Balfour-Erklärung werden aber nur die bürgerlichen und religiösen Rechte der „Nichtjuden“ festgelegt, politischen Rechte vorenthalten. Die ansässigen muslimischen und christlichen Bevölkerungsgruppen sahen sich komplett entmündigt und übervorteilt. Die von den Osmanen über vier jahrhunderte gesicherte Autonomie endete mit der britischen Verwaltung ab 1918. https://www.trtdeutsch.com/exklusiv/vorbild-fur-koexistenz-wie-der-frieden-im-osmanischen-palastina-bluhte-15686048

Die dritte große Einwanderungswelle (in jüdischer Darstellung die fünfe alija) erfolgte unmittelbar nach 1933; über eine halbe Million Juden flüchteten innerhalb von fünf Jahren nach Palästina, dem britischen Protektorat. Die Briten bereicherten sich an deren Not, denn um einreisen und bleiben zu dürfen, bedurfte es eines Kapitalistenzertifikats. Die britische Regierung selektierte und für die Landvergabe wurden obligatorisch 1000 Pfund vorab verlangt, noch bevor die Einreisenden sich an der Ersteigerung beteiligen konnten. Alles war ein schmutzige deal und ein großes Geschäft auf dem Rücken der Flüchtenden, inklusive der Bereicherung an der illegalen Zuwanderung nach 1939. Aufstände der entrechteten arabischen Mehrheit waren die Folge.

Nach Kriegsende wollte niemand die Masse an Geflüchteten aufnehmen; die Folge war, dass man sie auslagerte und das lose Versprechen der Balfour Erklärung mit 30 Jahren Verspätung einlöste. Am 14. Mai 48 erfolte die Staasgründung Israel unter dem ersten Ministerpräsidenten des neuen Staates David Ben Gruion https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/520720/14-mai-1948-staatsgruendung-israels/ Die Briten schenkten, was ihnen nicht gehörte. Die arabischen Nachbarstaaten anerkannten weder die Teilung noch den neuen Staat . Noch in der Nacht vom 14. zum 15. Mai 1948 rückten die Armeen Ägyptens, Transjordaniens, des Libanons, des Iraks und Syriens vor: der erste Palästina-Krieg war Fakt. Ebenso die erste historische Niederlage der Araber. Deren Bewohner wurden nach über 400 Jahren aus ihren angestammten Gebieten endgültig und kompromisslos verdängt und umgesiedelt.

Foto Belinda Helmert: Ausblick von detr Sparrenburg auf die Altstadt Bielefelds. Im Vordergrund: die Nicolaikirche und das „Bernstein„. Im Hintergrund das Wiehengebirge, das den Nordosten Nordrhein Westphalens mit dem Südwesten Niedersachsens verbindet und maximal 320 m Höhe erreicht. Die Turmspitzen gewhören zur Neustadt und ihrer Wahrzeichen, der Marienkirche.

Foto Belinda Helmert: Blick von der Sparrenburg im Südwesten Bielefelds auf die Neustädter Marienkirche im gotischen Stil aus dem späten 13. Jahrhundert am Fuße des Sparrenbergs. Kurios: während der Reformation nutzten beide verfeindete Konfessionen das sakrale Gebäude. Das neue Dach des Kirchenschiffs entstand nach der Kriegszerstörung 1947; die Turmspitzen wurden 1966 neu errichtet. https://de.wikipedia.org/wiki/Neust%C3%A4dter_Marienkirche

Folgen der Willkür

Die Gründung des Staates, so moralisch das Anliegen aller Juden auf das Recht der (nationalen) Selbstbestimmung auch ist, erfolgte willkürlich und rücksichtslos, hauptsächlich zugunsten britischer Partikularinteressen. Amerika, in dem die meisten jüdischen Auwanderer leben und nicht selten Minister stellen, sieht sich als Anwalt dieser historisch umstrittenen Staatsgründung. Seither schwelen die Konflikte. Fakt eins ist, dass die Staatsgründung Israels zu Lasten der ansässigen Mehrheit erfolgte, vergleichbar mit dem Landraub der Amerikaner gegenüber den Indianern. Fakt zwei ist, dass die arabischen Nationen, deren Gründung häufig auch eine Folge der Weltkriege ist, die Nation Israel nicht anerkennen und mit Krieg drohen sowie militante Feldzüge führten und führen. Fakt drei ist, dass Israel auch mit Präventivschlägen einem möglichen Angriff zuvorzukommen sucht.

Erstmals geschah dies 1967 im „Sechstagekrieg“ – wiederholt mit Unterstützung der im „Kalten Krieg“ entstandenen Blockstaaten. Die damalige Sowjetunitoion unterstützt nachhaltig die Interessen der Araber, die USA jene der Semiten. https://www.spiegel.de/geschichte/sechstagekrieg-1967-israels-triumph-und-die-fatalen-folgen-a-1150234.html Der Krieg begann am 5. Juni mit einem Überraschungsangriff Israels gegen Ägypten und endete am 10. Juni mit einer vernichtenden Niederlage Ägyptens (bzw. der Vereinigten Arabischen Republik/VAR), Syriens und Jordaniens. Das Unrecht geschah mit Billigung der westlichen Mächte.

Jeder Fünfte auf israelischem Staatsgebiet lebende Bürger ist arabischen Ursprungs. Weder leben sie nur auf den besetzten, widerrechtlich angeeigneten Gebieten Israels noch besitzen sie die gleichen Rechte in einem Staat ohne Konturen. https://taz.de/Anerkennung-Palaestinas/!6009153/ Israel ist ein Artefakt, ähnlich Jugoslawiens und zahlreicher Krisen- und Kriegsgebiete. Religiöse Konflikte sind vorgeschoben, da die hisporische Verantwortung bei den willkürlich handelnden Westmächten um Kulturraum Maschrek „Ort, wo die Sonne aufdgeht“, also dem ostarabischen oder Nahost-Gebiet liegt.

Augenscheinlich verteitigt Israels Regierung nationale Interessen mit denselben repressiven und militanten Mitteln, systemische Gewalt, unter welchem das jüdische Volk jahrhundertelang lebte. Aus der Position des Schwächeren ist jene einer Siegermacht erwachsen. Aus der des Opfers die des Täters. Und aus dem moralischen Recht der Gleichbehandlung das einer Apartheidspolitik. Die deutsche Regierung sieht in ihrer einseitigen Verurteilung arabischer Interessen über diese Gewalt hinweg. Sie nimmt drastische Benachteiligung arabischer Bürger in Palästina billigend in Kauf durch und ständige Zurücknahme des eigenen diplomatischen Einflusses. Die Unilateralität erklärt sic aus Gründen der historischen Kollrektivschuld am jüdischen Volk. Doch Unrecht kann kein Unrecht rechtfertigen, wie der Eichmann-Prozess exemplarisch aufzeigt.

Die Anschläge und jede andere Form der Gewalt sind und bleiben indiskutables Unrecht. Das grausame Vorgehen des israelischen Militantismus mit seiner gezielten Massengewalt im Gaza-Streifen gegen Zivilisten aber grenzt an Genozid. Weshalb anstelle permanenter Verletzung der Menschenrechte keine gezielte Umsiedlung, keine Evakuation erfolgt, ein neutrales Gebiet oder vielmehr eine Autonomie Palästina, ist nur schwer nachzuvollziehen.

Foto Belinda Helmert: Sparrenburg, rechts Teutoburger Wald , ein Gebirge, das Niedersachsen mit Nordrhein Westphalen verbindet und eine maximale Höhe von 446 m erreicht. Auch das Wahrzeichen Bielefelds wurde Opfer des Zweiten Weltkrieges (nur der Turm überstand die Bombardierung) und wurde aufwendiug über 40 Jahre bis kurz vor Mauerfall restauriert. Seit 2014 ein kostenloses Besucherzentrum und Attraktion der Stadt (Eigentümerin).

Foto Bernd Oei: Sparrenburg: der mittelalterliche Turm, wie man ihn nach seinem Verfall kurz vor Ausbruch der Märzrevolution erstmals bestaunen konnte. Im Zuge der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts erfolgte der Wiederaufbau des Turmes, der 1842/43.

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