Philosophiereisen

Vortragsreihe mit Bernd Oei

Philosophiereisen sind meine Vorträge unter der Reihe „Mit mir unterwegs“ Sie bietet die Verbindung von Land und Leuten, Natur, Wein und Poesie, Malerei und Philosophie zu folgenden Regionen:

Mit mir unterwegs

Wadi Rum

Philosophiereisen durch Jordanien

Kulisse der Filmaufnahmen für Lawrence von Arabien. Vorbild für alle, die als Fremde in eine Kultur eintauchen und darin sich selbst wiederzuerkennen vermögen. Die „sieben Säulen der Weisheit“, wer nie auf dem Rücken eines Kamels durch die rosaroten Steinformationen ritt, der weiß nicht, dass Geduld und Achtsamkeit die Voraussetzung von Selbstwert und Freiheit sind. Seven pillars of wisdom, zum Greifen nahe, wenn nur das Kamel, diese Wüstenschaukel, ein wenig schneller vorankäme….

Etsch … arabisch scheint es nicht zu kennen. Voran, schnell, das Kamel ignoriert meine Befehle. Freiheit ist, sich selbst befehlen und gehorchen zu lernen, meinte Nietzsche einst, um dann zu erkennen: je mehr Vernunft ich habe, desto mehr nimmt der Glaube an die Freiheit ab.

Eine Freiheit ist nicht zu haben, ein freier Wille bleibt Illusion. Was uns als Mitgiftgegeben ist bleibt ein Wille zur Freiheit, (die Freiheit zu sein), verbunden mit utopischem Denken. Das unterscheidet den Menschen von den Tieren. Mein Kamel kennt nur den dienenden Geist, freilich fressen will es auch, es bleibt jedoch bei der Einsicht: Wer nicht zu befehlen gelernt hat, der muss gehorchen lernen.

Nicht nur Nietzsche dachte derlei Gedanken, Lawrence von Arabien hat sie praktiziert. Hier in der Wüste, der Wiege aller Weltreligionen, fühle ich jeden Schritt anders. Wie entbehrungsreich muss es sein, in einer Karawane oder allein – obschon die Araber niemals allein weite Wege reiten –zwischen heißer Sonne, Staub und Winden oder in kalten Mondnächten über Dünen zu gleiten.

„Was ist schwer? so fragt der tragsame Geist, so kniet er nieder, dem Kamele gleich, und will gut beladen sein. Was ist das Schwerste, ihr Helden? so fragt der tragsame Geist, daß ich es auf mich nehme und meiner Stärke froh werde. Ist es nicht das: sich erniedrigen, um seinem Hochmut wehe zu tun? Seine Torheit leuchten lassen, um seiner Weisheit zu spotten? Oder ist es das: von unserer Sache scheiden, wenn sie ihren Sieg feiert? Auf hohe Berge steigen, um den Versucher zu versuchen? Oder ist es das: sich von Eicheln und Gras der Erkenntnis nähren und um der Wahrheit willen an der Seele Hunger leiden?Oder ist es das: krank sein und die Tröster heim schicken und mit Tauben Freundschaft schließen, die niemals hören, was du willst? Oder ist es das: in schmutziges Wasser steigen, wenn es das Wasser der Wahrheit ist, und kalte Frösche und heiße Kröten nicht von sich weisen? Oder ist es das: die lieben, die und verachten, und dem Gespenste die Hand reichen, wenn es uns fürchten machen will?

Alles dies Schwerste nimmt der tragsame Geist auf sich: dem Kamele gleich, das beladen in die Wüste eilt, also eilt er in seine Wüste. Aber in der einsamsten Wüste geschieht die zweite Verwandlung: zum Löwen wird hier der Geist, Freiheit will er sich erbeuten und Herr sein in seiner eignen Wüste.

Also sprach Zarathustra, I, von den drei Verwandlungen des Geistes.

Etwa zu der Zeit, in der Nietzsche diese Zeilen schrieb, wurde Thomas Edward Lawrence geboren. Die sieben Säulen der Weisheit, nach deren Prinzipien Lawrence sich richtete, als er die Vielzahl zerstrittener Beduinenstämme während des ersten Weltkrieges im Feldzug und Befreiungskrieg gegen die übermächtigen Osmanen führte, lauten: Redlichkeit, Friedfertigkeit, Sanftmut, Demut, Barmherzigkeit, Unbestechlichkeit und Wahrhaftigkeit. Auf diese Art wird der Mensch frei im Handeln, uneigennütziger Diener der Sache und authentisch zugleich.

Ich besuchte Wadi Rum im Februar 2018. Anlass gaben das Buch von Lawrence, Nietzsches Gedanken über die Wüste und die Freiheit, sowie meine Sehnsucht Petra zu sehen, zu begreifen, was menschlicher Wille vermag. Ohne Kamel jedoch wäre jeder Nomade verloren.