
Foto Belinda Helmert: Das Berliner Trio Trihai in der Kulturscheune Liebenau, Bergstraße Auftritt 29.09. 24 https://kulturscheune-liebenau.de/scheunenpost_artikel/Trio_Tihai_in_der_Kulturscheune_1.html
Klaus Mann ist viel herumgekommen. Unter anderem spielte er lange Zeit im Theater, v.a. Kabarett mit seiner Schwester Erika Mann und der Tochter Frank Wedekinds (Pamela, die allerdings lesbisch ist und Erika begehrt), mit der er zwischenzeitlich verlobt ist.
Il faut finir. Man muss Schluss machen schrebt der homosexuelle Sohn des „Zauberers“ Thoman Mann. Mehrfrach. Er begeht auch einige Suizidversuche. Scheitert, vorerst, wie beim Drogenentzug. Vor als auch nach Mephistpo. Der sich dem NS- System anbiederne Intendant, Schauspielerikone und Regisseur Gustav Gründgens hat triumphiert. Dieser hat erfolgreich die Publikation seines vielleicht wichtigsten Romans verbieten lassen. Dabei waren die drei Theaterbegeisterten ein Trio Infernale. Erika ist mit Gründgens für kurze Zeit verheiratet, Klaus sein Liebhaber. Am Ende aber arrangiert sich Erika mit dem Vater, Gründgens mit den Nazis, Klaus Mann bleibt allein. Eskapaden ja, Eskapismus niemals. https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/klaus-mann-100.html

Foto Belinda Helmert: letzter Auerhahnfuß (ausgestopft) mit Maiks Lampendesingn im Hintergrunjd, Liebenauer Lampenladen, Schaufenstertrödelmarkt
The turning point (Publikation 1942) ist das erste Werk, das Mann in Englisch schreibt. Es ist zugleich sein biografischer als auch sein persönlicher Wendepunkt, denn der heimatlose Herumtreiber ist nicht nur in die USA emoigriert, sondern seit 1936 amerikanischer Staatsbürger und politisch weitsichtig genug, den Kalten Krieg vorauszusehen. Er war begabt und dennoch ungeliebt, im Schatten des übermächtigen Vaters Thomas und deS Onkels Heinrich. Dreifach geschlagen: homosexuell, drogensüchtig, Sohn eines neurotischen Nobelpreisträgers. Dazu, häufig unterschlagen, im Widerstand gegen das widerwärtige Nazi-System und nahezu persönlicher Staatsfeind Hitlers. Der großbürgerlich orientierte Vater, ein selbsterklärter Kosmopolit, sah in ihm dennoch allzu lange einen Hanswurst spielenden Spätpubertierenden. Den goldenen Schuss setzt Klaus Mann sich in Cannes 1949.

Foto Belinda Helmert: Klönschnack, Bronzefigur des bayrischen Bildhauers Fidelis Bentele (1905, Berlin-1987) im südöstlichen Stadteil Hannovers in Kirchrode, Großer Hillen Ecke Tiergartenstraße.
Typen nicht Portraits
Mephisto erscheint 1936 und zugleich erscheint er nicht, denn er wird sofort verboten. Die Persönlichkeitsrechte des Mitläufers Gründgens (1880-1963) galten mehr, so dass der Schlüsselroman (als solchen beziechnet man ein Werk, das auf historische persönlichkeiten gründet). Ein kaltes und böses, vor allem ein zynisches Buch mit persönlichem Hintergrund entsteht, eine Abrechnung mit dem Ex-Schwager (Scheidung 1929), dem neben Heinz Rühmann bedeutensten Vorzeige-Deutschen. Wie weit der Opportunismus führen kann, zeigt kein Werk eindringlicher als causa Hendrik Höfgen alias Gudstav Gründgens.https://www.ardaudiothek.de/episode/buechermarkt-deutschlandfunk/klaus-mann-mephisto-ein-kaltes-und-boeses-buch/deutschlandfunk/63113664/
Erst posthum 1956 publiziert der Aufbau Verlag den Roman, der heute als der bekannteste von Klaus Mann gilt. Der Stil zeichnet sich durch ironische Bissigkeit aus, eine Liebe fürs Detail bei gleichzeitiger epischer Gründlichkeit für das Große und Ganze. Aufgrund der Schilderung einer sehr dichten Atmosphäre im Metier des Theaters und dem Milieu der Nazi-Größen erhalten die Attribute, die zahlreichen Adjektive, eine herausragende Stellung.
Ein Beispiel für die Galligkeit des Autors: „Man weiß ja, daß die großen Herren Sympathie haben für Komödianten.“ In der Tat hatten auch die nazifizierten Neros ihre Dichter nötig, ihren Benn und ihre Philosophen wie Heidegger – große Namen, stellverttrend für so viele Intellektuelle, die glaubten, sie könnten Hitler führen. Umso klar- und weitsichtiger agierte der älteste Sohn Thomas Manns.
Ein zweites Exempel für die filigrane Arbeit mit dem Tranchiermesser Manns handelt über Goebbels: „Seinen Klumpfuß graziös hinter sich her ziehend, eilte er gewandt durch den Festsaal und zeigte dieser Gesellschaft von zweitausend Sklaven, Mitläufern, Betrügern, Betrogenen und Narren sein falsches, bedeutendes Raubvogelprofil.“
Eine Darstellung der wichtigsten Akteure des Romans: Höfgen alias Gründgens, der Ministerpräsident alias Göring, Pelz als Benn, Bruckner als Thomas Mann, seine Tochter Barbara, kurezzeig Höfgens Frau, Erika Mann, Sebastian als Klaus Mann, Nicoletta als Pamela Wedekind, Der Professor als Max Reinhard und Julietta als Andrea Magna Bell, die exostische Exgeliebte Joseph Roths, mit deren Hilfe der Autor vermeidet, was sein Freund Herrmann Kesten von ihm verlangte: Gründgens Homoseyusalität blopzustellen. Im Roman ist Hörfgen nicht einmal ansatzweise bi, sondern wie viele Nazi-Funktionäre sado-masochistischen Praktiken zugänglich. Er unterhält ein verbotenes Verhätlnis mit einer Schwarzen, so wie viele Parteimitglieder sich auch während der Verfolgung jüdische Geliebte hielten. Allerdings ist Höfgen der schwarzwn Vernus in Hörigkeit und Fesselspielen verfallen sein Verrat an ihr trifft ihn schwer, so dass er zwischenzeitlichg zerrüttet ist. Im Gegensatz zum „echten“ Gründgens, der auch in der Nachkriegszeit reüssierte und sich sehr spät das Leben nahm, deutet Klaus Mann das Scheitern seines Anti-Helden am Ende des Romans mehr als an. Eine detaillierte Analyse liefert:

Foto Belinda Helmert: Großen Hiller, ursprl. heidnische Bedeutung Kampfplatz im Stadtteil Kirchrode, ca. 33000 Einwohner, 1907 eingemeindet.
Alle sind für den Frieden begeistert
Der Hanbdlungsspielraum rund um den Aufstieg und bitterbößen Pakt mit dem Nazi-Teufel handelt von 1926 bis 36. Eine Dekade im Tausendjährigen Reich, das seinerseits nur 12 Jahre dauerte. Ein einstiger Marxist wird Hofnarr auf allerhöchstem und meistrespektiertem Niveau. Nicht wenige Künstler werden schwach bei so viel Ruhm. Höfgen ist keineswegs skrupel- oder charakterlos, am Ende aber erliegt er dem Charme der Glamours. Nicht unbedeutend erscheint die Inversion, der Mann durch seine Montage mit Höfgens Paraderolle, dem Mephisto in Faust 1, Vorschub leistet. Als Mime gibt der Hochbegabte den Verführer, Im wirklichen Leben ist er selbst der Verführte. Auf der Bühne der Geist, der gutes will und Böses schafft, dahinter derjenige, der Böses tut, um damit Gutes zu vollbringen.
Die causa Gründgens ist auch deshalb schwer, weil er viele vor den Mördern rettet, indem er noch mehr den Menschnverächtern ausliefert.Um wenige zu retten, muss er inmmer weitere Opfer bringen,m bis am Ende auch von ihm selbst, dem Rest der Ehre oder des eigenen Verstandes, nichts mehr übrig ist. Die Spaltung macht schon der Titel deutlich „Roman einer Karriere“. Eine Zeitkritik. „Alle Personen dieses Buches stellen Typen dar, nicht Personen.“ Gesinnung kan tötlich sein. Damit beginnt das Vorspiel Vorgelesen von Gerald Leiß, https://www.youtube.com/watch?v=5zgQGshAwyI
Der Gestank des Blutes
Über die Diplomaten aus Schweden erfährt der Deutsche, dass er anders lacht als der Skandinavier. Der Diplomat denkt darüber nach und findet am Ende, dass es daran liegen müsse, weil der Deutsche unfrei ist. Der 14. und letzte Teil der gelesenenen Passagen endet mit Höfgens Mutter Frau Bella, die über ihren kranken, einsamen Sohn, desen letzter Eindruck von der schönen leeren Straße, durch die man eben fuhr, handelt. https://www.youtube.com/watch?v=haAEKfQQPNA Seine Verlegenheit der heiteren Taktlosigkeit seiner Mutter gegenüber hat etwas seltsam Entwaffnendes und zeigt, dass es manchmal nicht viel bedarf, um ein moralisches Ungeheuer zum Schweigen zu bringen.
Der letzte Satz (Kapitel 10. Die Drohung) pointiert die Fehlentwicklung, welche entgleist und den Täter zum scheinbaren Opfer macht. Hendrik fragt sich allen Ernstes: „»Was wollen die Menschen von mir? Warum verfolgen sie mich? Weshalb sind sie so hart? Ich bin doch nur ein ganz gewöhnlicher Schauspieler!«“ https://www.projekt-gutenberg.org/mannk/mephisto/chap010.html
In ihrer Dissertation „KLAUS MANN: Das Scheitern am mißratenen Leben“ (Wien, 2009) stellt Birgit Fulton diie Deutungshypothese auf, Vater und ebenso Vaterland wären dem jungen Mann stets fremd geblieben; auf der Suche nach einem männlichen Vorbild sei er auf Gründgens gekommen und eine atavistische Regression die Folge aus seiner Flucht in die Homosexualität und Heroinabhängigkeit. Die Politik, konket die Verfplichtung zum Widerstand, sei daher eine lebenserhaltende, wenngleich den unvermeidlichen Suizid nur prokastrierende Maßnahme gewesen. Integration des Fremden als Eistentialismus pur , Emigration als geistiges Schicksal. https://core.ac.uk/download/pdf/11589501.pdf
Über seinen politischen Widerstand informiert in konzentrierter Form jedoch der Stalindgrad Podcast Folge 161 https://www.youtube.com/watch?v=f48tyAUo3Vs

Foto Belinda Helmert: Pferdepolizei „Reiterstaffel“ von hinten, Präsenz im statistisch einkommenreichsten Stadtteil Hannovers: Kirchrode. 32 Pferde stellt die Stadt. Es handelt sich ausschließlich um Wallache ((kasttreire Hengste) in der Rasse Hannoveraner.
Ein Leben im Dazwischen
Ein treffender Titel zu und über Klaus Mann lautet: „Ein Leben im Dazwischen“; er stammt aus dem Jahr 2009 von Katrin Höcherl. Elf Jahre vorher verfasst eine ehemalige Freundin namens Marlis Thiel einen Dreiklang samt monoton anmutenden weiblichen Artikel: „Die Sucht, die Kunst und die Politik“. https://www.literaturmagazin-bremen.de/autorinnen/t/marlis-thiel Zum Schreiben gehört zuallererst Disziplin. Man muss, das gilt auch für Klaus Mann.
Klaus Mann diente einem Ideal und versuchte es zu erreichen, dabei wurde er jedoch unglücklicher als er es ohnehin schon war. Wer mehr über Marlis Thiel hörend erfahren möchte, sei auf https://www.literaturkontor-bremen.de/audio/podcast-schreibgespraeche/folge-17 verwiesen. Sie nähert sich über den Roman der Biografie und damit auch der Historie an. Das gilt neben Klaus Mann auch für Gottfried Benn (den er überaus schätzte) und für Margaruite Duras. Nebenbei erwähnt: Ihre Promotion führte Thiel gleichfalls zu Klaus Mann. Im nachhinein einer meiner größten Fehleinschätzungen: der Sohn des großen Thomas war sein eigener Kosmos, mehr als nur Mittelmaß. Schreiben kann auch ein täuschendes Wort sein.
„Sehnsucht und Krisenbewusstsein“ ist zudem der Titel der Dissertation (MARBURG; 2020) von Christian Brühl. Damit sollten alle Schlüsselberiffe zu Klaus Manns Schaffenskraft erwähnt worden sein.

Foto Belinda Helmert: Jöhrenshof, Einrichtungsgeschäft in Kirchrode. Verkauft werden in einem ehm. Bauernhaus Geschenkartikel, Möbel, Accessoires, Blumen, Kosmetik, Textilien, Taschen, Schmuck und Küchenartikel. Unteres Bild: Haupteingang und Frotnfassade. Links das Gitter vor der Schweineparade.

Junge Menschen lesen nicht mehr
Ob es stimmt, was Marlis postuliert: die junngen Leute brauchen keine Bücher, sie lesen nicht. Angesichts Baudelaire, an dem wir beide schrieben, sind Verse inzwischen unbekannte Blumen und nicht mehr böse zu nennen. Drittklassigkeit reüssiert, Besonderes wird gerne übersehen. Die Entdeckung Manns: ist das Stadtkind als Spiegelbild einer negativen Gesellschaftsentwicklung. Der Literat personifiziert sich die Stadt als „brutales Gewaltgesicht.“
Damit Kunst entstehen kann, bedarf es Einsamkeit. Das merkt man Klaus Mann an, physisch wie psychisch. Er erkannte und durchschritt die Konfliktlinien der zeitgenössischen Industriegesellschaft. Einzig der kindliche Geist vergleicht nicht. Trurige Sätze entstehen. Etwa dieser: „Die Zeit ist nicht dazu geeignet, in ihr glücklich zu sein.“
Philosophisch bewegt sich Klaus Mann zwischen Nietzsche und Bloch, Rausch der Weltbejaung hier, marxistisches Kollektiv dort. Ästhetik, kompromisslos, selbst in der Politik zu suchen. Schreiben als eigentliches zu Hause eines Nomaden, der wie Jsoeph Roth ausschließlich in Hotels lebte und immer mit dem Koffer in der Hand. Gesinnung als der eigentliche Pass.
Damit ein Roman heute berühmt, der autor reich wird, muss er verfilmt werden. Es kommt zur Pointe: Die DDR will den Roman von Klaus Mann nicht verfilmen – trotz jahrelangen Flehens und Bittens. Der Westen tut es. Der Film, einew westdeutsch-ungarische Coproduktion mit Klaus Maria Brandauer als Gründgens alias Höfgen gewinnt 1982 den Oscar. Auch er endet ironisierend mit den Worten: „Was wollen die von mir? Ich bin doch nur ein Schauspieler.“
Dank Brandauer wissen die jungen Leute vielleicht doch, wer Klaus Mann gewesen ist.

Foto Belinda Helmert: Kaffeeautomat im Lucca, Restaurant in der Tiergartensttraße Kirchrode. https://www.lucca-ecco.de/
Verboten, weil zu wahr
Noch einmal von vorn: «Mephisto» erschien erstmals 1936 im Amsterdamer Exilverlag Querido, 1966 wurde seine Verbreitung in der BRD gerichtlich verboten, 1981 erschien trotz des Verbots eine Neuausgabe. Der Roman wurde zu einem Kultbuch: eine exemplarische Geschichte über Anpassung und Widerstand, Karrieredenken und künstlerische Moral.
Der Grund des Verbots und das ist der eigentliche Skandal, liegt in der ungeschmikten Wiedererkennbarkeit der handelnden Personen. Man kann verstehen, wieso ein Mensch seine Freunde verrät – dies geschah auf beiden Seiten und in allen konkurrierenden Systemen um den besseren Menschen an sich – doch nur schwer ertragen, dass man selbst oder der Vater vielleicht, ein solcher Mitläufer und Wendehals gewesen ist. Denn die nazis waren ja böse und man selber sicherlich nicht. Man hat nicht getötet, bestenfalls hat man es eben nicht besser gewusst.
Der erfolgreichen Neuausgabe vorausgegangen war 1979 die dramatisierte Fassung von Ariane Mnouchkine im Pariser Théâtre du Soleil, und es folgte 1981 die Verfilmung des Mephisto von István Szabó; bizarrerweise denkt mancher, erst wäre das Drama oder der Film gewesen und danach das Buch, der Roman.
Erster Satz, abgesehen von der Vorrede: „Der Propagandaminister — Herr über das geistige Leben eines Millionenvolkes — humpelte behende durch die glänzende Menge, die sich vor ihm verneigte.“ Die Bewegung, das Schauspeilhafte, die Poropaganda – kann Kunst Propaganda überhaupt entkommen ? stellt sich die Frage. Zweiter Satz, klar präzuise und gleichermaßen hoheitsvoll und metaphysisch: “ Eine eisige Luft schien zu wehen, wo er vorbeiging.„
Bei Mann ist das so: man kommt, geht, der nächste kommt und geht. Pause ist eigentlich nie. Er sammelt alle Eindrücke, hebt sie auf wie Zigarettenstummel, vergisst die Asche nicht, wenn sie kalt geworden ist.
Höfgen berauscht sich an der Macht. Nur etwas anders als ein Politiker, denn er will nicht Höfgen sein, sondern ein anderer, der Macht azusübt.“ Wenn er Publikum sein sollte, Mensch unter anderen, fühlte er sich befangen und oft verstört;“ Was also bleibt vom Gehen, Stehen und Kommen? Nicht mehr als kalte Asche im Raum. Zumindst, wenn dem Drang zur Größe die Enge des inneren, des eigenen Käfigs, vorausgeht. Wenn einer die Bedeutungslosigkeit fürchtet, weil er sich selbst nicht genug ist, dann bleibt ihm nur die Flucht in eine gespielte Rolle. Am Ende wird aus Gesinnung nur vorgespielte Neugierde.

Foto Belinda Helmert: der teuerste Grappa im Ristorante Lucca. Unter dem Restaurant befindret sich ein Weinkeller, in dem auch Grappararitäten lagern.
Der deutsche Künstler prostituiert sich
Am Anfang hasst Höfgen die Nazis, Ihre Ideoloogie verachtet er als kleinlich und dumm. Vielleicht, weil er selbst nur bewundert, was nicht in ihm ist. Die arischen Botschaften aber stecken schon lange in ihm, als er noch denkt, er habe eigene Überzeugungen, die sich dieser Ideologie widersetzten.
Klaus Mann wurde am 18.11.1906 in München geboren, als zweites Kind von Thomas und Katia Mann, nach seiner „Zwillingsschwester“ Erika. Bis zu Mephisto sind sie wie Pech und Schwefel, teilen alles, sogar die Geliebten miteinander. Sie entdecken den Krieg als Erziehung zur Selbstverpflichtung. Das Plitische ist vom Ästhetischen, vom Erotischen nicht zu separieren. Erika trennt sich von ihrem Mann wie Barbara von Hendrik, als sie seinen Opportunismus bemerkt. Schließlich geht es Klaus Mann darum, den Typus des deutschen Künstlers zu zeigen, der, um des Geldes und um des Ruhmes willen, sein Talent an die blutbefleckte Macht verkauft. Aus Anstand kann man schweigen. Aber auch aus Berechnung:
„Er vermied es aufs sorgsamste, ein wahres Wort zu sagen.“ Auch dieser Satz ist klar wie eine Winternacht und weiß wie Schnee, unter dem sich viel Gedachtes, aber ungesagtes, ja trotzig Verschwiegenes, zu verbergen weiß.

Foto Belinda Helmert Acryl, Spachteltechnik Paula Stöver, Worpswede, 1936., Fund im Schaufenstertrödel Liebenau. Unteres Bild Detail, Signatur Stöver. Paula Stöverist eine deutsche Künstlerin, die 1918 in Bremen geboren wurde. Sie studierte nach ihrer Schulausbildung an der Kunstschule in Bremen. In Hamburg war sie zudem Schülerin des Kunstmalers Bösche. Ihre Vorlieben gelten der Blumen- und der Landschaftsmalerei, oft in den Motiven ihrer niedersächsischen Heimat. Viele Werke waren Teil zahlreicher Ausstellungen, vorwiegend im hanseatischen Raum.

Blindheit der Sehenden
Der Vaterfigur Thomas, die sich im wahren Leben doch reichlich spät für die Emigration entschied und im Gegensatz zu Onkel Heinrich sogar mit dem System der Lüge kokettierte, ist der Großliberale Bruckner. Er stellt fest, was sowohl Zeitgeist ist als auch zeitlos (kaum heute wegzudenken)
„Es bereiten sich hier Dinge vor, die mich entsetzen — und das Schaurigste ist, dass die Menschen, mit denen ich Umgang habe, die Gefahren nicht zu bemerken scheinen. Man ist geschlagen mit Blindheit.“
Deutschland Ende der Zwanziger Jahre erscheint wie ein einziger Wartesaal, einer der Gemeinplätze und der Agonie. Höfgen aber ist nicht blind und schon gar nicht gelähmt. Er sieht zu, wie seine Moral, seine innere Haltung, sein Gewissen sich auflösen. „Jetzt habe ich mich beschmutzt,“ Er reflektiert, doch es ist so, als ob er der Rgeisseur wäre und einen Schauspieler analysiert, durchleuchtet und alles seinen Gang gehen muss. Es geht ja nie um ihn,m immewr um die Rolle und die Ausführung. Am Ende steht auf beiden Seiten „Unversöhnlichkeit“- die Kommunisten und die ehemaligen Freunde des Star-Schjauspieler und Intendanten trennt eine Mauer von Höfgen und ebenso eine Mauer trennt ihn von den falschen Freunden in den Uniformen, die er im Grunde weiter verachtet wie sich selbst.
Schizpohrenie hat einen kurzen, doch kölangvollen Namen: Erfolg. Klaus Mann hat dies gewusst und sich aus dem Staub gemacht, bevor er ihn einholen konnten.

Foto Belinda Helmert: Aus Holz austretendes Harz, Schaufensterflohmarkt Liebenau

Foto Belinda Helmert: ehm. Bahnhpof in Liebenau, seit 1968 privatisiert. Der 1910 erbaute Bahnhof Liebenau an der Strecke Nienburg-Uchte-Rahden bekam eine besondere Bedeutung im Jahre 1939 mit dem Bau der “Eibia GmbH Anlage Karl”, einer der größten Explosivstoff-Fabriken in Deutschland
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