Das Weib im Manne

Rezension eines Theaterbesuches am Nienburger Hornwerk, 19.10. 2024

Foto Belinda Helmert: Nienburger Nachthimmel über dem Theater am Hornwerk

Die Vorschussloorbeeren

Frecher, witziger, moderner und unterhaltsamer kann man eine Geschichte um Shakespeare nicht auf die Bühne bringen. Erst recht, wenn sie von David Safier stammt! Zitat: https://www.komoedie-bs.de/fileadmin/user_upload/Komoedie/Daten/Downloads/2024/WEB_Flyer_Plo%CC%88tzlichShakespeare_8-Seiter_2024_BS.pdf. Der Autor mein Jahrgang, geboren in Bremen, ist bereits zu Lebzeiten Legende und Kult. https://www.rowohlt-theaterverlag.de/theaterstueck/ploetzlich-shakespeare-6125. Der Inhalt seiner Komödie, Shakespeare (1564-1616): ein historisches Denkmal. Eine Komödie in 18 Szenen (10 vor der Pause) von einem Erfolgreichen über einen Erfolgreichen verspricht Kurzweil. Erst recht, wenn das Urheberrecht bei Rowohlt in HH liegt (haha, phonetische Pointe).

Foto Belinda Helmert: offizielles Plakat zum Stück Plötzlich Shakespeare von David Safier

Das Team (der Stuff)

Populäre Besetzung: Als Regisseure zeichnet das Duo Florian Battermann (1973, Hannover) und Jan Bodinus. Der anglophile Battermann studierte Germanistik und Geschichte, was ihn vielleicht zu diversen historischen Bezügen im Stück und die Wahl des Handlungszeitreaums 1594 inspiriert haben dürfte. Wer bereits im Alter von 27 Jahren stellvertretender Leiter in Bad Godesberg sein darf und wenig später in Braunschweig ein festes Ensemble führt, sodann sogar eine saisonal bespielte open air Bühne dort hinzufügt, dem ist einiges gelungen auf den Brettern, welche die Welt bedeuten. Schließlich gründete auch Shakespeare ein eigene Institution, das Globe Theater; um die Jahrhundertwende. Sein Berliner Kollege Bodinus wartet zwar nicht mit einem Wikipediaeintrag auf, ist aber über das Neue Theater Hannover, das auf Burlesken ausgerichtet ist, hinlänglich bekannt. https://www.neuestheater-hannover.de/person/jan-bodinus/

Insgesamt fünf Schauspieler mimen mindestens Doppelrollen, die im Jahr 1594 und 2024 angesiedelt sind und im flotten Wechsel alternieren. https://www.komoedie-bs.de/theater/komoedie-on-tour/2024/2025/ploetzlich-shakespeare Die Hauptrollen auf der Suche nach der wahren Liebe nehmen die gebürtige Niederrheinländerin Daniela Michel (Sie spielt die Lehrerin aus Wuppertal, die in Shakespeares Körper muss) und der Kölner Thomas M. Held (Er verkörpert das Theater-Genie in einer Lebenskrise), der aus Kino- und Fernsehproduktionen Leinwandpräsenz mitbringt. Auch die jüngere Kollegin Mia Geerse stammt aus der Niederrheinregion. Ihr bleibt es vorbehalten, u.a. die Königin und die Herzogin von Essex, sowie die erfolreriche Zahnärztin in der Neuzeit zu minmen. Schauspieler Armin Riahi aus Düsseldorf (eher im TV als aus dem Theater kommend) und der gebürtige Sachse Kristof Stößel, der hauptsächlich an rheinischen Theater in Wuppertal wirkt, komplettieren die Komparsen.

Foto Belinda Helmert: Bühnenbild, Schlusszene, Plötzlich Shakespeare.

Der Plot

Rosa ist unglücklich darüber, dass sie ihren Jan an eine vermeintlich hübschere und zielstrebigere Rivalin verloren hat; zudem durch einen dummen Seitensprung. Überzeugt, dass „er“mein Jan“ ihre einzige große Liebe ist und sein kann, versucht sie alles, um ihn zurückzugewinnen und die bevorstehende Hochzeit zu sabotieren. Dabei wird sie in nach London ins Jahr 1594 versetzt, wo die britische Königin und Schwesternmörderin Elisabeth Probleme damit hat, aufständische Katholiken, vom Erzfeind Spanien untersützt, in Schach zu halten. Nicht genug damit: Rosa findet sich im Körper Shakespeares wieder, der gerade mit der Frau von Vizeadmiral und Weltumsegler Francis Drake (1540-1596) geschlafen hat und von diesem gestellt, um sein Leben kämpfen muss.

Shakespeare ist zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre alt und steht am Scheideweg. Im Stück ist er Witwer und seitdem haltlos, ein Trunkenbold, Weiberheld, Chauvinist und in Geldnöten, der sich seinen Lebensunterhalt mit schmeichelnden Versen für die Aristokraten verdienen muss und der noch keines seiner weltberühmten Stücke geschrieben hat. Wenngleich der Verlust seiner geliebten Ehefrau als Krisenauslöser erfunden ist – Anne Hatheway, die der Dichter sehr jung ehelichte, überlebte ihren Gatten – so war sein Ruhm doch keine Einbahnstraße und 1594 das Jahr des Durchbruchs der Shakespeare-Mania.

Die Kerngeschichte ist übersichtlich. Rosa braucht den Dichter, um über die wahre Liebe zu erfahren und in ihren Körper, ihre Zeit, ihr Leben zurück zu dürfen. Der Schauspieler und angehende Dramatiker braucht seinerseits Rosa, die seine Stücke kennt und ihm daher einige Inspiration zu liefern vermag, um wirklich Bedeutsames und Tiefsinniges zu schreiben. Sie sind aufeinander angewiesen, da er für seine Zeitgenossen so lange unsichtbar und unhörbar bleiben muss, bis sie wieder aus seinem Leib verschwindet. Zudem muss sich der Poet über die Lage der Frau bewusst werden und seine Misogynie überwinden. Unter anderem wird er in der Moderne auf der Hochzeit von Rosas Rivalin mit dem noch geliebten Jan von massiven Menstrurations- und Blasenbeschwerden übermannt.

Foto Belinda Helmert: Szene „Blaupause“ aus Safiers „Plötzlich Shakespeare“

Die Bühne

Das Wanderstück fährt mit einem großen Truck on Tour. In Nienburg am Honrwerk (Motto: Bühne braucht Publikum) spielte es lediglich einen Tag, am 19.10. 24. Das Theater mit seinen 629 Plätzen war zu zwei Dritteln gefüllt. Steilränge ermöglichten auch bis in die letzte Reihe vortreffliche Sicht und Akustik.

Im Jahr des Mauerfalls wurdeauf historischem Festungsgelände das Nienburger als modernes Gastspieltheater eingeweiht. https://theater.nienburg.de/portal/seiten/theater-auf-dem-hornwerk-902000083-21501.html Verglichen mit der Größe der Stadt am Fluss ein genius loci, der schon zahlreiche Prominenz und im Jahr etwa 50 000 Besucher an die unmittelbar dahinter abfließende Weser gezogen hat.

Ein festes Schauspielhaus besitzt Nienburg erst seit 1959; traditionell wurden Stücke aus Hannover „geliehen“ und mit deren Crew an der Burmende aufgeführt. Auf diese Weise lernte das Publikum internationalte Größen wie Senta Berger kennen. Das Honrwerk, eine in den Graben vorgeschobene Bastion, stammt aus dem 30 jährigen Krieg. Eine militärische Festung also, die sich in eine theatralische wandelte. Der Besucherandrang seit 89 gehört proportional zu den höchsten in Gesamtdeutschland. https://www.dieharke.de/lokales/nienburg-lk/auf-dem-hornwerk-ist-seit-jahrhunderten-theater-NX4U3DU34HP3WYVYNUCUEJ6IGV.html

Foto Belinda Helmert: Nienburg, Theater am Hornwerk, Pausenraum

Die Analyse

Zunächst die Auflösung der Handlung und des Konfliktes: Shakespeare gelingt es durch Rosa, ein anderes Frauenbild zu entwickeln, was sich so notwendig wie hilfreich auf seine künftigen Charaktere auswirkt. Er beginnt das Alte, die verstorbene Gattin, loszulassen und sich somit auf Neues einzulassen, anstelle es zu verdrängen und zynisch sein Glück in wechselnden Frauenbekanntschaften, Bordellen und Spielunken zu suchen. Er konzentriert sich auf seine poetische Gabe und nutzt die ihn auszeichnende Vitalität, ein Theater zu gründen. Roter Faden hier: aus dem ursprünglich seichten Schwank „Hamlet“ (Rein oder nicht rein lauet die Frage) entwickelt er durch die Bekanntschaft mit Rosa eine ernszunehmende Tragödie (To be or not to be). Shakespeare lernt, dass Schönheit von innen kommt. Aus seinem schönen Kalauer wird endlich Tiefe, die Jahrhunderte überdauert.

Rosa lässt ihren Jan gleichfalls in Frieden ziehen. Sie hatten ihre Zeit, ihre Chance, er hat sich anders entschieden. Sie lernt, auf eingenen Füßen zu stehen und sich nicht nur als Frau an seiner Seite zu schätzen, zumal die Grundschullehrerin aus Wuppertal erkennt, dass sie selbst kreativ sein kann, humorvoll und charmant. Auch sie schwört den Exzessen mit Alkohol und Männer auf Reset ab und wird, was sie von Natur aus ist, bodenständig. Sie weiß nun, dass Liebe nicht dadurch tiefer oder liebevoller oder ehrlicher wird, indem man alles dafür tut, dass einen der andere genauso zurück liebt.

Künstlerisch wirken zwei Gesichtspunkte zusammen: das tragisch-komische Element. Wer zur rechten Zeit das Falsche tut, etscheint komisch und wer zur Unzeit das Richtige macht, tragisch. Rosas Entscheidung, Jan seinen Frieden zu lassen, ist von tragischer Größe, da sie darauf verzichten muss, eine zweite Chance zu erhalten. Sie ist komisch in ihrer Befreiung, denn sie hört auf, sich mit der scheinbar Schöneren, Jüngeren, Erfolgreicheren, Klügeren, zu vergleichen.

Möchte man die Historie mit einbinden, so steht einerseits die Königin als Paradebeispiel für den tragischen Konflikt, zwischen Liebe und Vernunft oder Leidenschaft und Kalkül, jeweils Letzteres wählen zu müssen. Auch wenn anklingt, dass sie in erster Linie für sich und nicht das Volk entscheidet, so muss eine Person von Rang und Verantwortung, das Privatvergnügen hinantstellen oder demissionieren. Beides geht nicht. Auch wenn die physische Zuneigung der Queen zu Shakespeare eher eine Erfindung sein dürfte, da historische Quellen über eine Affäre Elisabeths mit Shakespeare nirgendwo belegt sind, verdeutlicht die vereitelte Liaison die Kluft zwischen Person und Persönlichkeit im öffentlichen und im privaten Leben.

Historische Figuren wie Shakespeare, die Queen, Francis Drake, werden naturgemäß von den Nachgeborenen überhöht und damit myhologisiert. Wir wissen nicht, wie sie privat waren und was sie fühlten oder dachten. Bei Shakespeare ist ungewiss, wie er aus dem Schatten Christopher Marlowes (1564-93) trat, ob er möglicherweise nicht sogar an die Stelle des Toten trat (also alles auf eine inszenierte Verwechslung hinausläuft). Sicher ist, der Stil Shakespeares änderte sich gravierend mit dem Ableben des vordem größten und bedeutendsten britischen Barden.

1594 ist keineswegs zufällig gewähltes Datum: Drakes Untergang auf hoher See, das Bündnis Englands mit Frankreich gegen Spanien, Shakespeares Theatergründung, die eiserne Hand der majestätischen „Jungfrau“ (das elisabethanische Zeitalter) zeichneten sich darin ab. Ein Schicksalsjahr für England und weil die Bretter der Welt zugleich die Weltbühne bedeuten, auch für den gesamten Kontinent.

Foto Belinda Helmert: Skelett am schwarzen Keiler, Restaurant in der Nienburger Altstadt mit Piraten-Musik und Deko an jenem Theaterabend

Humor ist, wenn das Publikum lacht

Wenngleich es unstimmig schwierig bleibt, neutral oder objektiv über Erfolg und Qualität des Humors zu urteilen, sei der Versuch unternommen. Mainstream ist Safin, kann Safin und wohl auch das handwerklich geschulte Ensemble. Daniela Michel erscheint jedoch mit der tragenden Doppel-Rolle allerdings überfordert, interpretiert sie (oder ist das Regieanweisung?) zu hysterisch. Sie möchte die hyperaktive Frau der Moderne, zwiegespalten wie sie ist, persiflieren. Ob man deshalb immer eine Spur überdreht performen muss, sei dahingestellt. Das Publikum applaudierte kräftig, bei allen Schauspielern, also hat es vielen nicht missfallen. Andererseits klatschen viele Klaqueure aus Respekt und Höflichkeit: frenetischer Applaus hört sich anders an und es kam auch nicht zu mehreren „Vorhängen“. Alles in allem wirkten die Schauspieler, als gälte es, den letzten Bus zu bekommen.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht und bekannterweise ist es auch Privatsache. Ich gehe dazu nicht in den Keller, doch ins Theater muss ich nicht, um mir Zoten anzuhören, die sich halt reimen. So etwa, als einen geiler Poet sich fragt, ob der Dichter ganz dicht ist und ob die entscheidende Frage bei einer Frau so lauten muss rein oder nicht rein?

Auch die mehrfach wiederkehrenden Duellszenen zwischen William und Drake, das damit verbundene Stolpern und Holpern, erreichen mich nicht; sie fallen weder unter Situationskomik noch in die Rubrik Akrobatik. Wenn dann noch das Lispeln einer Shakespeare-Bewunderin, die an diesen unbedingt ihren Keuschheitsgürtel verlieren will dafür herhalten muss, um Bauchmuskeln zu strapazieren, nun ja. Oder Rosa zum ersten Mal, weil sie ja in Shakespeares Körper stevckt, Eier fühlt und die Hose zwickt, ach geh.

Ob ich es lustig finden muss, dass Rosa in betrunkenem Zustand sich für eine andere Pateientin ausgibt, um in die Praxis ihres Zahnarztes Jans zu gelangen, dort aber auf die Rivalin trifft, die ihr dann süffissant einen Zahn zieht – ohne Betäubung. versteht sich ? Nicht nur die Ehe, auch der Humor ist bekanntlich ein weites Feld. Das gilt auch, um ein letztes Beispiel zu bemühen, für die Einbindung von Lokalkolorit. Aus Wuppertal wird Wunstorf, zumindest nach und beim Stottern, als beide, Rosa und William, auf einem Esel oder Pferd zur Lady of Essex reiten, um sie mit Shakespeares Versen in Wallung zu bringen.

Foto Belinda Helmert: Weserschlösschen, Theaterklause in unmittelbarer Nachbarschaft zum Theater am Honrwerk mit Meerbach, der in die Weser mündet.

Zwischen Tragödie und Komödie

Ein errnstes und zugleich komisches Sujet in „Plötzlich Shakespeare“ ist die Macht (die Wirkung) der Worte auf Gedanken. Es bleibt William als Poet vorbehalten, die Zunge der Reichen und Mächtigen zu sein, um politische oder amouröse Geschick zu leiten. Konsequenterweise müssen Shakespeare/Rosa mit ihren Zitaten aus künftigen Dramen und Komödien, immerr wieder das Liebesleben der höheren Kreise in Schwung bringen. Dabei stoßen wiederholt Trivialitäten wie der eigene Liebekummer und das leidige Thema Fremdgehen als Therapie, Fremdschämen als Heilung, auf historisch bedeutsame Schlachten und Entscheidungen wie die vernichtende Niederlage der spanischen Amada und Tausende von Toten während der britischen Religionskrieg, zumeist den Sympahtisanten Maria Sutarts.

Der Drink Bloody Mary ist übrigens nicht, wie im Stück angedeutet, auf die Enthauptung der königlichen Schwester Elisabeths zurückzuführen, sondern auf Hollywood. Summa summarum blieben die Witze flach bis vorhersehbar (wer des Reimens halbwegs mächtig ist).

Erhaben wurde das Stück, wenn ungeschminkt aus Shakespeares Vorlage, Der Sturm und Was ihr wollt, zitiert wurde. Leitmotiv: die Vergänglichkeit des Schönen und invers die Ästhetik des Vergehens und Schwindens. So wird nebenbei die Askese der trauernden Witwe Maria of Essex als Verliebtsein in die Melancholie enttarnt.

Persönlich hat mich das Stück tief enttäuscht, gerade weil ich nichts als Leichtigkeit oder Komik erwartete. Da heutzutage gerne klassische Stücke durch Regieanweisung (so genanntes Regietheater) kaum noch wiederekrennbar sind, dafür vermehrt verfüttert werden an Menschen ohne Theaterhintergrund und Horizont, schien es doch unmöglich, eine seichte Komödie durch Trivialität zu zerstören. Der Gegenbeweis ist angetreten.

Foto Belinda Helmert: Theaterklause mit Aussicht auf überdimensionierte Pferdeskulptur von Gerhard Marcks. Der „wiehernde Hengst“ entstand zur einwihung des Theaters 1989.

Wie es euch gefällt

Ala Quantum Trost bleibt, wenn man die Zeilen aus Twelfth Night („Was ihr wollt“) bedenkt, da es hier auch primär um Identitätskrisen und Rollenspiel geht. Wir sind Schauspieler auf der Bühne wie im Leben. Nicht zu vergessen, dass im Zeitalter Elisabeths nur männliche Mimen spielten und es komisch anmutet, wenn ein Mann eine Frau spielen muss, die sich als Mann verkleidet. „Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Menschen nur Schauspieler.“

Diesen Satz, von F.W. Schlegel aus „Twelfth Night“ übersetzt, sprechen sowohl Rosa als Shakespeare (in seinem Körper gebunden) als auch Shakespeare als Rosa (auf der Hochzeit, als Rosa erscheinend) aus. Er stammt damit aus dem Jahr 1601: das Jahr, in dem der historische Earl of Essex (im Stück ist er gefallen) ein Attantat auf die Queen misslingt und er hingerichtet wird. Ob wir Menschen, da wir alle Schauspieler sind, deshalb alle auch Witzteufel sein müssen?https://kunstfreunde.koeln/events/kunstspaeti-die-ganze-welt-ist-eine-buehne/

Verwechslungen sind prinzipiell komisch. In Safiers Stück geht es hautsächlich um Rollentausch. So komme ich nicht umhin, mit eingestehen zu müssen, dass dieses Zitat über den fließenden Übergang von Wirklichkeit und Fiktion „Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler.“ doch einem anderen, zur Verwechslung gereichenden Komödie entlehnt ist: „Wie es euch gefällt“, 1599, im Original „As you Like it“ .

Hier spielt eine Rosalind, nicht wie im Stück der Einfachheit halber betont eine Rosa, die tragende Rolle. Es bleibt Jaques vorbehalten in der siebten Szene im zweiten Aufzug zu sagen https://www.projekt-gutenberg.org/shakespr/gefaellt/geflt27.html:

Die ganze Welt ist Bühne
Und alle Fraun und Männer bloße Spieler.
Sie treten auf und geben wieder ab,
Sein Leben lang spielt einer manche Rollen
Durch sieben Akte hin
.

An dieser Stelle mokiert sich der Dichter durch den zynischen Aristokraten Jaques über Verliebte, die am Ofen seufzend, Jammerlieder anstimmen und ihre Umgebung damit terrorisieren.

Foto Belinda Helmert: Kronleuchter im Nienburger Theater am Honrwerk.

Die ganze Welt ist eine Bühne

cross-casting, die Besetzung weiblicher mit männlichen Rollen, bleibt auch hier das dominante Thema, das „Plötzliche Shakespeare“ mit seinen Vorlagen bzw. den Originalen verbindet. Es ist zudem das erste Stück im eigens für Shakespeare erbauten Global Theater, in dem der Dramatiker erstmals dem Zuschauer hinter der Bühne zeigte, wie Schauspieler ihre Rollen ablegen bzw. wechseln. Dadurch wird deutlich, dass er bewusst eine andere Figur aus sich macht, aber auch, dass er selbst in einer Rolle steckt und sich gleichzeitig neben sie stellt.

Am Ende des Stücks kehrt Rosalinde in ihre alte Rolle als Frau zurück, streift ihre Hosenrolle ab und nimmt im Hochzeitskleid ihren Platz als Frau ein. Ihr letzter Satz, ans Publikum gewendet (sowohl die Hochzeitsgäste als auch die im Theater) lautet sinngemäß: Wäre ich eine Frau, so wollte ich so viele von euch küssen, als Bärte hätten, die mir gefielen.

Der Ausspruch von Jaques: „Die ganze Welt ist Bühne“, bezieht sich möglicherweise auf den Wahlspruch des Globe Theatre, des öffentlichen Theaters in Southwark (heute ein Londoner Stadtteil), in das Shakespeare mit seiner Theatertruppe eingezogen war: „Totus mundus agit histrionem – „Die ganze Welt gibt sich als Schauspieler“. (Hypothese aus: https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/wie-es-euch-gefaellt/6832)

Foto Belinda Helmert: Weserufer unmittelbar hinter dem Theater am Honrwerk mit ehm. Stadtmauer

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