Ketziner Stechlin

Foto Belinda Helmert: Potsdam, Brandenburger Tor (aus dem Bus) . Es steht am Luisenplatz, stammt aus dem Anfang des 18. Jahrhundert und begrenzt im Westen die Fußgängerzone. https://www.potsdam-museum.de/de/artikel/panorama-2

Fontane ante Portas

Theodor Fontane, 1819 in Neuruppin, etwa 80 km nördlich von Potsdam geboren, verweilte einige Zeit auch in der ehemaligen Residenzstadt. Das lässt sich anhand von Romanen und Gedichten sowie von Aufzeichnungen aus den Tage- und Notizbüchern des Dichters nachweisen. So findet die mit dem Schloss Sanssouci verknüpfte Landeshauptstadt Brandenburgs ihren Widerhall in der Novelle „Schach von Wutthenow“. Zudem wohnte hier lange Theodor Storm, der zweite prominente Vertreter des bürgerlichen deutschen Realismus, mit dem Fontane lebenslang befreundet blieb.

Auf dem Pfingsberg und ihren legendären Schlosspark in Potsdam befindet sich auch die Villa Quant, in der das 1935 gegründete Fontane Archiv untergebracht ist. https://www.fontanearchiv.de/ueber-uns/villa-quandt

Die Märker, wie Fontane die Menschen aus dem Brandenburger Land heißt, sind vielleicht wie alle anderen auch: „Die Märker haben viele Tugenden, wenn auch nicht ganz so viele, wie sie sich einbilden, was durchaus gesagt werden muss, da jeder Märker ernsthaft glaubt, dass Gott in ihm und seinesgleichen etwas Besonderes geschaffen hat. So schlimm ist es nun nicht…….“ Fontane hat sich in der Natur glücklich gefühlt, doch er glaubte, der Großstadt gehöre die Zukunft. https://www.maz-online.de/kultur/war-fontane-ein-versteher-der-mark-RBJUVUJNI73MEO7RFBTPFUMQHU.html

Fontane besaß vieles, unter anderem auch Humor. Er sah die Welt nicht so finster wie einige seiner Zeitgenossen und folglich besitzen seine Werke selten nur düstere Züge oder in Katastrophen und Tragödien endende Seiten. Die Mark Brandenburg war eben seine Heimat, dort lagen seine Wurzeln und das war gut so. Als Realist im Allgemeinen und als Apothekerim Besonderen den Naturwissenschaften verbunden, las er Schopenhauer regelmäßig, ohne sich zum Menschenfeind zu wandeln. https://www.schopenhauer.de/wege-fontane-schopenhauer

Foto Belinda Helmert: öffentliche Toilette nahe dem Luisenplatz

Foto Belinda Helmert: Potsdamer Straße, Stadtteil Bornim.

Das Fehlen der Handlung als Symptom der Zeit

Sein unmfangreiches Werk endet mit „Der Stechlin“, einer Gemeinde in der Oberhavel, der nach einem der größten und vor allem dem tiefsten See der Mark Brandenburg benannt ist. Zwei Jahre schrieb Fontane an seinem dicken Roman, der posthum publiziert wurde. Wenn man mich fragt, was darin geschieht, so antworte ich „nicht viel“. Ohne nachzuschlagen in Inhaltsangaben oder Analysen, was bleibt einem da im Gedächtnis? Es ist die Kultur des Dialogs, die zählt. Nun kann man die Handlung nachlesen unter https://www.xlibris.de/Autoren/Fontane/Werke/Der%20Stechlin

Möglicherweise ist der heimliche Held ein Fisch. Immerhin ist die endemische Stechlin-Maräne nach Fontane benannt. Aber natürlich sind auch die Hauptpersonen, Vater Duislav und Sohn Wodlemar von Stechlin nach dem Titel oder umgekehrt benannt.

Der Roman ist reich an Muse, an Gedanken und arm an Ereignissen. Er entschleunigt. Das Fehlen einer Handlung ist einerseits charakteristisch für die Zeit und gleichzeitig untypisch für das Ende des 19. Jahrhunderts, in dem die Wissenschaft und Technik ihren Durchbruch erlebte. Der Stechlin erzählt von See und Schloss Stechlin, die in der Grafschaft Ruppin liegen. Das macht seine Trägheit oder auch seine Tiefe aus.

Dem See sagt man nach, dass er zu brodeln beginnt, wenn „auf der anderen Seite der Welt“ Katastrophen, Erdbeben und Revolutionen sich ereignen. Er bildet daher ein Gegengewicht, eine Antipodenschaft zum hektischen Getriebe der Industrialisierung und des Kapitalismus. Die Gesellschaft mag sich verändern, der See schlägt bestenfalls kleine Wellen.

Eigentümer des Sees ist der Major a. D. Dubslav von Stechlin: zu Beginn des Romans 66 Jahre alt, seit langer Zeit verwitwet. Sein Sohn Woldemar, 32 Jahre alt, zu diesem Zeitpunkt noch unverheiratet, Hauptmann bei den Gardedragonern in Berlin, ist der Liebling seiner Tante Adelheid, die einem Damenstift auf Kloster Wutz als Hausherrin mit Majorsrang vorsteht. Ein kleiner Freundeskreis geht in Stechlin aus und ein. Zu einem Besuch des Vaters bringt Woldemar eines Tages seine beiden Freunde mit. Auf dem Rückweg wird auch die Tante besucht. Die Visite legt nahezu Abgründe zwischen Bruder und Schwester offen: der alte Stechlin ist ein originell, humorvoll, gesegnet mit Selbstironie, philantropisch tüchtig und ohne jeden Dünkel: vielleicht so, wie Fontane sich selber sah oder doch hoffte zu sein. Adelheid ist – nomen est omen – überheblich, engherzig und adelsstolz.

Ein Handlungsstrang der Geschichte kreist um die nicht ganz freiwillige und ohne Engagement vorgetragene Kandiatur des konservativen Vaters, in dem sich preußische Tugenden spiegeln, aber auch die Abneigung gegenüber der Moderne. Auch wenn ihn seine Niederlage bei der Wahl nicht im Geringsten stört, so deutet Fontane sie doch als Niedergang des Adels und als Zeichen der Zeit des Untergangs.

Ein weiterer Handlungsstrang, der den Sohn zentriert, betrifft dessen Wahl der Braut: die gebildete selbstbewusste Melusine oder die stille angepasste Armgard. Woldemar muss sich entscheiden, welche der beiden Schwestern er heiraten möchte. Er wägt die Vorzüge und Nachteile jeder Entscheidung ab und reflektiert über seine eigenen Werte und Ziele. Diese Entscheidung spiegelt wiederholt den Konflikt zwischen Tradition und Moderne wider. Am Ende wählt er den geringeren Widerstand, folglich Armgard. Anzuhören ist eine Zusammenfassung neben der schriftlichen Formulierung unter https://liwi-verlag.de/theodor-fontane-der-stechlin/

Foto Bernd Oei: Ketzin, Havelpromenade, Brandenburg, Landeskreis Havelland mit seinem üppigen Weidenbestand. Ketzin ist eine Kleinstadt zwischen den Großstädten Potsdam und Brandenburg. In ihrer Unaufgeregtheit konvergiert sie zum „Der Stechlin“.

Es lebe die Menschlichkeit

Fontane las auch Nietzsche. Davon zeugt das Gespräch Woldemars mit seiner Tante: „Er muss wohl denselben Tag was gelesen haben, was ihn abtrünnig gemacht hatte. Personen wie Fix sind sehr bestimmbar … Aber was er am meisten immer wieder betonte, das waren die Werte und die Notwendigkeit der Umwertung.“

Die Umwertung der Gesellschaft zielt auf den Übermenschen ab, der eine Konvention oder Moral nicht mehr nötig hat. So sagt Dubslav von Stechlin : „Jetzt hat man statt des wirklichen Menschen den sogenannten Übermenschen etabliert; eigentlich gibt es aber bloß noch Untermenschen, und mitunter sind es gerade die, die man durchaus zu einem „Über“ machen will. Ich habe von solchen Leuten gelesen und auch welche gesehn. Ein Glück, daß es, nach meiner Wahrnehmung, immer entschieden komische Figuren sind, sonst könnte man verzweifeln.“ https://www.projekt-gutenberg.org/fontane/stechlin/stechlin.html

Am Ende steht die Erkenntnis er Erkenntnis, dass eine neue Zeit demokratischer Weltanschauung angebrochen ist, weil sie es musste, weil die Zeit reif dafür war. Man soll von der neuen Zeit annehmen, was man muss und von der alten behalten, was man kann. ein Pädoyer für die Balance einerseits, aber auch für das rechte Maß des Fortschritts. Eine Warnung vor zuviel Revolution à la Nietzsche und promethischem Versprechen oder Willen.

Die Handlung erweist sich als ein Gerüst, der eigentliche Stoff des Romans bleibt die Konversation. Jede Bewegung der Figuren im Raum, die Besuche, Ausflüge und Reisen, dienen nur dazu, Gespräche zu ermöglichen, oder, im Fall der Trennung, neuen Gesprächsstoff zu bieten. Vielleicht ist es das, was uns heute fehlt: die Sicht auf das Menschliche und die Lust am Gespräch, das Interesse an dem, was der andere denkt und die Fähigkeit, auf ihn zuzugehen, einzugehen und idealerweise durch den anderen die eigene Sichtweise zu verändern, wenigstens auszuweiten.

Der letzte Roman des fast achtzigjährigen Fontane hat die patriotischen und teilweise naiven Befürworter des Wilhelminismus des frühen Fontane vollkommen hinter sich gelassen. Wo einst forscher Nationalismus die Feder führte, herrschen nun Wehmut und Resignation vor. Angesichts der negativen Entwicklung mutiert er von einem Fortschrittspropheten zu einem der schärfsten Kritiker deutscher Zustände. https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/archiv/528388/theodor-fontane-als-zeit-und-gesellschaftskritiker-ein-beitrag-zu-seinem-150-geburtstag-am-30-dezember/

Nostalgie ist jedoch nicht die Alternative. Fontanes letzter Roman verdeutlicht: Die neue Zeit und die neuen Aufgaben erfordern einen neuen Menschen.

Foto Bernd Oei: Ketzin, Havel. Mit 334 km bildet die Havel den längsten rechten Nebenfluss der Elbe. Der größte Teil des Flusslaufs ist schiffbar und wird über Janäle, Wehre bzw.Schleusen reguliert. Die Spree mündet in die Havel.

Dialogkultur: Rede und ich sage dir, wer du bist

Fontanes Stärke liegt in der genauen Kennzeichnung der Figuren durch ihre Redensarten. Jeweils unterschiedlich sprechen und denken der ironische Dubslav, der ernsthafte Lorenzen, die stocksteife Adelheid, die pflichtversessene Katzler, der anzügliche Hauptmann von Czako, die couragierte Melusine.

Der Stechlin ist ein politisches Testament, geschrieben im Bewusstsein einer Zeitwende. Gegenüber seinen erstarrten und überlebten Standesgenossen, die satirisch gezeichnet werden, vertritt der alte Dubslav den Adel, „wie er sein sollte“: frei von moderner Heuchelei, aufgrund christlich-patriarchalischen Fürsorgedenkens aber offen für die moderne Idee sozialer Gerechtigkeit. Ebenso wie der Stechlinsee verspürt auch Dubslav in all seiner provinziellen Enge feinfühlig die kommenden sozialen Umwälzungen, die alle Ordnung sprengende Gewalt der Industrialisierung. Demgegenüber lebt er noch einmal vor, wie eine Verbindung alter moralischer Ordnung mit moderner Wendung zum Einzelmenschen aussehen könnte: Er gehorcht der Pflicht, im Dienst des Ganzen den persönlichen Egoismus zu überwinden; er lebt zugleich nach der Devise, jeder einzelne müsse sich immer wieder erneut und ohne Prinzipienreiterei fragen, welches Verhalten im einzelnen Fall das richtige sei. Doch ob sein Vorbild in die Zukunft wirken wird, bleibt eher fraglich; der Tod des alten Sonderlings prägt das Ende des Romans stärker als die Hochzeit seines Sohnes.

Fontane versteht es, Widersprüchlichkeiten in Vielschichtigkeit zu verwandeln. Das geschieht vor allem in der Konversation mit ihrem leichten Plauderton. Der Dialog, der zunehmend das äußere Geschehen verdrängt, beleuchtet die Sachverhalte unter verschiedenen Aspekten. Indem die Figuren einander in Gesprächen und Briefen unterschiedlich charakterisieren, relativieren sich ihre Standpunkte. So wird der Leser von der einzelnen Figur zum Blick auf den größeren Zusammenhang geführt, ohne dass sich dieser in einem abstrakten Begriff erschöpfen ließe. Zugleich verspürt man unter dem Plauderton das Wirken des Schicksals. Fontane deutet es so an, indem er ganz alltägliche Dinge in wiederkehrende symbolische Chiffren verwandelt. So vermag der Dichter, indem er seine widersprüchlichen Gefühle und Erfahrungen literarisch fruchtbar macht, eine von tiefen Widersprüchen zerrissene Zeit nicht nur in ihrer Erstarrung und Heuchelei zu kritisieren, sondern auch im zusammenhängenden künstlerischen Bild zu spiegeln.

Foto Bernd Oei: Ketzin, Bootssteg an der Havel. Südöstliches Ufer Gegenüber: das Dorf Werder an der Havel.

Die Phrase als kommunikative Sackgasse – es leben die Stechline….

Fontane beschreibt vielmehr den Kleinadel, der sich selbst genügt und sich abschottet. Diese Adelswelt zeigt, dass ihre Erwartung und Einstellung, dadurch auch ihr Handeln, dominierender Zeitströmungen unterliegt, folglich die Politik im Historischen wurzelt. Dies führt dazu, dass über lange Zeiträume hinweg in der Lebensführung wenig Änderungen eintreten. Der märkische Adel lehnt nicht nur die moderne Zukunft ab, sondern auch die Gegenwart. Endzeitstimmung . Nicht nur der Tod des alten Stechlin setzt hier im Kunstwerk ein deutliches Zeichen, auch Woldemars früher Rückzug ins Rentnerdasein dokumentiert die Elanlosigkeit märkischen Adels.

So wie Fontane die Haltung des Dubslav von Stechlin als eine ironische Distanz zur Welt darstellt, so betrachtet er insgesamt die Welt durch die Brille der Ironie und des Humors, etwa die Haltung der Konservativen nach der Wahlniederlage gegen den Sozialdemokraten Torgelow: „Im ganzen aber ließen beide besiegten Parteien die Niederlage ruhig über sich ergehen; bei den Freisinnigen war wenig, bei den Konservativen gar nichts von Verstimmung zu merken. Dubslav nahm es ganz von der heiteren Seite, seine Parteigenossen noch mehr, von denen eigentlich ein jeder dachte: ,Siegen ist gut, aber zu Tische gehen ist noch besser.’ Und in der Tat, gegessen mußte werden. Alles sehnte sich danach, bei Forellen und einem guten Chablis die langweilige Prozedur der Wahl zu vergessen. Und war man erst mit den Forellen fertig, und dämmerte der Rehrücken am Horizont herauf, so war auch der Sekt in Sicht. Im ,Prinz-Regenten’ hielt man auf eine gute Marke.“

Der Stechlin“ ist aktuell durch seine Kritik an der geistlosen wie selbstgefälligen Bourgeoisie, deren einziges Augenmerk Geld und Geltung zukommt und die menschliche Kälte verströmt. Ein großes Thema ist daher auch die Kommunikationsbarriere, welche Lager in einer extrem restriktiven Gesellschaft bildet, so dass Dialoge zu Redekonventionen erstarrt sind. Es herrscht die Phrase oder die gepflegte Kultur des Nichtssagen durch Plauderei vor.

Die vielen Protagonisten des Romans zeigen die soziale Welt in ihrem unaufhaltbaren Wandel, in der Zweideutigkeit wird zur Signatur der Zeit avanciert. Wenn Fontane 1890 schreibt: „Wir leben in der Zeit des Scheins und der Phrase“, deutet er eine unüberbrückbare Kluft zwischen Aristokratie und Bürger, Bürger und Arbeiter, Mann und Frau, Arm und Reich, an. Überspitzt formuliert: Häufig sind Frauen die stärkeren Männer durch ihre größere Naturkraft.

Fontanes Konservativismus besteht darin, dass der Einzelmensch kein Recht zur Revolution hat, obgleich der Staat kein Recht zur Regulierung seiner Bürger (Individuen) besitzt. Die resignative Grundhaltung entspringt Fontanes Pragmatismus, dass der Einzelne stets die Folgen seines gesellschaftlich nicht akzeptablen Verhaltens tragen muss, selbst wenn er moralisch im Recht ist. Darin liegt einDeterminismus begründet, der vom Scheitern der Märzrevolution herrührt. Zur De-Indiviualisierung trägt auch bei, dass der Leser nichts über die emotionalen Beweggründe Woldemars erfährt, die ihn Armgard den Vorzug gewähren lassen gegenüber Melusine. Armgard wie Woldemar, bleiben durchaus blasse Figuren. Die vitaale Melusine bleibt indes allein.

Zwei große Themen durchziehen den Roman: der soziale Wandel im Großen und der status quo im Kleinen. Die Verbindung des abgelegenen Stechlin mit der großen, weiten Welt. Den Textbeginn bildet nicht, wie sonst bei Fontane üblich, die Beschreibung eines Hauses oder die Angabe einer Adresse, sondern die Beschreibung eines Sees und der Sagen, die sich um seine Existenz ranken. Der Stechlin-See wird zum Symbol der Verbindung des Kleinen mit dem Großen: Immer wenn es in einem anderen Teil der Welt zu Erdbeben oder Vulkanausbrüchen kommt, so steigt der Sage nach im Stechlin-See ein Wasserstrahl auf. Bei schweren Erdbeben soll es sogar ein roter Hahn sein, der aus dem See aufsteigt und in die Lande hineinkräht – damit ist das Phänomen also eindeutig im Bereich der Mythologie anzusiedeln.

Die Erschütterung der Erde ist zugleich ein Symbol für den Wandel der Gesellschaft: »Das Eis macht still und duckt das Revolutionäre«, sagt der alte Stechlin, als er seinen Besuchern den zugefrorenen See zeigt. Der Stechlinsee scheint also auf Seiten der Revolutionäre zu sein, zumal die Farbe des roten Hahns schließlich auch die der Sozialdemokratie ist. Der alte Stechlin hat etwas gegen diese Farbe: Auf seinem Schloß weht noch die alte preußische schwarz-weiße Fahne. Sein Diener Engelke wollte schon mal einen roten Streifen annähen (und damit die preußische Fahne in eine Fahne des Deutschen Kaiserreichs verwandeln), doch Dubslav von Stechlin war dagegen und meinte, die alte Fahne würde den roten Streifen kaum aushalten.

Der Hauptgegensatz alles Modernen gegen das Alte besteht darin, daß die Menschen nicht mehr durch ihre Geburt auf den von ihnen einzunehmenden Platz gestellt sind.

Fotro Bernd Oei: Stechlinsee, Südufer. Der Stechlin ist bis zu 70 m tief. Pastor Lorenzen sagt im Roman: »Eine neue Zeit bricht an. Ich glaube, eine bessere und eine glücklichere. Aber wenn auch nicht eine glücklichere, so doch mindestens eine Zeit mit mehr Sauerstoff in der Luft, eine Zeit, in der wir besser atmen können

Wenn der alte Stechlin von seinem See scherzhaft sagt, daß er, »wenn’s sein muß, mit Java telephoniert«, dann schreibt er ihm Fähigkeiten der allermodernsten Technik zu Die Natur, die schon vor den Menschen da war, hat also die Errungenschaften der menschlichen Kultur bereits vorweggenommen; sie umfasst das Alte und das Neue. Und sie ist das Gegenbeispiel zu der gefährlichen Tendenz, zu der Teile des Adels neigen, nämlich zu der Tendenz, sich abzuschließen vom Rest der Welt. »es ist nicht nötig, daß die Stechline weiterleben, aber es lebe der Stechlin«, lautet der letzte Satz in Theodor Fontanes letztem Roman.

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