Foto Bernd Oei: Nürnberg, Spitalbrücke. Sie verbindet in Höhe des Heilig-Geist-Spitals die Sebalder Stadtseite mit der Insel Schütt. Darunter fließt die Pegnitz, ein 113 km langer und in Nürnberg maximal 2,5 m tiefer Fluss, der sich (ausgerechnet) in fürht „Westvorstadt“ zur Regnitz vereint. Der „Zusammenfluss von Rednitz und Pegnitz“ wird auch einfach das „Flussdreieck“ oder im Volksmund einfach die „Spitz“ genannt.
Hölderlin
„Ich fürchte, das warme Leben in mir zu erkälten an der eiskalten Geschichte des Tags.“ (Friedrich Hölderlin). Der schwäbische Dichter aus Lauffen nahe Nürtingen besuchte im Alter von 24 Jahren Bamberg und Coburg, Amberg und Herbst 1794 auch Noris, die Stadt an der Pegnitz. Über den Herbst wusste er zu schreiben „vieles lernen / Wir aus der Zeit, die eilends sich verzehret. / Die Bilder der Vergangenheit sind nicht verlassen„.
Zugegeben, dieses Reimgedicht in zwei Strophen stammt wie die meisten der reinen Natur- und Reimgedichte aus seiner Spätzeit im Tübinger Turm, die allgemein der geistigen Umnachtung zugeschrieben wird. Über Nürnberg verliert Hölderlin keine Zeile. Bei seinem Besuch zu Revolutionszeiten zählte die Stadt etwa 25 bis 30 000 Einwohner, weitaus weniger als zu Dürers Zeiten. Im Vordergrund stand für Hölderlin die Arbeit an seinem Briefroman „Hyperion“. Im September 1794 erhält Schiller von Hölderlin das Fragment von Hyperion in einer vorläufigen Fassung. Sie stehen derzeit in engem Briefkontakt.
Erinnerung, wie aus obigen Zeilen hervorgeht und die Göttin Mnemosyne gewinnen jedoch in dieser Zeit besondere Bedeutung; Hölderlin entwickelt ein Kopnzept der Poetologie, in der das selektive wie kollektive Gedächtnis entscheidend werden. Der Fluss Menmosyne stiftet im Gegensatz zur Lethe heiliges Gedächtnis .Was aber bleibet stiften dice Dichter heißt es in „Andenken“
Zwei Jahre vor der Okkupation durch die Franzosen am 9. August 1796 armee unter General Jean-Baptiste Jourdan hatte Nürnberg an Reputation verloren. Die Romantik und die Klassik kamen auch ohne sie aus; mit den Napoleonischen Kriegen (die Franken stellten sich gegen ihn) verlor die Reichsstadt Franken seine Unabhängigkeit, wurde ein Teil Bayerns. Mit der Abdankung des letzten Habsburgers war auch das Schicksal der Noris besiegelt.
Weit wichtiger als sein Aufenthalt in Nürnberg verlief jener Hölderlins, der ihn nach Regensburg führte, wo er nähere Bekanntschaft mit dem Landgrafen von Hessen-Homburg, Friedrich Ludwig schloss, seinem späteren Gönner, der ihm nach der Flucht aus Frankfurt aus dem Haus Gontard eine Stelle als Hofbibliothekar einrichtete, die dem Dichter politische und finanzielle Sicherheit gewährleistete. Seine kreative Zeit mit dem markanten hölderlinschen Sprachductus fand er zwischen 1794 und 1804 – eine Dekade dichterischen Feuerwerks nur blieb ihm vergönnt. An der Pegnitz muss er einen schönen September verlebt haben: „Die vergnügteste Zeit meiner Reise hatt ich in Nürnberg.“
Hölderlin lehnte sich entschieden gegen die politischen Verhältnisse seiner Zeit auf; radikaler als seine Vorbilder Goethe und Schiller, der auch von ihm abrückte. In wieweit und wie lange er sich mit den Idealen der Jakobiner identifizierte ist strittig, klar aber seine Kartik an den Zuständen in Deutschland und dem Verhalten seiner (philiströsen und schlafmützigen) Bürger. In allem und vor allem war der Dichter zerrissen und daher widersprüchlich. https://www.woz.ch/2012/friedrich-hoelderlin/es-geht-dieser-poesie-nicht-um-politik-sondern-um-politisch-befeuerte
„Es geht dieser Poesie nicht um Politik, sondern um politisch befeuerte Poesie“ https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/hoelderlins-poetisches-geschaefft-2621 Drei Jahre später, 1797: „Ich glaube an eine künftige Revolution der Gesinnungen und Vorstellungsarten, die alles bisherige schaamroth machen wird.“ (Brief an J.G. Ebel vom 10. Jan. 1797) Hlderlin erblickte in der Religion neben der Poesie und der Philosophie die Kraft zu Veränderung, mehr Menschlichkeit.. Sein wohl größter Irrtum.
Foto Roland Schubert: St. Lorenzkirche, südlich der Pegnitz in der Nürnberger Altstadt gelegen, 1477 vollendet. Sie enthält Arbeiten des berühmtesten Bildhauers seiner Zeit Adam Kraft, einem 1450 geborenen Nürnberger.
Foto Bernd Oei: Lorenzkirche und rund 5 000 m² großer Hauptmarkt Nürnbergs
Tieck
Ein Zeitgenosse Hölderlins, Ludwig Tieck (1773-1830) steht sowohl für die Wiederentdeckung Shakespeares, (den er komplett übersetzte und verlegte, als auch für das Märchen. Zu Lebzeiten galt er neben Goethe als der bedeutsamste Dichter; auch zeigt er sich im „Phantasus“ (1812) durchaus gesellschaftskritisch. In dem Buch sind Märchen enthalten u.a. auch „Leben und Tod des kleinen Rotkäppchens“ (Eine Tragödie) https://www.projekt-gutenberg.org/tieck/rothkaep/chap001.html So hinterfragt der Wolf in der dritten Szene seinen schlechten Ruf und reflektiert: „Weil ich nicht heucheln und schmeicheln kann. / Weil ich mich nicht erniedern will zum Knecht“ – Tieck macht aus dem Schreckgespenst einen ungewollten geächteten Außenseiter. Der Hund dagegen ist domestiziert, angepasst und daher wohl beliebt beim Menschen. Er rät dem Wolf, seine Freiheit einzutauschen: „Auch Stöckchen aus dem Wasser apportire, / Lege mich auf den Rücken und stelle mich todt. /Gottlob! ich leide jezt keine Noth.“ Dass Tieck den Staat listig kritisiert wird deutlich, als der Wolf entgegnet, er habe sich zu assimilieren versucht: „Verläugnete ganz mein eigen Geschlecht, / Um nur dem Staate zu werden recht.“ Doch der Schwindel fliegt auf, und als die Menschen merken, der Wolf ist kein Hund, für den sie ihn hielten, ist´s auch gleich, dass der Wolf ihnen diente. Das Vorurteil siegt.
„Zu Nürnberg haben wir gefrühstückt – eine häßliche Stadt“ schrieb 1790 ein gewisser Wolfgang Amadeus Mozart in seine Aufzeichnungen. Tieck widersprach dem musikalischen Genie. Drei Jahre später besuchten Tieck und Wackenroder die Burgstadt und kommentierten in ihren Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“ (1796): „Nürnberg! Du vormals weltberühmte Stadt! Wie gerne durchwanderte ich deine krummen Gassen; mit welcher kindlichen Liebe betrachtete ich deine altväterlichen Häuser und Kirchen, denen die feste Spur von unserer alten väterlichen Kunst eingedrückt ist! (…) Wie oft ist sie (die Stadt) in meinen Gedanken wieder von neuem vor mir hervorgegangen, wenn ich in deinen ehrwürdigen Büchersälen, Nürnberg, in einem engen Winkel, beym Dämmerlicht der kleinen, rundscheibigen Fenster saß, und über den Folianten des wackern Hans Sachs oder über anderem alten, gelben, wurmgefressenen Papier brütete; – oder wenn ich uner den kühlen Gewölben deiner düstern Kirchen wandelte, wo der Tag durch buntbemahlte Fenster all das Bildwerk und die Mahlereyen der alten Zeit wunderbar beleuchtet!“ https://blogs.faz.net/blogseminar/die-erfindung-der-romantik-nuernberg-wie-gerne-durchwanderte-ich-deine-krummen-gassen/index.html
Die Suche nach wahrer Kunst führt über das Herz und nicht über den Verstand (Aufklärung) Mit Tieck/Wackenroder und ihrer Form der Romantik begann der Mythos und die Verklärung. Der junge Poet freute sich über „Nürnbergs krumme Gassen“, wetterte gegen Schiller und war der romantische Autor mit der wohl größten Produktivität. Tieck besuchte Vorlesungen zu Literatur, Philosophie und Altertumswissenschaften in Erlangen, brach jedoch sein Studium ab, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Er entwickelte sich zu einem der bekanntesten deutschen Schriftsteller und machte sich sogar in Amerika einen Namen. Sein prominentester Förderer war König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Heute kann man anhand aktueller politischer Eriegnisse sehen: tendenziell sind die einfachen Leute mit ihrer unmittelbaren Wahrnehmung näher am Kern der Sache und am Puls der Zeit als die so genannten aufgeklärten Geister, akademisiert und auf Linie gebürstet.
Etwa zehn Jahre auf Tieck folgte Joseph Eichendorff dem Ruf an die Noris und verfiel in romantische Schwärmerei., Mai 1807 schrieb er:
„… früh zeitig angenehm gewekt durch Nachtigallen und schön überrascht beym ersten Blik durchs Fenster von der Schönheit Nürnbergs.“
Foto Roland Schubert: Maxbrücke, die älteste, aus Stein bestehende Brücke über der Pegnitz. Sie wurde 1457 errichtet und befindet sich in der Nähe des Maxplatz und des Weinstadel. Der Baumeister war Jakob Grimm aus Rotheburg. https://bayern-online.de/nuernberg/erleben/sehenswuerdigkeiten/bruecken/
Foto Roland Schubert: Henkersteg, nördlich des Unschlitthauses, der den südlichen Pegnitzarm überbrückt. Er entstand, als Nürnberg 1595 vom Hochwasser heimgesucht wurde und verbindet den Trödelmarkt, idyllisch auf einer kleinen Pegnitzinsel gelegen mit dem Unschlittplatz. Die Regnitz ist alles andere als sauber https://www.geschichte-fuer-alle.de/stadtrundgaenge/uebersicht/nuernberg/romantische-pegnitz-stadtgeschichte-am-fluss
Hebbel
Sein Freund Bamberg führte den Dramatiker und Lyriker C. Friedrich Hebbel 1843 nach Nürnberg und zudem an Hegel heran. Mit dessen „Ästhetik“ III, den darin enthaltenen Kommentaren zur Poesie, speziell dem Drama, fand er einen neuen realistischen Ansatz für seine Stücke gegen Ende des Vormärz und verfasste „Mein Wort über das Drama“ (1843), teilweise noch in Nürnberg. In seinen Briefen an die langjährige Gelibte Elise Lensing schreibt er:
„Am anderen Morgen um halb 11 Uhr kam ich in Nürnberg an. Es war schönes Wetter; aber empfindlich kalt. Ich beschloß, mich einen Tag aufzuhalten, und bereue dies jetzt. Eines Rasttags bedurfte ich nicht, um aber eine solche Stadt kennen zu lernen, ist ein Tag zu wenig.“
Der Tod Klaras, seiner berühmten „Maria Magdalena“ (Veröffentlichung 1844, Uraufführung 1846 in Königsberg) findet im Brunnen statt – aus Kummer über das eigene Schicksal und die ausweglose Lage, in die sie unverschuldet gerät. Zumindest bis zu seiner Wiener Zeit nach der Märzrevolution war Hebbel politisch „links“ und progressiv gesellschaftkritisch, ein Gegner aller Konventionen. https://www.deutschlandfunk.de/gegner-aller-konventionen-100.html
Hebbel wollte mit dem realistischen Drama „Brechen der Weltzustände“ und die „Geburtswehen der um eine neue Form ringenden Menschheit“ literarisch gestalten. Ein Erdbeben, so erklärte Hebbel ex cathedra, lasse sich nun einmal „nicht anders darstellen (…) als durch das Zusammenstürzen der Kirchen und Häuser„. Wer dieses Schauspiel nicht ertrug und auf der Bühne versöhnliche Unterhaltung und moralische Ertüchtigung erwartete, den zählte er zum „ästhetischen Pöbel„. All diese Formulierungen gehen aus dem Vorwort zu „Maria Magdalena“ hervor.http://www.zeno.org/Literatur/M/Hebbel,+Friedrich/Dramen/Maria+Magdalene/Vorwort
Blick von der Spitalbrücke auf die Fleischerbrücke; erstere wurde im Jahre 1457 „hinter dem Wehrgang der vorletzten Stadtbefestigung“ aus Holz erbaut. Davor gab es an ihrer Stelle bereits eine noch ältere Holzbrücke (1320/25), die durch ein Hochwasser zerstört worden war. Letztere ist die engste Stelle des Pegnitzdurchflusses in Nürnberg und somit ist eine Brücke an dieser Stelle den stärksten Fließkräften ausgesetzt. Die erste hölzerne Brücke an dieser Stelle brannte im Jahre 1418 ab. Die Nachfolgebrücke wurde im Jahre 1432 von der Pegnitz mitgerissen.
Foto Roland Schubert: Im Osten der Innenstadt von Nürnberg wird die Pegnitz von der Heubrücke überspannt, wobei sie eigentlich nur der erste Teil ist. Denn über sie gelangt man auf die Vordere Insel Schütt in der Pegnitz. Von dort auf die andere Flussseite wiederum geht es über die Spitalbrücke mit dem berühmten Heilig-Geist-Spital. Man könnte aber auch denken, dass es eine durchgängige Brücke ist.
Mörike
Die Märchen sind halt Nürnberger War,
Wenn der Mond nachts in die Butiken scheint:
Drum nicht so strenge, lieber Freund,
Weihnachten ist nur einmal im Jahr.
(Eduard Mörike, Historie von der schönen Lau, 1841
Mörike (1904-75) komponierte zahlreiche Märchen in epischer und lyrischer Form. Drei Erzählungen bezeichnete er ausdrücklich als Märchen: Der Bauer und sein Sohn (1839), Die Hand der Jezerte (1853) und Das Stuttgarter Hutzel-männlein (1853). Letzteres enthält die Historie von der schönen Lau.
Mörike vergleicht die Gattung des Märchens mit Spielzeug, das sich einmalim Jahr auf dem Weihnachtsmarkt häuft, dann aber auch wieder für ein Jahr
verschwindet. Märchen sind demnach Gelegenheitsdichtungen, die keineRückschlüsse auf die gesamte literarische Tätigkeit des Dichters erlauben. Die Lau ist ein linker Zufluss der Oder, deren unterschlesische Inseln der Dichter mit Nürnbergs Pegnitz verglich.
Auf seiner Reise von Stuttgart nach Regensburg machte Mörike Halt in Nürnberg.
Stifter
Als Adalbert Stifter 1865 Nünrberg bereiste, war er schon sechzig Jahre alt und sein bekanntestes Stück, der Bildungsoman „Der Nachsommer“ (1857) auch schon längst vollendet. Stattdessen verfasste er, vielleicht inspiriert von der mächtigen Burg der Noris, seinen historischen Roman „Witko“, angelehnt an den böhmischen Ritter Witiko aus dem 12. Jahrhundert und Begründer der Dynastie der Witigonen. Ein Motiv Stifters ist die richtige Wahl zu treffen. Zwischen dem gewählten, also legalen Herrscher und dem legitimen, der rechter Gesinnung ist, aber eben nicht gewählt wurde. Die Entscheidung trifft er in Franken und zudem wird er Gefolgsmann Friedrich Barbarossa und dessen italienischen Feldzug. Stifter sah auch den Schönen Brunnen, der u.a. Barbarossa als Figur integriert.
Über die Burgenstadt schreibt er: „Nürnberg hat auf mich einen ungeheueren Eindruck gemacht; ich ging nach meiner Ankunft in der Stadt herum, bis es finster wurde und kam völlig berauscht nach Hause. (…) Die Zierlichkeit, Heiterkeit und Reinheit dieser mannigfaltigsten Schönheit füllte mich mit den wohltuendsten Empfindungen.“ https://www.berndoei.de/wp-admin/post.php?post=7240&action=edit
Stifter hat sich in seinen letzten Lebensjahren intensiv mit dem Mittelalter, seinen Waffen, Gebräuchen und Dynastien beschäftigt – darin der Romantik verpflichtet mit ihrem rückwärts gewendeten Sendebeswusstsein einer Erneuerung durch Besinnung auf das Mittelalter. Da fiel Nünrberg auf fruchtbaren Boden, denn die Stadt an der Pegnitz war neben Köln die größte Stadt der Mediävistik und Hochburg der Kaiser des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nationen. Stifter erweist sich als Vorläufer der Moderne, sowohl in der Wahrnehmung einer vom Menschen bedrohten Natur als auch darin, dass er „modernes Personal“ wie Ingenieure und Techniker in sein Werk aufnahm bzw. in „Witko“ Handwerkern/dem Handwerk Aufmerksamkeit schenkte.
Foto Roland Schubertr: Nürnberger Handwerkerhof am Altstadteingang „Königstor“ und damit am Fußweg des ZOB.
Foto Bernd Oei: Königstor mit dem Frauentorturm, einer von zahlreichen Türmen entlang der Nürnberger Stadtmauer samt Frauentrograben. Auch wenn heute andere Damen abendlich den Herren aufwarten, so ist der Name dem Frauenkloster Klarissenkloster St. Klara entlehnt.
Hesse
Hermann Hesse zog es 1925 und 1927 an die Noris und die Pegnitz:
“ Ich sah eine wahrhaft entzückende alte Stadt, reicher als Ulm, origineller als Augsburg, ich sah St. Lorenz und St. Sebald, sah das Rathaus mit dem Hof, wo der Brunnen so unsäglich anmutig steht. Ich sah dies alles, und alles war sehr schön, aber alles war umbaut von einer großen, lieblosen, öden Geschäftsstadt … Was für schöne, was für entzückende Sachen sah ich in dieser tollen Stadt! „…“
Das Jahr 27 ist untrennbar mit Hesses „Steppenwolf“ verbunden, der Identitätskrise von Harry Haller und dem magischen Theater (unio mystica), das mit der Dopplung der Personen Hermine/Maria auf die Identitätskrise und die Romantik Bezug nimmt.
Weit weniger bekannt ist das gleichfalls 27 publizierte „Die Nürnberger Reise„, ein Buch, in dem von einer Reise zu Lesungen nach Süddeutschland berichtet wird und sich humoristisch-kritische und selbstironisch getönte Schilderungen mit allerlei grundsätzlichen Äußerungen ineinander verflechten. Hesse war eingeladen worden, im Spätherbst 1925 in verschiedenen süddeutschen Städten aus seinen Büchern vorzulesen, und hatte sich nach einigem Zögern entschlossen, der Aufforderung zu folgen. https://hhesse.de/werk/die-nuernberger-reise/
In diesem Werk übt Hesse auch Kritik an Nürnberg, weil es ihm bereits „zu nördlich“ liegt. Die Stadt ist für den sonnenverwöhnten bahnreisenden Südländer einfach kalt. Darüber können auch das Dürerhaus dicht unter der Burg, St. Lorenz und die freundlichen Nürnberger nicht hinwegtäuschen. Im Buch:
„Ich habe gegen das öffentliche Vorlesen nicht nur jene, von Fall zu Fall leicht zu überwindenden Hemmungen des Alleinlebenden gegen gesellige Veranstaltungen, sondern ich stoße hier auf prinzipielle, tief verankerte Unordnungen und Zwiespälte. Sie liegen, allzu kurz und schroff gesagt, in meinem Mißtrauen gegen die Literatur überhaupt. Sie plagen mich nicht nur beim Vorlesen, sondern noch viel mehr beim Arbeiten.„
Foto Bernd Oei: Literaturhaus Nürnberg, Luitpoltstr. 6, außen.
Foto: Literautrhaus, innen.
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