
Foto Bernd Oei: Alter Peter, Münchner Innenstadt, Rindermarkt 1, Blick auf das Dach aus 56 Metern Höhe.
Denkt man an Münchens Schriftsteller, so fallen Frank Wedekind, Thomas Mann, Berthold Brecht, Hans Magnus Enzenserger als Namen. Keiner von ihnen ist jedoch in München geboren. Von den zeitgenössischen seien nur Ferdinand von Schirach, Daniel Kehlmann oder Patrick Süßkind erwähnt, die Liste ist lang. Daher ist der bedeutendste,, an der Isar geborene Dramatiker und Romancier Lion Feuchtwanger (1884-1958), ein Wegbegleiter Brechts. Die längste Zeit, 1918 bis zu seinem Umzug nach Berlin 1925 verbrachte er in der Georgenstraße 24, Maxvorstadt. https://www.literaturportal-bayern.de/ortelexikon?task=lpbplace.default&id=447 Der berühmte Schriftsteller Lion Feuchtwanger hätte am 7. Juli 2024 seinen 140. Geburtstag begehen können.

Foto Bernd Oei: München, historische Altstadt am Marienplatz, Alter Peter samt Pfarrkirche Sankt Peter https://www.muenchen.de/sehenswuerdigkeiten/kirchen-und-kloester/st-peter Der alte Peter hat acht Uhren – ein Kuriosum. 306 Stufen führen auf auf die Aussichtsplattform, die auf 56 Metern Höhe liegt.
Schreiben, was ich schreiben musste
„Ich selber von Natur geniegt zur Kontemplation. Ich liebe keine Abenteuer.“ Mit dieser Selbstaussage aus dem Exil Los Angeles in der Villa Aurora beginnt das vierteilige Portrait Feuchtwangers. https://www.youtube.com/watch?v=x2JR_euPSBg
Als farbiger Vorort eines luftigen Vororts beschreibt er in seinem Zeitorman „Erfolg“ (1927-30) die Landeshauptstadt und: „Im übrigen lebte die Stadt sich selbst … bauen, brauen, saufen“ heißt es in „Erfolg“. Bei seiner Geburt zählte München etwa 340 000 Einwohner, die Mitte der zwanziger Jahren auf das Doppelte anwuchsen. Sein fränkischer Vater besaß eine Magarinefabrik und war Jude. Das Thema der Herkunft beschäftigt den in Lehel und Schwabing aufwachsenden Germanisten schon in seiner Promotion, die über Heines einzige historische Erzählung Erzählung Der Rabbi von Bacharach handelt. Wie der Dichter kann dieser nicht ohne christliche Taufe beruflich reüssieren.
Während der Hochzeitsreise durch Italien bricht der Weltkrieg aus und das Paar muss vor einer Kriegsgegner-Verhaftung fliehen. Bereits zur Münchner Räterepublik ist der dem Kommunismus nahe stehende Autor erfolgreich und etabliert: nach Heinrich Mann befreundet er sich mit dem Augsburger Berthold Brecht, den er systematisch aufbaut und fördert. Die, seinen frühen Ruhm begründeten historischen Romane „Die häßliche Herzogin“ (1923) „Jud Süß“ entstehen Mitte der Zwanziger Jahre – im Nachhinein sein Zenit. Selten finden Publikumsgeschmack (Erfolg) und künstlerische Innovation bzw. Reife so zusammen wie im Fall Feuchtwangers.

Foto Bernd Oei: Isar, Maximillianbrücke, Blick gen Westen. Die Isar entspringt dem Tiroler Kawendelgebirge und mündet nach 282 km als rechter Nebenfluss in die Donau. Die Maximiliandbrücke liegt im Stadtbezirk Lehel, wo Feuchtwanger aufwuchs. https://de.wikipedia.org/wiki/Maximiliansbr%C3%BCcke
Jud Süß
„Jud Süß“ (1925 als Roman, 1918 als Drama) vergleiche ich in meiner Monografie über Joseph Roth „Donauwalzer“ komaratistisch mit dessen Erzählung „Tarabas“ hinsichtlich des Topos von Saulus´ Wandel zum Paulus und dem Bild, das zeitgenössisch am Vorabend des Dritten Reiches über Juden herrschte. Josef Oppenheimer, genannt Jud Süß, wandelt sich nach dem Tod seiner Tochter vom assimilierten zum rächenden Juden. Ferner handelt es sich in „Jud Süß“ um den Konflikt und das Wechselspiel zwischen gläubigen Judentum und der christlichen Mehrheitsgesellschaft, gespalten in Katholiken und Evangelische sowie dem reinen Machtmenschen, die Religion nur zur Herrschaft instrumentalisieren.
Die Figuren allerdings entwickeln sich kaum, auch nicht in dem vorhergehenden Werk „Die häßliche Herzogin“, beide verwandt im Motiv der Außenseiter und der historischen Aufarbeitung einer lang zurückliegenden Epoche, in der sich jedoch bereits der Geist des Nationalsozialismus spiegelt.
Als Jude und Kommunist muss Feuchtwanger zweifach die Faschisten fürchten. Gleichwohl will er über den Protagonisten und Charakter Zeitgeschichte bzw. sich wiederholdende Paradigma schildern. Darin erscheint er als Antipode zu Stefan Zweigs oder Joseph Roth: diese nutzen die Historie für die Profilgebung ihrer Figuren; Feuchtwanger hingegen ist tendeziell historisch dialektischer Materialist und nutzt die handelnden Personen für die Konkretisierung der Geschichte, weshalb seine Charaktere etwas schablonisch wirken. Er selbst spricht davon, in Geschichte lediglich eine „Einkleidung von Realität“ zu erblicken:
Sowohl Roth als auch Feuchtwanger verfassen Literatur gegen Feindbilder in Krisenzeiten. Eine Zusammenfassung liefert https://www.histo-couch.de/titel/1112-dewey-lambdin/. Eine weitere Analogie liefert die Hinterfragung klassisch dokritnierter Paradigma:
Nach München Berlin, Moskau, Sanary sur Mer
Einer der bemerkenswerten Sätze im Roman „Die hässliche Herzogin“ (1923), zu dem Feuchtwanger auch ein Bühnenstück schrieb, lautet: „Es war, weil sie so häßlich war, darum ging der Tod hinter ihr her.“ Auch hier steht eine, diesmal mittelalterliche Figur, im Vordergund: Er erzählt darin die Geschichte der Tiroler Herzogin Margarete Maultasch, die sich vergeblich bemüht, die durch ihr entstelltes Äußeres hervorgerufene Ausgrenzung zu überwinden und am Ende höfischen Intrigen unterliegt. Eine Zusammenfassung samt Einordnung liefert https://www.felix-bloch-erben.de/index.php5/pid/2770/Action/showPlay/fbe/f0837ba1a1d25c5e96b56853e8c7248b/
Die Handlung ist geprägt von Machtlämpfen dreier mittelalterlicher deutscher Dynastien: der Wittelsbacher mit Hauptquartier in München, der Lothringer, die in Prag sitzen und der Habsburger, die von Wien aus auf die Welt schauen. Der letzte Satz lautet: „Das dürre Fräulein, still, demütig, öffnete die ungefüge, niedere Tür vor ihr. Wolkig drang der Geruch gebratener Fische heraus. Margarete schnupperte ihn behaglich ein, ging ins Haus“. Der Stil Feuchtwangers ist damit treffend umschrieben: er reiht bevorzugt Adjektive aneinander, um möglichst genau zu beschreiben. Dies gilt auch für die Vielzahl von Orten, Personen oder historische Details, für die er aufwendige Recherche betrieb. Exemplarisch dafür die Sätze davor:

Foto Bernd Oei: Frauenkirche (Münchner Dom) Blick vom Alten Peter, Ende des 15. Jahrhunderts vollendet, 109 m lang und 40 m breit. https://www.muenchen.de/sehenswuerdigkeiten/top-sehenswuerdigkeiten/frauenkirche Vorne rechts das neue Rathaus, 1867 bis 1909 erbaut.
Über „Erfolg“ und zu große Kleidung: von München nach Berlin
Feuchtwanger folgt Brecht in die Metropole und das literarische Mekka Berlin (Villa in Grunewald) – er wird in die Provinzstadt München nicht wiederkehren. Bereits „Erfolg“ (1930), der Bayern in den Jahren 1919 bis 1929 präzise charakterisiert, entsteht in Berlin; die nachfolgenden „Die Geschwister Oppenheim“ (1933) und „Exil“ (1940) , um nur zwei seiner zahlreichen im Exil enstandenen zeithistorischen Romane zu nennen, entstehen im französischen Exil Sanary-sur-Mer https://kuenste-im-exil.de/KIE/Content/DE/Objekte/feuchtwanger-lion-exil.html?single=1.
Über den zweibändigen „Erfolg“ urteilt Carl von Ossietzky in der „Weltbühne“ am 11. 11. 1930 nahezu zeitlos über den historischen Roman: „Mindestens in der liberalen Presse wäre es als Meisterleistung eines Zeitromans gefeiert worden. Heute hat man sich an der Reportage, den Zustandsschilderungen, der sozialen Kritik gründlich den Magen übergessen. Der Nationalismus ist die große Mode. Die politische Reaktion ist schon da, die ästhetische schreitet fort. Feuchtwangers Roman, in einer ganz andern Zeit konzipiert und in langen Jahren sorgfältig ausgeführt, wirkt jetzt wie ein Nachzügler.“ https://www.projekt-gutenberg.org/ossietzk/schrift5/chap129.html
In „Erfolg“ gibt es nicht nur zwei Teile, sondern auch zwei Hauptfiguren: im ersten Teil wird hauptsächlich die Geschichte eines Meineids der rechtslastigen bayrischen Regierung von Amtes wegen geschildert, die dazu dient, den „linken“ Museumsdirektor Krüger ins Gefängnis zu bringen. Das zweite Buch folgt in seinem roten Faden dem aufstrebenden Politiker Rupert Kutzner, hinter dem deutlich Adolf Hitler deutlich wird. Auch darin besteht eine Parallele zu Joseph Roth, der in seinem Debütoman „Das Spinnennetz“ dem rücksichtslosen Karrieristen Theodor Lohse Züge und Anteile der Biografie des „Führers“ verleiht.
Feuchtwanger glaubt noch immer, die Vernunft werde über die Dummheit triumphieren. Zu dieser Zeit wähnt der kleine Mann in den zu großen Anzügen hat vordem die USA bereits und wähnt Hitler für überwunden – dessen Machterfreigung 33 straft ihn Lügen; die Bücherverbrennung beginnt und serine Villa wird von der SA verwüstet. Er flieht über Frankreich nach Moskau – im Gegensatz zu Benjamin lässt er sich von Stalin blenden und glaubt nahezu naiv glühend an die Idee des Stalinismus als praktizierte Form des Marxismus.

Foto Bernd Oei: Blick vom Alten Peter auf sein Dach und die Pfarrkirche Heilig Geist, Ende 14. Jahrhundert vollendet. Die dreischiffige Hallenkirche am Vikutalienmarkt erhielt im Barock ihre heutige Gestalt https://www.muenchen.de/sehenswuerdigkeiten/heilig-geist-kirche
Exil: Sanary sur Mer – „Die Geschwister Oppermann“
In Frankreich wird er 1940 nach Hitlers Einmarsch festgenommen – von Franzosen, Kollaborateuren. Er flieht nur in Unterwäsche mit Hilfe eines Freibriefs des Konsuls, der ihn diplomatischen Reisepass ausstellt. Angekleidet kommt er nach New York, da Stalin zu diesem Zeitpunkt noch Bündnispartner Hitlers ist.
In seinem Exilroman „Die Geschwister Oppermann“ – Zusammenfassung unter https://kuenste-im-exil.de/KIE/Content/DE/Objekte/feuchtwanger-geschwister-oppermann.html?single=1 – verlegt Feuchtwanger die Handlung auf die Zeitspanne von November 1932 und Spätsommer 1933; ein entscheidendes und schicksalweisendes Jahr für viele Regimegegner und Juden. Diesmal erweitert der Autor die Chronik auf vier Protagonisten, die Geschwister Gustav, Martin, Edgar und Klara und reflektiert das eigene Fehlurteil über den Einfluss Hitlers bzw. die Gefolgschaft der Deutschen. De rroman ist in drei Teile unterteilt, die lakonoisch wie aussagekräftig Gestern, Heute, Morgen lauten.
So wird Gustav Oppermann, Leiter eines Berliner Möbelhauses, vom überzeugten Deutschen sich langsam seiner Ausgrenzung bewusst und zu einem Widerstandsaktivisten, der den „blinden“ Deutschen die Wahrheit über die Lügen der Regierung aufzeigen möchte. Seine Zivilcourage und Rückkehr nach Deutschland nach gelungener Flucht in die Schweiz bezahlt er mit seinem Leben, da er in ein KZ kommt und totgeprügelt wird bzw. den Folgen der Misshandlungen erliegt. Zu dieser Zeit stehen Arnold Zweig und Klaus Mann Feuchtwanger am nächsten nicht nur physisch in Sanary sur Mer, sondern auch in ihrem Tonfall, ihrer Haltung, ihrer Erschütterung. Anders als Joseph Roth haben sie lange an einen siegreichen Widerstand gegenüber der NS Ideologie geglaubt. Schon der Beginn des Romans verdeutlicht auf symbolische Weise über die Natur und den Konrast von Nebel und Klarheit die politische Agonie:
Silistisch reiht Feuchtwanger einzelne Episoden oft rein assoziativ oder auch abrupt aneinander, fällt zuweilen in trocken-nüchterne Berichterstattung und überzeichnet einige Figuren karikaturistisch, zumal die Prototypen der Nationalsozialisten. Die Naivität der Intellektuellen und des Großbürgertums steht im Mittelpunkt dieser Gesellschaftsanalyse Feuchtwangers. Dies illustriert auch die Figur Gustav Oppermann:

Foto Bernd Oei: Alter Peter von der Rückseite aus. Der Alte Peter macht seinem Namen alle Ehre, denn er ist die älteste Pfarrkirche Münchens. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Peterskirche zwischen 1225 und 1226, allerdings wurde sie über die Jahrhunderte immer wieder umgestaltet.
Ausweg Los Angeles, der Klassenfeind triumphiert
Obschon Marxist, blieb Feuchtwanger, der Nachbar von Thomas Mann, bis zu seinem Tod in den USA – anders als Brecht, der den Weg zurück in die neu gegründete DDR wählte. „Kein Künstler kann der Politik fernbleiben“ schreibt er in seinem künstlerisch wohl gelungensten Werk, dem historischen Roman „Goya oder der arge Weg der Erkenntnis“: der Künstler muss sich in den Dienst des Fortschritts stellen, er kann sich den gesellschaftlichen Krisen nicht verweigern.. Auch aus diesem Grund wählt Feuchtwanger den spanischen Hofmaler, der zum Maler des unterdrückten Volkes wird, zu seinem Stoff. Es wurde zudem der Roman, an dem er (sieben Jahre) am längsten saß.
Angela Hildebrand führt wie folgt in das Spätwerk Feuchtwangers ein: Er behandelt eine zentrale Phase im Leben des Malers, die ungefähr mit Goyas
45. Lebensjahr einsetzt2 und etwa 5 bis 10 Jahre umfasst, wobei Feuchtwanger mit den historischen Daten recht ‚flexibel‘ umgeht. Der chronologisch auf- gebaute Text gliedert sich in drei Teile mit zahlreichen Unterkapiteln, die zunächst Goyas Emanzipation von den Regeln der klassischen Ästhetik, dann seine Tätigkeit als Erster Maler des Hofes, schließlich Taubheit, privaten Rückzug und Reifungsprozess dokumentieren. Der Roman beschreibt nicht nur Leben und Leistung des Künstlers, sondern auch dessen Erkenntnisweg. Sein Gegenstand ist also nicht nur die äußere, sondern auch eine innere Entwicklung seines Helden.“
Frédéric Weinmann setzt andere Akzente: „Beide Hauptfiguren dieses Künstlerromans, der Maler Francisco de Goya und die Königin María Luisa, sind durch ihre Häßlichkeit gebrandmarkt, die einer Behinderung gleichkommt und sie den Lehren von Darwin und Freud entsprechend zur Selbstüberwindung zwingt. Die Infragestellung der Schönheit beschränkt sich aber hier nicht auf diese im realistischen Roman herkömmliche Gestaltung der Figuren. Wichtiger ist Feuchtwangers Interpretation von Goyas Schaffen als Überwindung der klassizistischen Ästhetik : Die Leistung des Malers bestünde nicht nur darin, daß er nicht alles verschönert oder die Welt so darlegt, wie sie eben aussieht, sondern daß er die innere Wahrheit zu zeigen vermag, indem er den Charakter der Dargestellten schonungslos auf das Wesentlichste reduziert und zum Beispiel im berühmten Bild « Hasta la muerte» lediglich die Häßlichkeit der Königin zur Schau stellt. Somit äußert der Schriftsteller ein Ideal, das sein eigenes gewesen sein mag.“
Nicht zu vergessen ist eine dritte, vielleicht heimliche Hauptperson: Cayetana, die Herzogin von Alba, in „Goya“. https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Herzogin_von_Alba_(Goya). Das Buch wurde 1971 in einer DDR-UdSSR Koproduktion von Konrad Wolf verfilmt. Unbestechlich wählt der begehrte Maler am Ende Exil, Armut, Einsamkeit. Feuchtwanger schildert hier durchaus einen Charakterwandel: wie aus einem Macho und Hofmaler gegen seinen Willen ein Rebell wird, den keine Ideologie, sondern Wahrhaftigkeit treibt.

Foto Bernd Oei: Neues Rathaus am Marienplatz mit Mariensäule, 1638 eingeweiht- Das Rathaus verfügt über 400 Zimmer. Der Keller ist fast komplett als Gaststätte ausgebaut: https://www.muenchen.de/sehenswuerdigkeiten/bauwerke-und-denkmaeler/neues-rathaus
Die Jüdin von Toledo und die drei Bibiliotheken
Auch sein letzter großer historischer Roman (1955) spielt in Spanien. Er erzählt die in die zeitgenössischen Chroniken eingegangene Legende der mehrjährigen Liebesbeziehung zwischen dem kastilischen König Alfons VIII. (1169–1214) und Raquel, genannt Le Hermosa (Die Schöne), der Tochter seines jüdischen Ministers Jehuda Ibn Esra aus Sevilla. Feuchtwanger greift hier auf das Drama Franz Grillparzers zurück, das 1872 in Prag uraufgeführt wurde, obgleich der Wiener Dramatiker es unmittelbar nach der Märzrevolution 1848 in den Restaurationsjahren niederschrieb. Nirgendwo wird sein Ringen um den wahren Glauben und die Auseinandersetzung mit seinen jüdischen Wurzeln spürbarer. Eine Inhaltsangabe und Analyse liefert http:/christianschacherreiter.blogspot.com/p/die-judin-von-toledo-interpretation.html. Aus seinem letzten Werk stammt auch das Goya in den Mungd gelegte Zitat: „Von allen Lasgtern ist Anstand daskostspieligste.“
Bei König Alfonso erwacht bald eine tiefe Leidenschaft für die gebildete, tolerante junge Frau und was für Raquel als politisches Opfer im Interesse der Vernunft und des Friedens beginnt, wächst auch bei ihr zu einer stürmischen Liebe für den kühnen, lebensfrohen König. Im Volk gilt Raquel als die eigentlichen Königin, doch die legitime Gattin treibt das Land in einen Krieg, für dessen verheerende Folgen schließlich die Juden verantwortlich gemacht werden. Eine Hörprobe aus dem 4. Kapitel ihrer schicksalhaften Begegnung:
Nach seinem Tod galt er in Westdeutschland als Literat zweiten Ranges, im Osten als einer der großen Vorbilder des realen Sozialismus. Der Aufbau Verlag im Ostberlin trug zu einer Renaissance seiner zahlreichen Werke bei. Weshalb er nicht in den Osten ging wie Brecht? Als Staatenloser fürchtete er nicht mehr in die USA einreisen zu dürfen, wo er zumindest in Ruhe schreiben konnte.
Eine Besonderheit Feuchtwangers sind seine drei Bibliotheken In Berlin, Sanary und Los Angeles – „das immobile Alter Ego“ mit über 30 000 Exemplaren des seinerzeit vielgelesenen und diszipliniert arbeitenden (sowie forschenden) Spezialisten für historische Romane. https://www.br.de/mediathek/podcast/radiowissen/lion-feuchtwanger-ein-schicksal-drei-bibliotheken/2096296
Seine Stimme und den engen Bezug zur deutschen Sprache kann man durch die Archivaufnahmen hören unter https://www.ardaudiothek.de/episode/deutschlandradio-retro-kulturfunk/lion-feuchtwanger-ueber-sein-leben-nach-der-auswanderung/deutschlandfunk/12043771/

Foto Bernd Oei: Innenhof Neues Rathaus mit Ratskeller. Im Hintergrund Rathausturm. In wenigen Augenblicken ist man mit dem Aufzug auf 85 Metern Höhe; der Ratskeller hat über 1000 Plätze https://www.ratskeller.com/files/downloads/philosophie-geschichte-ratskeller-muenchen.pdf
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