
Foto Bernd Oei: Kammertheater Vitte, Hiddensee, Rügen. Plakat zur Aufführung von Hänsel und Gretl. https://hiddenseebuehne.de/
Der Dichter ist überflüssig
„Über Inseln läßt sich viel erzählen, und man findet leichter den Anfang als das Ende dabei“, notierte Ernst Jünger in einem seiner Reisetagebücher. Nicht nur für seine politische Parabel „Auf den Marmorklippen“ unmittelbar vor Kriegsausbruch (1939) wählte einer der umstrittensten deutschen Schriftsteller – die einen nennen ihn Wegbereiter oder Wegbegeliter des NS-Regimes, die anderen einen zu allem entschlossenen Kritiker – die Insel als Menetekel für das Umschlagen einer wünschenswerten Gesellschaft in eine Dystopie. Auch sein erster Nachkriegs-Roman „Heliopolis“ (1949) trägt sich entgegen des Untertitels „Rückblick auf eine Stadt“ auf einer Insel zu. Zudem trägt sich die Handlung „Zu Besuch auf Godeholm“ (1952) wiederum auf einer (fiktiven) Insel zu.
Für einen seiner letzten Romane „Eumeswil“ wählte Jünger den Schaüplatz Beginn seiner „Kriegskarriere“: eine nordafrikanische Küstenstadt (Jünger ging von einem Hamelner Gymnasium ab, um bei der Fremdenlegion anzuheuern). Von Beginn bis zuletzt an war er antidemokratisch gesinnt. Für manche genügt das, um ihn zur persona non grata zu erklären.
Ernst Jünger wurde annähernd hundert Jahre alt und ist in Württemberg geboren als auch gestorben. Er kam, nicht nur kriegsbedingt, sehr viel herum in Europa, in Deutschland. Obschon er vornehmlich Romane und Erzählungen, also fiktive Texte schrieb, die man zum großen Teil Utopien bzw. Dystopien zurechnen muss, war er eher Philosoph als Romanicer. Dichter sind überflüssig stammt aus seinem Mund. Im Kontext: „Der Dichter ist überflüssig in der technischen wie in der ökonomischen Welt – das macht sein Elend und seine Größe aus.“ (aus „Heliopolis“)
Seine Werke spalten bis heute die Leser in Ablehnung (Jünger wurde teilweise tabuisiert) als auch Bewunderer für seine rigorose Haltung. Dabei spielt die Ästhetisierung des Krieges, die Faszination an Macht und Gewalt, eine tragende Rolle. Tragischerweise nahm sich Eugen Gottlieb Winkler, Autor des lesenswerten Essays „Ernst Jünger und das Unheil des Denkens“ mit 24 Jahren das Leben. https://www.projekt-gutenberg.org/winkler/literat/chap004.html
Sein Lieblingsbild war Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“, das die Wucht menschlicher Einsamkeit inmitten der (Natur)Gewalten zum Inhalt hat und auf Rügen entstand. https://de.wikipedia.org/wiki/Der_M%C3%B6nch_am_Meer#/media/Datei:Caspar_David_Friedrich_-_Der_M%C3%B6nch_am_Meer_-_Google_Art_Project.jpg
Vom Essayisten Winkler, einem rigorsen Gegner des seinerzeit triumphierenden Systems, stammt die Terminologie Kulturfaschismus, den Hannah Arendt Ästhetisierung des Bösen heißt. Winkler nahm das Schicksal Benjamins voraus: bevor ihn die SS erreichte, nahm er 1936 eine Überdosis Tabletten.

Foto Bernd Oei: Vitte, Hafen. Vitte ist einer der vier Orte der Insel Hiddensee. Der Name leitet sich von Heringsfang ab. Der legendäre Norwegerkönig Hedin soll hier um eine Frau oder auch nur um Gold gekämpft haben und fungiert als Namensgeber des Eilands nordwestlich vor Rügen.
Die Macht des Geistes
Ernst Bloch nannte Jünger in „Prinzip Hoffnung“ einen „veredelten Faschisten“: „Was Ernst Jünger sich als Einheit von Arbeitertum und Soldatentum ausgedacht, ist die gleiche Demagogie im Kommandoton, die Rosenberg in Blut und Waberlohe vorgeführt hat (…), so sah Gesamtutopie faschistisch aus.“ Klar ist, dass Jünger zweimal den Krieg befürwortete und für die Menschwerdung als notwendig erachtete. Ein typischer seiner martialischen Sätze lautet: „Gewiß wird der Kampf durch seine Sache geheiligt; mehr noch wird eine Sache durch Kampf geheiligt“ (In Stahlgewittern). Geläutert hat er sich nie, weshalb weder gutenberg noch zeno, die nahezu alle deutschsprachigen Autoren von Rang mit Texten zum Nachlesen berücksichtigen, sich auf „Ernst Jünger“ einlässt. Der Streit um seine Ästhetisierung des Kampfes übertrifft den um Nietzsches Erben. https://jungle.world/artikel/1998/09/der-veredelte-faschist
In seinem an die altägyptische Metropole angelehnten Roman „Heliopolis“ (Gesamtausgabe Band 22), nach seinem Publikationsverbot und auf Förderung der Familie Stauffenberg aus dem Kreis des Widerstandskämpfers und Hitler-Attentäters Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg, entwickelt Jünger das Duell zweier Formen der Diktatur und des totalitären Staates. Später erhielt der verunglimpfte Schriftsteller den Geothepreis, was wiederum für einen Skandal sorgte. Es besteht kein Zweifel daran, dass er mit dem Erzähler Lucius De Geer weitgehend identisch ist wie vorher „Auf den Marmorklippen“ der Chronist. Ebenso kommen Begriffe wie Mauretanier (die Faschisten) darin vor, zudem Parsen (in der Rolle der Juden). Die Verbindung zwischen beiden Werken wurde von Jünger bestätigt. Auch das Motiv der Verführung der Jugend (Jünger fühlte sich vom Faschismus angezogen) kommt darin vor.
Der Repräsentant des Herausforderers , hier der Landvogt, in „Die Mamorklippen“ der Oberförster, trägt eindeutige Züge von Göring, der „Chef“ erinnert an Göbbels. Grundsätzlich sind sowohl Bezüge zu totalitären Systemen, Rassenideologie und KZ in beiden fiktiven Texten gegeben, so dass von einem überwiegenden Anteil Realität bzw. historischer Verarbeitung gesprochen werden muss. Die Inhaltsangaben liefern https://www.blauenarzisse.de/ernst-juenger-heliopolis/ und https://de.wikipedia.org/wiki/Heliopolis._R%C3%BCckblick_auf_eine_Stadt
Als Vorlage für seinen fiktiven Ort nannte Jünger Neapel (nicht etwa Rügen oder gar Vitte), so dass die italienische Variante des Faschismus die wahrscheinlichste Deutung nahelegt. Der Landvogt verkörpert den absoluten Nihilismus, der Chef den militärischen Pragmatismus, der herrschende Prokonsul den Diktator, der einer geistigen Elite vorsteht, der Erzähler Lucius möchte eine Souveränität des Individuums mit höchstmöglicher Entscheidungsgewalt etabliert wissen. Er hat in jedem Fall eine Moral; seine Rettung der Parsin und späteren Gefährtin dokumentiert, dass er nichts vom Rassismus hält. Daher fällt ein Urteil, in wieweit Jünger Gewalt oder Krieg verherrlicht schwer: er ist kein Pazifist oder Demokrat, aber auch kein „Nazi“.
Am Ende wählt ein „Regent“ die geeigneten Persönlichkeiten zur Errichtung eines neuen Staates aus: sowohl Lucius als auch die Parsin gehören aufgrund ihres starken Charakters dazu. Sie lassen an Nietzsches „Übermenschen“ denken, den Jünger durchaus vor Augen hatte. Dafür spricht auch die ausgeprägte Höhen- und Tiefensymbolik, die Magie der Orte und die Ideologie eines Geistesaristokratie „allein durch reine Geistesmacht zu widerstehen““.

Foto Bernd Oei: Vitte, Fähre (Weiße Flotte) am Hafen. Zu Jüngers Zeit avancierte Vitte zu einem Domizil für Künstler. Zu den noch aktiven Künstlerhäusern gehört die Blaue Scheune. Der Künstlerbund gewährte im 3. Reich verfolgten Malern Schutz Auf Rügen, wenngleich in Prora, planten die Nazis ein Erholungszentrum (Kraft durch Freude) für ihre Soldaten.
Den Punkt kennen
Göring wollte das Buch „Auf den Marmorklippen“ kurz nach Kriegsbeginnverbieten lassen, Hitler schützte einen seiner bevorzugten Autoren. Am Ende gab es die diplomatische Lösung, das Papier für den Druck zu verweigern. Der Vorkriegsroman ästhetisiert die Gewalt, den Rausch, die Kraft und setzt Sieg mit Vitalität, Stärke gleich. Dass Jung Auswüchse wie Folter und Rassenverfolgung ablehnt, ist ebenso deutlich, ändert aber nichts an der Grundfrage, die von ihm mit sozialdarwinistischer (präziser spenceristischer) Wissenschaftsargumentation der Auslese und dem Gesetz des Stärkeren beantwortet wird.
Es ist entscheidend, Moral (die Frage des Gewissens) oder Ethik (die Frage der gewollten Norm) – die immer mit Wille und persönlicher Verantwortung einhergeht – nicht auf Gutmenschentum oder here Absichten herunterzubrechen. Was für ein Volk oder die Evolution gut ist, muss sich keineswegs mit dem Interesse einer Nation oder einer Epoche decken. Diese historische Zäsur vom Aufstieg der Kultur und ihren Niedergang, der durchaus den Nationalsozialismus wie jedes andere totalitäre System auch als Folge und nicht als Ursache des Nihilismus setzt, spiegelt sich besonders in „Auf den Marmorklippen“ wider.
Der Niedergang der Kultur – zu unterscheiden von der Zivilisation – basiert auf Technik, Industrialisierung, Wissenschaft, die ihren Preis haben und Traditionen, Werte, Hierarchien umstürzen. Daher befürwortet Jünger den Umsturz aller Werte, jene Philosophie, die martialisch gesprochen, mit dem Hammer philosophiert und die zukunftsorientiert anstelle von nostalgisch romantisierend ausgerichtet ist.
Philosophisch ist nebender Auseinandersetzung zwischen Utilitarismus und Hedonismus die Frage nach dem Glück und seinem Wert für die Gesellschaft. Offenkundig führt ein paradiesisches Leben zur Verweichlichungug. Eine dritte Frage, die mit den beiden Kontroversen in Zusammenhang steht ist die nach der Legitimität des Attentats auf den Führer des „Bösen“. Jünger erkennt die Sinnlosigkeit, da die Person am ehesten ausgetauscht werden kann, wenn das System bereits etabliert ist. Sowohl der Märtyrer (Fürst Sumyra) als auch der Technbokrt (Braquemart) scheitern. Daher ist es mehr als umstritten, dass Jünger an einem Manifest des Widerstands gelegen war. Eine Zusammenfassung des utopischen bzw. dystopischen Romans liefern https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/auf-den-marmorklippen/7254 und wiederum https://de.wikipedia.org/wiki/Auf_den_Marmorklippen.
Vielleicht trifft folgendes Zitat den militanten Kern als auch den der inneren Emigration Jüngers am Besten: „Man muss den Punkt kennen, bis zu dem man zurückweichen kann.“ Dass Jünger kein Nazi-Mitläufer war, erschließt sich nicht nur aus seinen Texten vor und während der Hitler-Herrschaft, sondern auch aus seinem Verhalten nach Kriegsende, in der er weder zu Reue noch zu Verdrängung neigte.

Foto Bernd Oei: Vitte, Goldperle, einst Hotel zur Ostsee an der Kreuzung von Süderende/Norderende, Wallweg und Schulweg unweit des Strandes. Die Sanierung der Insel empfinden einheimische als seelenlos und wenig kulturaffin. https://www.moritz.de/journal/dies-und-das/kolumne-nichts-bleibt-wie-es-ist/
Distanzierung von den Siegern
Heute wird nur selten nuanciert, wenn es um Autoren geht, die nicht ins Exil oder den aktiven Widerstand gingen. Dass er den Zerfall geistiger Werte beklagt muss keineswegs dem nationalsozialistischen Gedankengut entsprechen. Ebensowenig sein Patritoismus, der mit einer starken Nation verbunden blieb. Den unbedingten Gehorsam förderte Jung keineswegs. Als Offizier setzte sich Jünger mit den zusammenhängenden Themen Gehorsam, militärische Pflicht und Konfliktvermeidung bzw. Deeskalation auseinander. Die Wende von überzeugten Siegertypen zu Oppositionellen des Systems vollziehen alle seine (mir bekannten) Erzählerfiguren. Am deutlichsten wird dies in der Erzählung „Die Eberjagd“ (1952): hier wird ein junger, vom gewaltverherrlichenden System faszinierter Sechzehnjähriger als Zaungast einer Eber-Treibjagd zum Sympathisanten des getöteten Ebers, dessen Kraft ihn das „Lager“ der Jäger überdenken lässt. Auch die E berjagd ist mehr ein polit-philosophisches Gleichnis über einen inneren Kampf als ein fiktionaler Text.
Richard möchte selbst Jäger werden und zeigt ein starkes Interesse an Waffen und Kampf. Jünger, selbst Jäger, benutzt die eigene Terminologie dieses Genres, was die Authentizität erhöht. Das Jagdmotiv eignet sich aufgrund der zahlreichen Rituale und seiner Archaik hervorragend zur Darstellung heidnischer Kulte und der Bedeutung von gruppendynamischen Prozessen. Zudem verdeutlicht Jünger, dass der Sieger immer Recht hat und, wie Benjamin es formuliert, die Geschichte schreibt.
Konkret schießt der neben Richard stehende Junge den Eber mit einem Blindschuss in den Rücken, als das Wildtier im Ungterholz seinen Häschern zu entkommen droht. Durch den Fund der erlegten Tieres und der Jagdtrophäe wird er zum Helden. Anstelle des Glücksschusses ist es die Tat eines überlegten Schützen. Die Vorgänge, insbesondere die erlebte Rohheit der Jäger, führen dazu, dass Richard anstelle von Waffen nun von dem Eber träumt. Er hat die Seiten gewechselt und den Zauber, die Hexerei der Gewaltverherrlicher durchbrochen.

Foto Bernd Oei: Vitte, Seebühne. Gespielt wird Hänsel und Gretel. 1997 aus dem Figurentheater “Homunkulus” in Berlin hervorgegangen, gastierte die Seebühne in vielen Ländern, nahm an internationalen Festivals teil und gewann mehrere Auszeichnungen und Preise.
Fordern statt entschuldigen
Im nahezu zeitgleichen Essay „Der Waldgang“ (1951) geht es gleichfalls um einen Wandel. Die Frage betrifft hier einen anderen Zeitpunkt: während der junge Richard nach einem Ereignis umdenkt, rückt Jünger das Verhältnis (die Reflexion) des Helden vor der Katastrophe in den Fokus. Am Anfang stehen manipulierte Wahlen – sie sind auch zeitgemäß aktuell. Die Verweigerer, eine verschwindend kleine Minderheit, sind die Neinsager zum System, die Jünger Waldgänger heißt.
In dem Aufsatz sind diese Waldgänger zwar Menschen im Widerstand, aber sie sind nicht existentiell bedroht. Es handelt sich um radikale Individualisten, die antizipieren, dass die Wahl der Masse in den Nieder- oder Untergang führen muss. Sie verhalten sich passiv resistent, riskieren nicht Gefängnis oder Folter, weil dies einem sinnlosen Martyrium gleichkommen würde.
Wald scheint auf eine archaische deutsche Wurzel zu verweisen, obgleich Jünger nie technikfeindlich war. Allerdings verklärt er deutsche Tugenden, die dem Militär zugute kamen. Es könnte sich daher um eine Entpolitisierung, eine Absage an Systeme allgemein handeln. So deutlich geht dies nicht aus dem Essay hervor. Der Begriff Plädoyer für den Nonkonformismus ist daher naheligend. Sie fügt sich an Jüngers früh ausgeprägten Indiviudalismus an und bewegt sich auf Stirners und Nietzsches Pfaden. Sicher erscheint, dass sich der Autor gegen ein von Angst besetztes, fremdbestimmtes Leben ausspricht.
Ein weiteres Zitat, das den stets nach vorne und nie nach hinten gerichteten Blick Jüngers verdeutlicht, lautet: „Nicht Entschuldigungen sondern Forderungen sind aus den Erfahrungen des Lebens zu ziehen.“ (Auf den Marmormklippen)

Foto Bernd Oe: Vitte, Das rote Haus, Wallweg 2. Bäckerei nebst Café, der skandinavische Spezialitäten nebst Rügener Kost anbietet.
Die missgestimmten Massen gleichen Nullen
IBereits der Titel seines Frühwerks „DerKampf als inneres Erlebnis“ deutet die Zwiespältigkeit an, mit der Jüngers Werk behaftet bleibt. Die Tatsache, dass Kampf und ExistenzkrisenWillen undVitalität stärken oder das persönliche Erlebnis den Geist prägt, ist wohl unbestritten. Die Verharmlosung oder gar Stilisierung des Krieges als probates Mittel einer Extremsituation zur Selbstbehauptung geht ebenso über das ethisch erträgliche Maß hinaus.
Eine Schwäche kann auch eine Stärke sein: Jünger reflektiert die Kriegserlebnisse an der Front in seinem prosaischen Werk, mitunter auch kritisch, doch er distanziert sich nie kompromisslos. Er tadelt das Verbrechen als Entgleisung und Verlust von rationalem souveränen Handeln und lobt die kalte Überlegung als Überlebennsstrategie. Dennoch erkennt er Formen der physischen Gewalt als charakterbildend an. So führt das Schreckliche des Erlebten bei dem jungen Schriftsteller durchaus nicht zum Pazifismus oder einer Abmilderung seines Selbstbildes als Krieger.
Anschließend porträtiert Jünger, hier an Machiavelli erinnernd, „Die totale Mobilmachung“ (1930) und ein eigenes wehrhaftes Heer als Voraussetzung für erfolgreiche Politik. Allerdings dementiert er die Dolchstoßlegende oder andere Mythen, die zum Hass auf Sozialisten oder Juden führten. Er benennt den Versailler Frieden ungeschönt als Sieger-Diktat mit unverhältnismäßiger Demütigung der Deutschen. Andererseits warnt er vor Massenkult und dem gemeinen Dutzendmenschen, der auf Vergeltung sinnt und Sündenböcke sucht. Er misstraut dem Führerkult, wie folgendes Zitat aus dem Essay belegt: „Die missgestimmten Massen gleichen Nullen, die freilich furchtbar zählen werden, sowie ein neuer Einser ihnen Bedeutung gibt.“
Kurz pointiert: Der Fortschritt ist immer auf der Seite der Sieger. Diese Einsicht gilt auch für „Der Arbeiter“ (1932). Der Untertitel lautet bezeichnederweise Herrschaft und Gewalt. Klar ist, dass Jünger, hiermilitärisch denkend, Demokratie als schwache Regierungsform und anfällig empfindet. Ebenso deutlich ist seine Abneigung vor Chaos oder einer zu hohen Toleranzschwelle, die an Meinungsneutralität und Haltungslosigkeit heranreicht. Daher nimmt er einen klar erkennbaren Führungsstil zum Vorbild und erhofft sich von den Arbeitern einen ebenso disziplinierten wie gesunden Staat.
Die bekannten Schwächen der Weimarer Republik, ohnehin ein ungeliebtes Kind der Zwangsdemokratisierung, machen aus Jünger einen erbitterten Feind der Partei im Allgemeinen: er tritt daher nie in die NSDAP ein. Der Arbeiter ist für ihn ein Prototyp der Moderne und des notwendigen Fortschritts. Der Fortschritt wiederum ist jener unvermeidbare Teil der Evolution, der nicht nach Ethik fragt. Wer den Fortschritt verhindert, wird von der Evolution ausradiert.
Daher repräsentiert Jünger auch eine Form des Determinismus: An die Stelle von Gott tritt die Evolution. Die Zivilisation ist ein Feind dieser natürlichen Evolution, da sie Prinzipien wie Gleichheit fördert, die in der Natur nirgends vorkommen. Summa summarum werden Einflüsse des Sozialdarwinismus unter Herbert Spencer deutlich. Dessen „System der synthetischen Philosophie“ erweist sich als wegweisend und orientierungsstiftend für Jünger. Entwicklung bedeutet und inkludiuert Synthese, also Integration des diversen Stoffes zu einer Einheit. Der Stoff, die Masse, besteht jedoch immer aus Divergenzen, keineswegs zufälliger Art, sondern aus zusammenhängender Ungleichartigkeit. https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/214188/was-ist-sozialdarwinismus/

Foto Bernd Oei: Fischerdorf Vitte. Der Hafen in Vtte ist der größte und zentral gelegenee auf Hiddensee mit Fährverkehr-und Ausflugsverkehr. n begrenzter Zahl können kurzzeitig Sportboote anlegen. Ebenfalls ist eine Wassertankstelle für Dieselkraftstoff vorhanden. Die Wassertiefe beträgt 2,0 bis 3,1 m.
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