Was ist am Rhein so poetisch

Foto Bernd Oei: Rolandseck, Blick auf den Rhein, Rheinkilometer 640. An dieser Stelle entstand Herweghs Wiegenlied mit den Zeilen (2. Strophe) Gesamttext:https://de.wikipedia.org/wiki/Wiegenlied_(Herwegh)

„Laß’ jede Freiheit dir rauben,
Setze dich nicht zur Wehr,
Du behältst ja den christlichen Glauben;
Schlafe, was willst du mehr?“

Heine und Düsseldorf

Der Rhein hat eine Gesamtlänge 1.232,70 km mit der Quelle im Schweizer Graubünden (Gotthardmassiv) RK 0 und mündet in der Nordsee. Er durchfließt vier Länder und gilt daher als EU Straße mit Modellcharakter, in wie fern die Zusammenarbeit des Länder funktioniert. Meine Radtour folgte seinem Verlauf stromaufwärts von Düsseldorf nach Basel. Wer glaubt, am Rhein entlangfahren und ihn immer sehen zu können, der unterliegt wie ich einer Illusion. Er ist sogar sehr häufig nicht zu sehen; eine Strecke Richtung Karlsruhe führt am Alten Rhein entlang und mit Baustellen muss, ähnlich einer Autobahn immer gerechnet werden. Zudem durchfließt er die Geburtstätte und Wohnorte zahlreicher Dichter .

Foto Bernd Oei: Düsseldorf. eine von sieben Rheinbrücken im Stadtgebiet quert die Brücke den Reheinam Rheinknie bei Kilometer 743. Im Hintergrund Neanderkirche.

Rheinkilometer 740 – Düsseldorf ist der Geburtsort von Heinrich Heine am 13.12. 1797 in einem Hintergebäude der Bolkerstraße 53 im Herzen der Altstadt , unweit des heutigen Rathauses und der Neanderkirche (Namensänderung während des Ersten Weltkriegs) an der Bolkerstraße 36 . Sie war damit 1684 das erste protestantische Gotteshaus. Sein längst umgebautes Geburtshaus dient heute als Literaturcafé und Buchhandlung.

Heinrich Heines Geburtshaus. Quelle: wikipedia

Auf der anderen Straßenseite befindet sich die älteste Altbierschenke, die es so heute auch nicht mehr gibt. Man braucht also viel Fantasie und Enthusiasmus am katholisch dominierten linken Rheinufer. Unter Denkmalschutz steht allerdings die Brauerei „Zum Schlüssel“ nebenan.

Nicht weit hat man es seitdem auch zum Literaturcafé Literaturtreff Schnabelewopski, das nach seiner Satire „Aus den Memoiren des Herren Schnabelewopski“ benannt ist. Der Ich-Erzähler gibt dort sein Geburtsjahr mit 1795 an. Im ersten Kapitel lesen wir: „Wie oft, als Knabe, versäumte ich die Schule, um auf den schönen Wiesen von Schnabelewops einsam darüber nachzudenken, wie man die ganze Menschheit beglücken könnte. Man hat mich deshalb oft einen Müßiggänger gescholten und als solchen bestraft; und für meine Weltbeglückungsgedanken mußte ich schon damals viel Leid und Not erdulden.“

Heine selbst blieb ein Freund des Rheinweins, speziell des Burgunders. So in Deutschland ein Wintermärchen, Caput 23:

„Ich danke dem Schöpfer in der Höh‘, / Der, durch sein großes Werde,
Die Austern erschaffen in der See / Und den Rheinwein auf der Erde!“

Namensgeber der Stadt ist die Düssel, ein Seitenfluss des Rheins. Braunbier hieß es frühe, sagt mir der Wirt, und obergärig sei es gewesen, der Düsseldorfer sag dat aale dazu. Bis vor Erfindung der Kühlmaschine zu Beginn der Bismarckzeit war man für den Braukeller auf Unmengen von Eis aus nah und fern angewiesen: da kam das Wasser auf der Düssel gerade recht. Das berühmte dunkle „Alt“ wurde allerdings erst 1850 im Haus „Zum roten Ochsen“ (Bolkerstraße 47) gebraut, fünf Jahre vor Heines Tod . Stationen seiner Zeit in Düsseldorf bis 1815 : https://www.duesseldorf.de/heineinstitut/ueber-heine/heine-in-duesseldorf.html

Foto Bernd Oei, Düssel, rechter Nebenfluss in der Altstadt,des Rheins, ca. 40 km. Heine sah hier einen Schulfreund ertrinken.

Bekannt war Heine auch mit dem Dichter Christian Grabbe (1801, Detmold), den er in Berlin kennenlernte (Jurastudium). 1834 übersiedelte dieser nach Düsseldorf und bezog sein Wohnhaus auf der Bolkerstraße 6. Der heutige Nachkriegsbau in der Ritterstraße 21 zeigt eine Steintafel, die auf seinen damaligen Aufenthalt hinweist: „In diesem Hause litt und stritt der Dichter Chr. Dietr. Grabbe 1834 bis 1836“.

Wolfgang Goethe weilte erstmals 1774 in Düsseldorf.  Im heutigen Bürgerhaus am Burgplatz 12 im Stadtquartier Pempelfort ist ein schwarzes, stark verwittertes Schild angebracht. In diesem Hause, dem früheren Gasthof Prinz von Oranien wohnte Goethe im Juli 1774. Zweimal ist Goethe in Pempelfort gewesen, jenes erste Mal nur für zwei Tage, 18 Jahre später (1792), bei der Rückkehr von dem unglücklichen französischen Feldzug, für mehrere Wochen. Über beide Aufenthalte berichtet er in „Dichtung und Wahrheit“, 14. Buch und in „Kampagne in Frankreich“.

Foto Bernd Oei. 33 m hoher Schlossturm am Rheinufer aus dem 16. Jh. Seit 1984 Schiffahrtsmuseum. Verändert 1883. Im Hintergrund das Rathaus

Ein Zitat, das nichts an seiner Aktualität verloren hat:

Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts.“

Zitiert aus: Gedanken und Einfälle, in: Letzte Gedichte und Gedanken

Böll und Köln

RK 688. Eine der schönsten Panoramaeinfahrten zum Bahnhof liefert die Hohenzollernbrücke – eine der ältesten Städte Deutschlands (und lange die größte) war nach Waterloss bis zur Reichsgründung Bestandteil Preußens zu Füßen des Doms, der mit über 6 Jahrhunderten fast ewigen Baustelle.

Foto Bernd Oei, Kölner Dom, 1880 nach 632 Baujahren vollendet. Mit einer Turmhöhe 157 m zwischenzeitlich höchstes Gebäude der Welt

Heine spottet über das Wahrzeichen den Dom in „Deutschland. Ein Wintermärchen“ (1844),Caput IV:

„Doch siehe! dort im Mondenschein / Den kolossalen Gesellen!

Er ragt verteufelt schwarz empor, / Das ist der Dom von Köllen.

Er ward nicht vollendet — und das ist gut. / Denn eben die Nichtvollendung

Macht ihn zum Denkmal von Deutschlands Kraft / Und protestantischer Sendung.“

Heinrich Böll (1917-85) ist wohl der bekanntste Kölsche Jung unter den Dichtern. Das Licht der Welt erblickte er in der Südstadt nahe dem Fortuna-Stadion, an der Ecke Teutoburger Straße 26/Ecke Alteburger Straße,wuchs aber im Vorort Raderberg auf. Die Südstadt ist das wohl „kölscheste“ aller Stadtviertel, sie gleicht mehr einem Lebensgefühl als einem abgrenzbarem Bezirk. Das „Veedel“ zeigt sich geprägt von einer urbanen Mischung und Geburtsstätte des Kölsch. Über seine Geburtsstadt urteilt Böll, uch aufgrund der Kriegszerstörung, die Teil seiner Trümmerliteratur bildet: „Es ist ja auch ne sehr hässlich aufgebaute Stadt, muss man leider sagen. … Köln liegt da, wo ich die Unbekannten kenne. Meine Erinnerung an die Straßen meiner Kindheit, Teutoburger Straße, wo ich gebo­ren bin, und Karolingerring, Ubierring, dieses Südstadt-Viertel, wird immer kälter. Wenn ich zufällig dort hingerate, empfinde ich fast gar nichts …“

https://www.antonitercitytours.de/citytours/fuehrung/Literatur-Fuehrung-Koeln/Auf-den-Spuren-von-Heinrich-Boell-durch-die-Suedstadt/31134496-47ad-4bd3-b3c1-0f9a6c092e63

Foto Bernd Oei: linksrheinische Altstadt mit Groß St. Martin, dreischiffige Basilika, seit 1970 umbaut

Groß Martin, eine der zwölf romanischen Kirchen nahe dem Dom, stammt aus dem zwölften Jahrhundert und war lange Benediktiner-Abtei, was an die Studiumszeit von Albertus Magnus und seinem Schüler Thomas von Aquin, wenngleich beide dem Dominikanerorden zugehörten. Der Sinnspruch Ora et labora geht auf ihre Gründung zurück. Bis zur Säkulrisierung unter Napoleon 1802 lebten hier noch 21 Mönche. Nach dem Wiederaufbau und erneuter Zerstörung durch den zweiten Weltkrieg schloss sich ein 40 jähriger Wiederaufbau an. Die Eröffnung fiel in das Todesjahr Bölls.

Ein akutelles Zitat Bölls aus dem Jahr 1973 lautet:

„Es stirbt täglich die Freiheit weg und mit ihr die Demokratie aus Deutschland.“

zitiert aus Die Zeit, Nachruf auf Heinrich Böll, Ausgabe 31, 1985.

Böll war ein Gründungsmitglied der Grünen, von denen er sich Umweltbewusstsein und Einsatz für Frieden und Menschenrechte erhoffte. Was er wohl von der Entwicklung der Partei gehalten hätte?

„Obwohl ich da auch manchen Unsinn sehe und mancher Blödsinn verzapft wird, aber sie sind eigentlich der Ausdruck für alles das, was Veränderungen und Protest, Protest mit dem Ziel von Veränderungen, in den sechziger Jahren dargestellt hat.“

Zitat siehe oben. https://www.boell.de/de/content/heinrich-boell-leben-und-werk-2

Bonn und Nietzsche

RK 655. Die Kennedybrücke im Zentrum Bonns.

1864/65 studierte Friedrich Nietzsche ein Jahr Theologie in Bonn, bevor der sich der Philologie und der Universität Leipzig zuwendete. Er wurde Mitglied der Bonner Burschenschaft Frankonia (ein Jahr nach seinem Geburtsjahr 1844 gegründet) , von der er sich wie von allem großdeutschen und Bismarck-Verehrendem Tun abwandte. Die berühmte Syphillis zog er sich beim unfreiwilligen Besuch im Kölner Bordell zu: http://friedrichnietzsche.de/?REM_sessid=&action=21&nkat=Studium&nextspur=18.

Foto Bernd Oei Bonner Münster, seit 2017 generalsaniert., Büsten der tiftsgeber und Märtyrer Cassius und Florentius, Opfer der Christenverfolgung.

Um die Jahrhundertmitte bildete Bonner Universität den Mittelpunkt eines Philologenstreits – Nietzsche schlug sich auf die Seite von Manfred Ritschl (ehemals Dekan) und verließ Bonn, um seinem ersten Mentor zu folgen. In die Bonner Zeit fällt auch der erste Lektüre Schopenhauers, die ib „Unzeitgemäße Bttrachtungen“ ihren Niederschlag findet (unzeitgemäß aufgrund des vorherrschenden Linkshegelianisus). Auch die Bekanntschaft des Linkshegelianers, dem Bayreuther Max Stirner fällt in diese Zeit.

Foto Bernd Oei, Rhein, Drachengebirge nahe Königswinter rechstshreinisch, südlich von Bonn

Nietzsches Bonner Wohnadresse: im Haus Drechsler Oldag im Eckhaus Bonn- und Gudenauergasseecke 518 in der Nähe des Beethovenhauses und nahe der Kennedybrücke (eh. alte Rheinbrücke). Beethoven ist das Vorbild Schopenhauers und Inbgriff seiner „Metaphysik der Musik“ Er muss erkennen, dass es zum Komponistennicht reicht und entdeckt seine Liebe zu Richard Wagner, der gleichfalls in Leipzig weilt.

Bei Bonn, an der Mündung der Sieg tritt der Mittelrhein in das Norddeutsche Tiefland ein und wird zum Niederrhein.

Foto: Bonn, Plittersdorf, Schaumburger Hof, seit 1755 Ausflugslokal, in dem neben Heine auch Nietzsche verkehrte. Quelle wikipedia. Über den Fenstern Zitate logierender Dichter.Am 5. September 1948 tagte im Schaumburger Hof der Parlamentarische Rat, um über die Verfassung der Bundesrepublik zu debattieren.
https://schaumburger-hof.de/

Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Was den Deutschen abgeht – leider bis heute und mehr denn je

Was der deutsche Geist sein könnte, wer hätte nicht schon darüber seine schwermütigen Gedanken gehabt! Aber dies Volk hat sich willkürlich verdummt, seit einem Jahrtausend beinahe: nirgendwo sind die zwei großen europäischen Narkotika, Alkohol und Christentum, lasterhafter gemißbraucht worden“.

Bingen und George

RK 526. Bingen ist die Geburtstadt von Stefan George (1868-1933), der im heutigen Stadtteil Büdesheim das Dichter-Licht erblickte und in dem ein Nietzsche-Verhehrer, sowie Verfechter der aristorktischen Geistesaristokratie heranwuchs. Im Rhein V dichtet er die Zeilen:

„Dies ist das land: solang die fluren strotzen / Von korn und obst · am hügel trauben schwellen
Und solche türme in die wolken trotzen – Rosen und flieder aus gemäuern quellen.“

Sein Geburtshaus in der Saarlandstraße 101 ist heute Metzgerei Lunkenheimer. Dabei war George überzeugter Asket….

Foto Bernd Oei, Rheinschleife hinter der Loreley (RK 555) auf 132 m und vor dem Binger Loch (RK 531), eine weitere Engstelle und Schiffsgefahr.

Das Gefälle des Rheins unterhalb des Binger Lochs ist erheblich stärker als oberhalb. Bis Rüdesheim fällt der Rhein etwa 10 Zentimeter je Stromkilometer ab, unterhalb des Binger Lochs steigt das Gefälle auf bis zu 65 Zentimeter je Kilometer.

Nur selten wie zuletzt 2011 war der Rhein nicht schiffbar; er ist gewöhnlich bis zu maximal 5 m tief, das sind etwa 2 Meter weniger als durchschnittlich in Düsseldorf und Köln und rund einer weniger als in Bonn, aber einer mehr als im südlichen Bingen.

1888 verlies George Bingen auf immer.

Bei Bingen mündet linksrheinisch die Nahe, auch „wilder Fluss“ genannt, nach 125 km lang, vor allem aufgrund der Weingüter und extremen Riesling-Lagen berühmt. Diese Stelle bei Büdesheim wird auch als Rheinknie (deren gibt es mehrere) bezeichnet. Die Schlussverse aus Georges „Das Jahr der Seelen“ lauten:“ „Der rain bereitet aus gesträuch und blüten / Den duft des abends für gedämpften schmerz.“

Als Mittelrhein wird der ca. 130 Kilometer lange Flussabschnitt des Rheins zwischen der Mündung der Nahe bei Bingen und der Mündung der Sieg gegenüber von Bonn bezeichnet. Die größten Nebenflüsse des Mittelrheins sind Lahn und Mosel, die bei Koblenz von rechts und links münden.

Foto Bend Oei, rechtsrheinisches Ufer Bingen gegenüber. Das linke Rheinufer fiel 1794-1815 an Frankreich, das rechte blieb deutsch. Blick auf Rüdesheim

George sah den Binger Mäuseturm als Zollwachturm des 14. Jahrhunderts wie der heutige Besucher, da er nach seiner Zerstörung 1856 fertiggestellt wurde. Die Fahrrinne ist heute allerdings verbreitet, so dass er nicht mehr mittig steht. Der Sage nach fielen Mäuse über den hartherzigen Bischof Hatto her. Victor Hugo, Clemens Brentano und Ferdinand Freiligrath schrieben darüber – George nicht.

https://www.romantischer-rhein.de/a-maeuseturm

Basel und Nietzsche

RK 168 – einer der größten Flussbinnenhäfen am Rhein (der größte ist natürlich Duisburg, aber auch karlsruhe gehört dazu) liegt in Basel. An der mittleren Brücke in Basel geht der Hochrhein in den Oberrhein über.Bei Schaffhausen liegt der Rheinfall, der zweitgrößte Wasserfall Europas. In Basel ist der Rhein zum Schwimmen freigegeben, allerdings nur den Mutigen, da dennoch eine starke Strömung vorherrscht. 376 km führt der Rhein durch die Schweiz. Die tiefste Stelle, das St. Anna Loch, liegt im ca. 700 Meter langen Graben bei Rheinfelden am südöstlichsten Rand, ausgelöst durch das Basler Erdbeben 1356 und beträgt 32 m. Das St. Anna Loch bfindet sich am RK 149 und damit rund 20 km vor Basel.

Foto Bernd Oei, Blick auf Basler Münster von Basel Mittlerer Brücke, RK 166, 1903 ersetzt. Länge 192 m, ursprl. 13. Jahrhundert.

Die Brücke, speziell das Käppelijoch, diente lange als Richtstätte (Tod durch Ersäufen) bis 1634. Die Regulierung des Oberrheins erforderte den Neubau der Mittleren Brücke.

Das Basler Münster entstand zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert im romanisch-gotischen Stil hautpst. nach dem Erdebeben. Die Türme sind ca. 68 m hoch, das Fundament liegt auf einem Hügel von ca. 30 m.

Erasmus letztes Asyl

Durch den Bildersturm 1529 verlor die Kirche zahlreiche Kunstwerke. Erasmus, zu dieser Zeit in Basel lebend, schrieb:

„Was von gemalten Bildern vorhanden war, wurde mit einer Übertünchung von Kalk bedeckt; was brennbar war, wurde auf den Scheiterhaufen geworfen, was nicht, wurde Stück für Stück zertrümmert. Weder Wert noch Kunst vermochten, dass irgend etwas geschont wurde.“

Nietzsche kam 1869 als jüngster Professor der Geschichte 24jährig nach Basel, die Stadt Calvins und Erasmus. Glücklich war er nicht: «In Basel steh ich unverzagt doch einsam da – Gott sei’s geklagt». https //tageswoche.ch/gesellschaft/auf-den-spuren-von-friedrich-nietzsche-in-basel-unterwegs/index.html

Auch aufgrund ständiger Kopfschmerzen und um Ruhe bemüht, zog der Philologe ans Spalentor, die er Baumannshöhle hieß. https://www.basel.com/de/sehenswuerdigkeiten/top-9

Oft zog es ihn nach Luzern. Die Frühwerke, darunter „Die Geburt der Tragödie“ und „Menschliches Allzu Menschliches“ entstanden auch hier. Nebenbei wuchs der charakteristische Schnauzbart in dieser Zeit. https://telebasel.ch/2019/10/15/historisches-museum-basel-durchleuchtet-das-phaenomen-nietzsche/?channel=32341

Foto Bernd Oei: Blick von der Mittelrheinbrücke auf das rechtsrheinische Ufer Basels, genannt Kleinbasel. Links der Rheinsprung, die ältste Hochschule der Schweiz und bis 1939 Universität, in der Nietzsche unterrichtete

Nietzsche in Götzendämmerung, Was den deutschen abgeht (1)

„Es zahlt sich teuer, zur Macht zu kommen: die Macht verdummt… Die Deutschen – man hieß sie einst das Volk der Denker: denken sie heute überhaupt noch? Die Deutschen langweilen sich jetzt am Geiste, die Deutschen mißtrauen jetzt dem Geiste, die Politik verschlingt allen Ernst für wirklich geistige Dinge – »Deutschland, Deutschland über alles«, ich fürchte, das war das Ende der deutschen Philosophie…“

Hesse und die Geburt des Steppenwolfes

Neben Nietzsche und Erasmus wohnten und weilten weitere bedeutende Literaten in Basel, u.a. Hermann Hesse, der 1881-86 im Müllerweg, ganz in der Nähe der Schützenmatte lebte. Im Alter von 22 Jahren kehrte er später zu einer Buchbinderlehre ins Antiquariat Reich’schen Buchhandlung an der Freien Straße zurück (1899-1901), um nach einer Unterbrechung in der Buchhandlung Wattenwyl am Pfluggässlein in die Ausbildung zu gehen. Durch seinen Erfolg und die Wahlheimat am Bodensee kehrte Hesse ein letztes Mal 1930 nach Basel zurück. https://www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.basel-auf-den-spuren-des-steppenwolfs.ac67bfc8-a5a4-41eb-bf84-ed8afda9d31d.html

Jaspers , Burckhardt und die Demokratie

Foto Bernd Oei: Barfüsserplatz, Tramknotenpunk. Barfüsser bezieht sich auf Franzsikaner-Bettelorden. Im Hintergrund Barfüsserkriche
Foto Bend Oei Basler Rathaus, Innehof aus roten Sandstein, Bauszeit 1504-14, Innenausstattung Hans Holbein der Jüngere, Bürger vn Basel.

Jacob Burckhardt, 1818-97, der wohl einflussreichste Kenner der Renaissance und prägender Mentor Nietzsches, stammt aus Basel.

Erasmus von Rotterdam kam erstmals während des Baus des Rathauses 1514 nach Basel und kehrte 1535 zurück. In der Nachkriegszeit lehrte Karl Jaspers an der Universität Basel. Er lebt von 1948 an in der Stadt, wurde Basler Bürger und verblieb in ihr bis zu seinem Tod 1969. Zitat:„ Der gesunde Menschenverstand ist blind sowohl für das äußerst Böse wie für das höchst Gute. “

Jaspers schreibt auch: „Um Mensch zu werden, dürfen wir uns an kein Bild vom Menschen binden.“

Jaspers, wie Hesse, ein Bewunderer Nietzsches, von dem er in Pschologie der Weltanschauungen schreibt, er habe als wahrer Philosophen gelebt, was er schrieb. Dies sollte allen heutigen Universitätsglehrten zu denken und ggf. zu schämen geben. Auf sie dürfte zutreffen, was Jaspers in Einleitung, 1 sagt:

„Im Gegensatz dazu steht ein durch bloß intellektuelle Mechanismen entstandenes, durch vielerlei Rücksichten und zufällige Einflüsse bedingtes Denken, das zu einem weiten und gebildeten Wissen führt, aber inhaltlich uncharakteristisch und darum als geistige Kraft relativ unecht ist.“

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