Leibniz und das Fenster zur Welt

Foto Belinda Helmert, Helmert: vergoldetes Tor zu den Herrenhäuser Gärten, einem bedeutenden grünen Barock-Erbe im englischen Landschaftsstil angelegt. Die Gründungszeit des Gartens konvergiert mit Leibniz´ Lebzeiten (1646-1718), seit 1698 ansässig als Hofrat in Hannover.

Prästabile Harmonie

Beginnen wir mit meinem Beitrag der Podcast-Reihe „Philosophen von A bis Z“, der allerdings über eine Stunde beträgt.

Kaum zu glauben, dass der Weltgeist als Bibliothekar sein Auskommen finden musste. Der Sohn eines Juristen und Professors musste aufgrund seines jugendlichen Alters nach Nürnberg, um dort zui promovieren. Er hielt nicht nur Gotte Schöpfung für die beste aller möglichen Welten (Voltaire macht sich in „Candide“ darüber lustig), sondern auch Ludwig XIV, den er in Paris kennenlernte, für den bestmöglichen aller weltlichen Herrscher und damit Stellvertreter auf Erden. Das System, will man es mit einem Wort benennen, heißt prästabilisierte Harmonie: alles was geschieht, hat einen Nutzen und eine tiefere Vernunft. So weit ist Hegel davon nicht entfernt, auch nicht in seinem romantischen Anspruch des Absolutiosmus und er Vollständigkeit eines Systems.

Pyhsikalisch – und Leibniz war aktiver Naturwissenschaftler – kann man die prästabilisierte Harmonie als Zeit-Raum Kontinuum deuten. Einstein selber gab an, von Leibniz Monadentheorie inspiriert worden zu sein. Bei Leibniz – Einsteins Relativitätstheorie nicht fern – bilden Raum und Zeit eine Einheit- eine Monade , die er „prästabilisierte Harmonie“ heißt. In Raum und Zeit, die Leibniz sich freilich weder gekrümmt noch relativ zur Lichtgeschwindigkeit vorstellte, ist auch die Kausalität als der höchste Zweck aller Dinge eingebettet. Dabei ist dieses Modell nicht so mechanisch deterministisch wie das seines französischen Pendants Descartes.

Foto Belinda Helmert: Lessings Wohnhaus am Holzmarkt.

Die Welt als die bestmögliche Möglichkeit

Prästabile Harmonie

In jeder Ursache liegt ihre zeitliche Wirkung und ihr räumliches Auftreten bereits prädeterminierend für die Wirkung vor. Handlngsspielraum besteht dennoch: Gott ist kein Uhrmacher. Raum, Zeit und Kausalität sind allesamit nicht einfach materielle Substanzen, sondern „Erscheinungen von Möglichkeiten„. Dabei ist alles in den naturgesetzen so vernunftartig und logisch angelegt, dass Leibniz von der bestmöglichen Erscheinung ausgeht. Unterschieden können die Monaden (nicht die Atome, die wärenm unbeseelt, was es bei Leibniz nicht gibt) nur durch ihre Aufenthaltswahrscheinlichkeit , wie das moderne Wort aus der Quantenphysik lautet, werden. Leibniz spricht allerdings von Modalitäten. Es verwundert nicht, dass Leibniz, als er es sich leisten konnte, den mittellosen Kollegen Spinoza nach Kräften als Mäzen unterstützte. (https://www.youtube.com/watch?v=Pk5gzNY43Uw)

Auf der Suche nach Wahrheit und Objektivität stellte Leibniz fest: Alles ist eine Frage der Perspektive, der persönlichen Beobachterstandpunktes. Er sagt, dass der Mensch so blind ist die Zeit an sich zu erkennen wie ein Hund den Regenbogen (weil Hunde keine Farben sehen). Folglich ist unser sinnliches Wahrnehmungsvermögen ungenügend, das Sein selbst zu erkennen. Raum, Zeit und Kausalität sind zwar von der Beobachtung her trennbar, aber der Idee nach immer verbunden. Ihre Unterscheidung bleibt nomninal. Auch Kant hält das Ding an sich, des Pudels Kern, für uneinsehbar.

Foto Bernd Oei: Leibniz-Univerisät ursprl. Welfenschloss, nahe den Herrenhäuser Gärten. An der 1831 gegründeten höheren Schule sind heute über 28 000 Studenten eingeschrieben. Im Vergleich dazu weist das in seiner Einwohnerzahl vergleichbare Bremen 18 700 Immatrikulationen auf. die Gründung der Bremer Universtät datiert auf 1971. Der gebürtige Leipziger Leibniz indes studierte in seiner Heimatstadt und nachher in Jena Mathamtik, Astronmie, Theologie, Philosophie und Physik. Er gilt als einer der letzten Universalgelehrten der Welt.

Ontische Unteilbarkeit

Monaden, die Leibniz auch Fenster zur Welt nennt, sind unteilbar, da sie allem Sein zugrunde liegen und in allem Sein wirken. Er tritt mit seiner hypothese der belebten Materie der Atomlehre Demokrits entgegen, eine rein physikalische Ausdehnung der Welt existiert für ihn nicht. Moaden sind zugleich Teile (und damit teilhaftig) der Urmonade, die Leibniz folgerichtig auch Gott nennt. Dieser wirkt in allem und ist zugleich Ursache und Wirkung.

Leibniz Monadensystem ist in seinem Einheitsstreben prägend für den deutschen Idealismus, In der Monade wurzelt die hinreichend notwendige Wahrheit: sie wird vermittelt durch permanente Bewegung. Die Freiheit entsteht durch die Wahl der Monaden, sich beliebig zu kombinieren. Da sie Vollkommenheit erstreben leisten sie freiwillig das Notwendige.  Das Notwendige ist aber zugleich immer das Einfache, folglich dasjenige, was auf Einheit und Gesamtheit beruht. Das Sein enthält folglich sowohl Freiheit als auch Zwang.

Wie Erkenntnislehre sich als Standortbestimmung erweist (Gebundenheit derWahrnehmungs- und Beobachter-Perspektive), teilt er die Naturgesetze in innere und äußere, seelisch-geistige und physische, die jedoch zusammenhängen. Das Prinzip der Wechselwirkung führt zu einer größeren Harmonie (das eigene Leben mag disharmonisch und disfunktional erscheinen): Die Harmonie ist die Summe der unendlich vielen Mannigfaltigkeit einzelner Monaden. Folglich sind die Naturgesetze, wenngleich sie uns nur die Phänomene wiederspiegeln (Monade als Fenster zur Welt bzw. Spiegel zur Welt) immer Ausdruck von Notwendigkeiten einer ontischen Struktur der Einheit, weil alles Sein determiniert ist von der geistig wirksamen Schöpfungskraft der „prästabilen Harmonie„.

Foto Belinda Helmert, Herrenhäuser Gärten. https://de.wikipedia.org/wiki/Herrenh%C3%A4user_G%C3%A4rten

Foto Belinda Hermert, Herrenhäuser Gärten, Tor zum Neptunbrunnen https://www.hannover.de/Herrenhausen/Herrenh%C3%A4user-G%C3%A4rten

Monadologie

Leibniz schrieb nahezu eine eigene Bibliothek. Die ersten drei Paragraphen der Schrift Moandologie (1714), die in meinen Augen dennoch das Wesentliche zusammenfasst, lauten:

§. 1. Die Monaden wovon wir allhier reden werden sind nichts anders als einfache Substanzen , woraus die zusammen gesetzten Dinge oder composita bestehen. Unter dem Wort , einfach , verstehet man dasjenige , welches keine Teile hat.

§. 2. Es müssen dergleichen einfache Substanzen sein, weil composita vorhanden sind; denn das Zusammengesetzte ist nichts anders als eine Menge oder ein Aggregat von einfachen Substanzen.

§. 3. Wo nun keine Teile vorhanden sind , daselbst kann auch weder eine Ausdehnung in die Länge , Breite und Tiefe , noch eine Figur , noch eine Zerteilung möglich sein. Und diese Monaden sind die wahrhaften Atomi der Natur und mit einem Worte , die Elemente derer Dinge.https://www.projekt-gutenberg.org/leibniz/monaden/monaden.html

Obschon das System kompliziert und das Einzelwissen labyrinthenartig oder verästelt erscheint, so läuft es in der Summe auf Einfachheit und Wirksanmkeit hinaus. Die Naturbeobachtung, etwa die Chaostheorie, gibt dem Universalgelehrten Recht. am Wirksamsten ist stets das Einfache, nie das Komplizierte. Und selbst die DNA, die so viele Optionen durch Kombinationen ergibt, besteht lediglich aus 4 Eiweißmolekülen.

Foto Belinda Helmert: Herrenhäuser Gärten, große Garten-Treppe, Detail

Foto Belinda Helmert: Herrenhäuser Gärten, Treppen-Seitenansicht, ohne Wasser. (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hannover-Herrenhausen-Gro%C3%9Fer-Garten-Treppe-zum-Theater.JPG) Baujahr der Kaskade 1676-85. In Bruchstein ausgeführter wandartiger Bau mit gartenseitigem Fassadenschmuck, bestehend aus überlebensgroßen Sandsteinskulpturen und Grottenstuck mit verschiedenen Materialien, zum Teil mosaikähnlich in farbigem Mörtel.

Foto Belinda Helmert. Brunnen, Frontalansicht. Zwei geschwungene Freitreppen führen auf den terrassenartigen oberen Abschluss mit einer Sandsteinbalustrade, bekrönt von kleineren Sandsteinfiguren, antike Götter darstellend. Die Große Kaskade ist die älteste bauliche Anlage im Großen Garten, die noch im Originalzustand erhalten ist. (https://denkmalatlas.niedersachsen.de/viewer/metadata/38829901/2/-/)

Alles eine Frage der Energie

Ab 1685 reiste Leibniz im Auftrag der königlichen Welfen durch Europa, um deren Geschichte zu schreiben: das unterfangen konnte er nie beenden. Unter Regent Ernst August wurde Leibniz 1691 Bibliothekar der damals größten Bibliothek der Welt Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, unter den Nachfolger war u. a. Gotthold Ephraim Leessing.

Die Quintessenz Lessings: nichts ist unbelebt und selbst das vermeintlich Starre bewegt sich (innerlich). Leibniz hält  alle Entwicklung, alle Kräfte für endogen in den Monaden; sie haben daher (Eigen)Energie und können zusätzlich wie Billardkugeln Energie aufnehmen (Dynamik) . Alles steht mit allem in Verbindung bzw. Wechselwirkng. Es existieren keine mechanischen Wirkkräfte, von denen Descartes und später Newton ausgehen, sondern alles entspringt der inneren Energie der Monaden. Bereits Aristoteles unterscheidet in zwei Formen der Energie, energeia und dynameia. In diesem Sinn vollendet ihn Leibniz. Gott ist summa podestas vigor.

Foto Belinda Helmert: Herrenhäuser Gärten, Neptunbrunnen ohne Wasser. https://de.wikipedia.org/wiki/Neptunbrunnen_(Hannover)

Foto Belinda Helmert: Neptunbrunnen, Detail. Im Hintergrund das Galeriegebäude. Entstehungszeit 1696/97. Leibniz konnte sich an den Wasserspielen erfreuen; er selbst hatte Pläne ine horizontale Windmühle entwickelt, um damit die Grubenentwässerung zu optimieren. Die neun Messingfiguren sind erst seit 2009 dem Publikum wieder zugänglich. Überhaupt sind die Gärten in ständiger Bewegung und werden für diverse Veranstaltungen genutzt.

Foto Belinda Helmert: Herrenhäuser Gärten, Eingang (3 km zum Schloss)

https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Schloss-Herrenhausen-Einst-Welfen-Residenz-heute-Tagungsort,schlossherrenhausen204.html

Foto Belinda Helmert: Herrenhäuser Gärten, Schloss-Allee. Die Geschichte des Großen Gartens begann im Jahre 1666 mit dem Auftrag des Herzogs Johann Friedrich, südlich des bescheidenen Schlosses einen „Lustgarten“ anzulegen. Doch erst nachdem der Bruder des Herzogs, der spätere Kurfürst Ernst August (Regierungszeit von 1679 bis 1698) in Hannover den Thron bestieg, begann die Blüte von Herrenhausen, und Hannover erlebte seine höchste Prachtentfaltung.

Gegenentwurf zum cartesianischen Dualismus

Descartes (1596-1650) gilt als Hauptvertreter des Materialismus als auch des Dualismus, weil er immer von zwei konkurrierenden eigenständigen Systemen ausgeht, der Materie und der Seele/Geist. Spinoza (1632-77) als sein härtester Gegner, als geistige Antimaterie. Leibniz liefert vielleicht die bestmöglichen Argumente gegen die Teilung, die so entscheidenden Anteil am deutschen Idealismus (Transzendentalismus) hat.

Die Monaden sollen drei von Descartes Hypothesen widerlegen: 1) Gott ist nicht Bestandteil der irdischen Welt, 2) Leib und Seele sind getrennt und 3) die Materie sorgt für die Ausdehnung von Raum und Zeit.

Indirekt verteidigt Leibniz damit Platons höchste Idee der Vollkommenheit, an der alles Irdische teilhat. Das Prinzip der Teilhabe (methexis) wirkt bei ihm in den Monaden, wo eine Urmonade unendlich viele Einzelmonaden erzeugt ähnlich einer Eizelle unendlich viele Spermien. Selbst die nicht zur Fortpflanzung kommenden Spermien dienen indirekt – durch ihre Ablenkung der die Spermien abtötenden Killerzellen – zur Befruchtung der einzigen, die weibliche Eizelle erreichende Spermie. Ihre Teilhabe schließt nicht nur Selbst- Ähnlichkeit ein, sondern vor allem, das Unvollkommenes zur Erkenntnis und Erkenntnis zur Entwicklung von Vollkommenen beiträgt.

Leibniz´ System erkennt die Welt in ihrem Ist – Zustand als den bestmöglichsten Zustand göttlicher Fügung an, anstelle ihn wie Descartes zu bezweifeln.´Dieser sorgt im geometrischen Gottesbeweis für eine mathematische und damit logische Erklärung und führt den Zweifel dadurch ad absurdum, dass der Zweifel selbst nicht den Zweifel bezweifeln kann, also doch etwas gewiss sein muss, von dessen Standpunkt der Mensch Gott zu erklären weiß. Wenngleich Leibniz gleichfalls begnadeter Mathematiker und Begründer der Differenzial- und Integralrechnung ist, lässt Gott keineswegs in Zahlen oder geometrischen Figuren aufgehen. Das wohl eindrücklichste Zitat stammt aus „Die Theodizee“, deren Kernsatz darinb besteht, dass Gott keine vollendete Welt wollte. Aus „Abhandlung über die Güte Gottes, Erster Teil“ ist entnommen: „Wer in göttlichen Dingen nichts glaubt, als was er mit seinem Verstande ausmessen kann, verkleiner die Idee von Gott.“ http://www.zeno.org/Philosophie/M/Leibniz,+Gottfried+Wilhelm/Die+Theodicee/Abhandlung+%C3%BCber+die+G%C3%BCte+Gottes,+die+Freiheit+des+Menschen+und+den+Ursprung+des+Uebels/1.+Theil

Foto Belinda Helmert: Leibniz-Denkmal am Georgsplatz nahe der Oper. Leibniz, um 1675 entwickelter, „Calculus“ enthält Differenziationszeichen, Regeln zum Differenzieren sowie Aussagen zu Extremwerten und Wendepunkten von Funktionen.Das Scjerenschnitt-Monument stammt von Stefan Schwerdtfeger aus Stettin und war 2008 eine seiner letzten Arbeiten https://de.wikipedia.org/wiki/Leibniz-Denkmal_(Hannover)

In der Ruhe liegt die Kraft

Monaden sind die Ursache aller Bewegung und gleichermaßen an der Bewegung beteiligt. Ruhe ist eine Form der Bewegung bei Leibniz, die allerdings derart in Harmonie verläuft, dass sie von außen nicht als solche wahrgenommen wird. Ihr Daseinsgrund liegt darin begründet, dass sich erst und einzig in diesem Stadium die Vollkommenheit einstellt. Leibniz zieht eine Analogie zum Gemüt und teilt die stoische Auffassung, dass die innere Ruhe auf die Erkenntnis der Vollkommenheit des universellen Daseins, der Weltharmonie beruht. Die eigene Gelassenheit ist daher Teilhabe an der vernünftigen Weltordnung.

Die Monaden vereinigen die beiden Prinzipien Vielheit und Einheit so wie die Zahl eins. Für das Prinzip Mannigfaltigkeit bedarf es individueller Monaden und deren Kommunikation, woraus individueller Substanzen hervorgehen. Die Vielheit entsteht nicht nur durch verschiedene Aggregatszustände, die Substanzen vorübergehend eingehen. Nur dem Scheine nach ist die gleiche Substanz nicht die selbe: so erscheint Wasser mal als Dampf, Regen, Schnee oder Eis. Relationen, und Proportionen sorgen für die Entstehung komplexerr Gebilde aus einfachen Strukturen heraus.

Leibniz dreiteilt die Erkenntnis in dunkel (Körpererkenntnis), klar (Seelenerkenntnis) und deutlich (geistige Erkenntnis). Die notwendige Bewegung dafür folgt dem Licht und ist aufsteigend.

Körpermonaden liefern „dunkles Erkenntnisstreben“, wobei in ihnen die seelische Komponente bereits angelegt ist. Aus der Körperwelt ergibt und formt sich immer ein Mögliches; daher bleibt die Erkenntnis im Dunkeln (offen). Das dunkle Erkennen kommt durch den Trieb und ist motiviert durch das Bewußtsein zur Freiheit. Der Trieb selbst liefert noch keine verwertbare Erkenntnis, er hinterläßt den Leib in Leiden und Unfreiheit.

Seelenmonaden hingegen liefern „klares Erkenntnisstreben“. Aus ihnen ergibt sich immer ein Dauerndes und Wirkliches; daher ist diese Erkenntnis klar (geschlossen). Im klaren Erkennen ist Wiedererkennen möglich, es wurzelt im Instinkt und ist motiviert durch Vor- Bewußtseinvon Bewegung. Möglichkeit wird als bedingte Freiheit erkannt, da die Welt noch als eine Möglichkeit von vielen geschaut wird .

Als höchste verwirklichte Einheit der Monaden definiert Leibniz den Geist. Er hat nun die Trinität Seele-Körper und Geist allein durch die Monade erklärt. Nur im reinen Geist findetklares und zugleich deutliches Erkenntnisstreben“ statt; dadurch hat der (menschliche) Geist Teil an göttlicher Weisheit und Vorsehung.

Je weniger Materie beteiligt ist, desto substantieller wird das Erkenntnisvermögen. Die Trübung des Sinns durch die Sinne bildet den Grundstein für den deutschen Idealismus (Transzendetalphilosophie).

Foto Belinda Helmert: Ballhof, Hannover, Altstadt. Der Platz für Ballspiele im Außen-, Theater und Tanz im Innenbereich, wurde auf GeheißJahren 1649–1664 des Herzogs Georg Wilhelm 1649–1664 errichtet, also gleichfalls zu Leibniz´Lebzeiten.

Foto Belinda Helmert: Ballhof, Hannover, Altstadt. Der Ballhof gehört zum Niedersächsischen Staatstheater Hannover und verfügt über 300 Plätze. Tagsüber dient er zum Flannieren, aber auch zur Straßenkunst .1946 fand die erste Theateraufführung in Hannover nach dem Krieg im Ballhof statt. https://www.hannover-entdecken.de/ballhof-hannover/

Politisches Vermächtnis

Auch Leibniz zeigt sich von dem englischen Modell, der parlamentarischen Monarchie durch die glorious revolution 1688/89 beeinflusst bzw. beeindruckt. Dies ist für einen im Absolutismus und dem Barock aufgewachsenen Geist erstaunlich. Um Religionsfrieden bemüht, untersucht er die Bedrängnis, in der die Kirche in Bezug auf den Streit der Konfessionen leidet in rechtlicher Hinsicht. Sein Wirken fiel in eine Zeit, in der das Welterkennen in eine natur‑ und eine humanwissenschaftliche Perspektive auseinanderzufallen drohte. Er war daher um Einheit und Konfliktlösung bemüht. Seine politischen Schriften fallen in die Jahre 1695 bis 97. Wie die Theodizee verfasst er sie zunächst in Latein und Französisch.

Die Schriften belegen, dass leibniz weder devot noch naiv war. Er wusste um die „böse Natur“ des Menschen, seine Gier und um die Fehler der scheinbar untadeligen Könige, Bischöfe oder Herzöge. Er sah die Unvereinbarkeit von Staatsraison und Gerechtigkeit, politischen Pragmatismus und philosophischen Prinzipien. dennoch widersprach er Hobbes und dem „Leviathan“, den Staat als ultima ratio zu verherrlichen. Er äußert seine Kritik natürlich inderekt, etwa in den Worten: „Es gibt keinen endlichen Geist, der von der Materie absolut frei wäre.“

Laut Leibniz Man soll man nicht nur reden und denken, sondern vor allem handeln nach Grundsätzen der Wahrheit. Kant sprach später in Anlehnung darauf vom Prinzip der Angmessenheit. Das Spannungsfeld von Macht und Weisheit hat leibniz mehrfach durchschritten. die Mädchtigen der Welt sollen nicht nur führen, sondern auch zuhören, um ihre Führung zu festigen und mit Weisheit zu füllen. Der 30 jährige Krieg sollte sich nie mehr wiederholen. Dazu bedurft es die Harmonie, die Balance aus Theologie, Moral und Justiz. Mit anderen Worten: Politik bedurfte und bedarf revhtliche Grundlagen. Mit absoluter Willkür und Gottesgnadentum war das nicht zu machen. Einheit in der Mannigfaltigkeit wurde Leibniz zum obersten Gebot.

Foto Bernd Oei: Turm der Kreuzirche am Ballhof, Mitte des 14. Jahrhunderts gegründet. Auf dem quadratischen Turmbau ruht eine sogenannte welsche Haube mit offener Laterne und steilem Pyramidendach. Unter welscher Haube versteht man dabei eine mehrfach geschweifte Turmbedachung.

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