Als Hannah an die Leine ging

Foto Belinda Helmert: Hannover, Holocaust Denkmal am Opernplatz. Arendt,1906 in Hannover geboren, sah sich selbst der Verfolgung ausgesetzt, doch mit ihren kritischen Worten über die zionistische Politik und die Beugung der Justiz im Namen der Gerechtigkeit in der causa Adolf Eichmann machte sie sich viele Feinde. Was würde die politisch engagierte Philosophin heute angesichts der Außenpolitik des Staates Israel sagen?

Der Staat macht keine Fehler

Ein illustres Beispiel vom Umschlagen der Macht in Herrschaft durch Autokratie liefert ein seit seiner Amtszeit dilettierender Wirtschafts- und Klimaminister, der auch die Farbe grün komplett neu interpretiert. In der Manier eines Ludwig XIV sagt er dreist: „Der Staat macht keine Fehler“. https://www.youtube.com/watch?v=RgKXfRtgEs8. Seine, die Weltfremdheit und Entrückhheit selbstherrlicher Politiker dokumendiende Rede wurde auch von konservtiven Zeitungen wie der Börsenzeitung inanzwelt, in der die Rede von Habeck in der „Station Berlin“ am 15. 3. Zukunftstag Mittelstand 2024“ zusammengefasst wird .

Was würde Hannah Arendt zu solch einem Wirtschaftsminister sagen, der offiziell die Demokratie untergräbt durch ein Verständnis für toalitäre Strukturen, die an das päpstrliche Unfehlbarkeitsdokrtin erinnern ?

17-Jährige bezeichnet Deutschland als „Heimat“ – der Staatsschutz ermittelthttps://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/schuelerin-posting-tiktok-polizei/

Foto Hans J. Schiebener: Das Geburtshaus von Hannah Arendt, Lindener Marktplatz Nr. 2. https://www.schiebener.net/wordpress/hannover-linden-hannah-arendt-und-ein-falschzitat/ Der Staddteil Linden-Limmer hat heute etwa 45 000 Einwohner.

Denken ist gefährlich

Arendt wurde um die Jahrhundertwende in Linden geboren, heute einem Stadtteil im Südwesten Hannovers und dies unweist eines Schlosses, , das den Monarchen als sommerresidenz diente. http://www.lebensraum-linden.de/portal/seiten/das-lindener-barockschloss-900000075-5201.html

Ihre Kindheit fiel damit in die Wilhelminische Kaiserzeit. Allerdings wuchs die streitbare Philosophin in der Kantstadt Königsberg auf. Nach dem Untergang der Weimarer Republik – einem zaghaften Versuch de rDeomkratisierung und ihrem freiwilligen (Hitler wurde gewählt) Übergang in die Diktatur suchte sie nach Gründen. In ihrem Werk „Ursprünge und Elemente totalitärer Herrschaft“ (1951, UdT), geschrieben im Exil und der Wahlheimat New York (Tod 1975) geht es u.a. um das Umschlagen von Macht, die niemals personen- oder institutionsgebunden ist, sondern auf demokratische und dynamische Prozesse der Kommunikation beruhen. Wenn die Macht sich dauerhaft in den Händen einer Person oder einer Institution konzentriert, verfällt und verkommt Macht zur Herrschaft, manifestiert Willkür und verkrustet zuletzt in der Diktatur.

Ein Motiv des Schwindens unserer Demokratie und Freiheit (verstanden als Freiheit verantwortlich als mündiger Bürger zu denken und zu handeln) liefert die Bereitschaft, blind zu gehorchen und das kritische Denken als gefährlich zu brandmarken. So kam es 1933 zur Banalität des Bösen, die auf die Weigerung sich des eigenen Handlungssspielraums zu besinnen,m zurückzuführen ist. Häufig liest man Arendts zugespitzte Formulierung „Niemand hat das Recht zu gehorchen.“ Richtiger oder korrekter, eingebettet in den Kontext, muss es heißen: „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen bei Kant.“

Dennoch bleibt die Frage: Was würde Arendt denken bei der beängstigenden Passivität, wenn Habeck ungestört den Staat als fehlerlos bezeichnen und ein Direktor ein siebzehnjähriges Mädchen von der Schule verweisen darf, weil sie Heimat positiv assoziiert ? Arendt machte die Entwurzelung (darunter fällt auch das Wort Heimatlosigkeit) des Individuums während und durch die Hochindustrialisierung als einen weiteren Grund für die zunehmende Dehumanisierung unserer Gesellschaft aus. Arendt betrachtet Politik nicht als notwendiges Übel, sondern die eigentliche Sphäre der Freiheit. Dabei warf sie Philosophen (darunter Marx) Inkompetenz in politischen Fragen vor. https://www.nzz.ch/feuilleton/marx-viel-zu-unpolitisch-wie-platon-und-aristoteles-auch-hannah-arendt-pocht-auf-die-inkompetenz-der-philosophen-ld.1442185

Foto Belinda Helmert: Leine , in Leinefeld (Thüringen) entspringend, ein 278 km langer Nebenfluss, die über Aller in die Weser mündet. Die Leine bildete bis ins 19. Jah. hinein eine natürliche Stadttorgrenze Hannovers, weshalb Linden mit seiner Schloss-Sommerreidenz der Welfen bei der Geburt Arendts noch außerhalb der Stadt lag. die Eingemeindung erfolgte 1920.

Positive und negative Freiheit

Ein Essay Arendt lautet „Von der Freiheit, frei zu sein“, auch er 1967 verfasst, in englischer sprache, nicht der Muttersprache Arendts, die sich präzise zzu formulieren auferlegte. Sie schreibt darin vom Unterschied zwischen Freiheit von (negativer Freiheit), die sie auch Befreiung heißt und dem, was Kant freiwilliger Pflichterfüllung durch Gewissensbildung hieß, der Freiheit für eine Sache einzutreten, dem Engagement (positive Freiheit) https://www.deutschlandfunkkultur.de/hannah-arendt-die-freiheit-frei-zu-sein-ihre-freiheit-kennt-100.html

Arbeit, Entfremdung und Befreiung waren die Themen Marx´, dessen Kommunismus (Arendt ewar selbst mit Günter Anders, einem Kommunisten in erster Ehe verheiratet) sie für naiv hält. Die Denkerin verstand es bei Lebzeiten, zwischen allen Stühlen und Ideologien zu sitzen – sie tat es bewusst, um selektive Wahrnehmung, blinde Flecken im Urteil zu vermeiden. An Kants anti-jüdischen Äußerungen nahm sie jedoch ebensowenig Anteil wie an dem polöitischen Irrwegen Heideggers (rechts) oder Sartres (links). Rache oder Häme blieben ihr fremd.

Arendt war bewusst, dass die Wiege der politischen Freiheit, der Demokaratie in Athen (polis-Sturktur) auf einer Sklavengesellschaft beruhte. Auch das amerikanische Versprechen sah sie angesichts der Behandlung der schwarzen Bevölkerung, die sie dennoch mit dem heute unstatthaften N-Wort belegte https://www.zeit.de/kultur/2020-09/hannah-arendt-kolonialismus-blind-spots-rassismus-n-wort-10vor8 für uneingelöst.

In ihrem letzten, auf Vorlesungen beruhendem Werk „Denken-Wollen-Urteilen“ (1989 posthum, DWU), wiederum Kants Dreiheit geschuldet (Reich der Notwendigkeit, der Freiheit und des arbiträren Vermittelns im Reich der Zwecke), macht deutlich, dass der Mensch gerne freiwillig vor dem Gebrauch seiner Freiheit zurückschreckt und Sicherheit bzw. Bequemlichkeit bevorzugt. So konnte auch ein Adolf Eichmann sich auf geltendes Gesetz berufen und seinen Gehorsam für vorbildlich erachten, auch wenn er dabei den Tod von Millionen Leben organisierte.

Arendt betont die Bedeutung des Willens als dem Menschen eigenes Talent, das Alte zu überwinden, um mit dem Neuen beginnen zu können. Dieser Wille, verbunden mit der Herkunft nicht gleicher, sondern voneinander abweichend denkender Menschen („Differenz“), ermöglicht einerseits Freiheit, birgt aber andererseits die Gefahr des rein spontanen, intuitiven Handelns. Die Freiheit ist dabei eingeschränkt.
„Die freien Handlungen des Menschen sind selten.“ (DWU, S. Das Wollen, S. 209)

Der Begriff der (politischen) kommunikativen Freiheit bleibt für Arendt entscheidend, u.a. auch für die Schlüsselbegriffe Macht (positive Freiheit) und Herrschaft (negative Freiheit). https://www.swr.de/swr2/wissen/hannah-arendt-widerstand-revolution-freiheit-swr2-wissen-2020-11-28-100.html. Mitunter leben Menschen in selbet erzeugten Gefängnissen mit Mauern in ihrem Kopf.

Foto: Belinda Helmert, Beginenturm, Rückseite, an der Leine, am Hohen Ufer und der ehm. Stadtmauer gelegen. Der Beginenturm bildete ursprl. einen Teil der Befestigungsanlage aus dem 14. Jahrhundert und ist heute das älteste noch erhaltene Monument Hannovers. https://de.wikipedia.org/wiki/Beginenturm_(Hannover)

Foto Belinda Helmert: Beginen-Turm, Frontseite. Der 23 m hohe Turm diente während der Reformationszeit und während des 30 Jh. Krieges als Gefängnis

Politik als Schauspiel: Banalität des Bösen

Mut zum Widerstand ist für Arendt eine unverzichtbare politische Kardinaltugend.https://www.philomag.de/artikel/traut-euch

Daher kann es nicht hingenommen werden, wie der Staat seine Bürger drangsaliert, festlegt, dass demokratisch gewählte Parteien verfassundwidrig sind und sich über das Verfassungsgericht in Karlsruhe zu erheben. Die augenblickliche Regierung, deren Debattenunkultur man im TV bei den Parlamentsübertragungen live mitverfolgen kann, tut alles für den Abbau der Demokratie und inszeniert ein Schauspiel nach dem anderen. Es sei daran erinnert, dass nicht nur eine Innenministerin die Meinungsfreiheit unter dem perfiden Deckmantel „Demokratieförderungsgesetz“ abschaffen möchte, sondern auch Hitler oder Bush oder Stalin (die Reihe lässt sich erweitern) festzulegen versuchten, was staatsuntergrabende Handlung und damit böse ist. https://www.ga-online.de/artikel/1441530/Faeser-Hoechste-Zeit-fuer-Demokratiefoerdergesetz?gad_source=5&gclid=EAIaIQobChMIjKqywsiChQMVE7CDBx2TfQU9EAAYASAAEgKsu_D_BwE

Es muss daran erinnert werden, dass die Ausschaltung der Opposition (derzeit stellt die Afd die einzige inhaltliche im Bundestag dar) ein schmaler Grad ist und der Zweck bekanntlich nie die Mittel rechtfertigt, jedenfalls nicht ins einem Rechtsstaat. Den Mob zu gebrauchen, um die Rotte auzurotten, ist Scharlatanerie. „Insofern die totalitären Bewegungen ungeachtet der Herkunft ihrer Führer, den Individualismus sowohl der Bourgeoisie wie des von ihr erzeugten Mobs liquidieren, können sie mit Recht behaupten, daß sie die ersten wirklich antibürgerlichen Parteien in Europa darstellen.“ (UdT, S. 510) Von Gleichschaltung zu reden, ist einerseits verfrüht und andererseits nicht auszuschließen, da eine Medien- und Meinungskontrolle schleichend während der Bekämpfung der C-Pandemie längst eingesetzt hat. Auch da wurden Grenzen überschritten, rechtliche, justitziable, wie moralische.

(Dionysisches) Theater sollte ein Gegengift sein zur Poltik, herrschaftsfreier Raum und vor allem auf Spontaneität eines aktiven Publikums (keine Bankdrücker) ausgerichtet. In „Vita activa“ (1958, S. 180) schreibt Arendt: „So ist das Theater denn in der Tat die politische Kunst par excellence; nur auf ihm, im lebendigen Verlauf der Vorführung kann die politische Sphäre menschlichen Lebens überhaupt soweit transfiguriert werden, daß sie sich der Kunst eignet. Zugleich ist das Schauspiel die einzige Kunstgattung, deren alleinigen Gegenstand der Mensch in seinem Bezug zur Mitwelt bildet.“

Am 24. April 2024 kommt es zur Uraufführung Fake News auf der Grundlage von Arents Texten im Jungen Schauspiel Hannover: es steht zu befürchten, dass es einseitig indoktriniert ist, doch die Hoffnung auf eine beidseitiges Schauen auf Misstände (von rechts wie von links) stirbt zuletzt. https://www.deutschlandfunkkultur.de/hannah-arendt-challenge-in-hannover-das-theater-als-100.html

Foto Belinda Helmert: Oper am Opernplatz. die Oper wurde 1845–1852 im Spätzklassizismus erbaut. Die Figuren oben: Shakespeare, Lessing, Schiller, goethe, Moart, Strauss, Weber, Hofmannsthal. erinnern an die Geschichte: ursprünglich war das Theater auch ein Sprechtheater. Die erste Operaufführung bildete Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ auf der Grundlage eines Stücks von Merimée; nach dem 1. WK wurde es ein reines Konzerthaus. Die Premiere nach der Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg war „Der Rosenkavallier“ von Strauss mit einem Libretto von Hofmannsthal. https://de.wikipedia.org/wiki/Opernhaus_(Hannover)

Foro Belinda Helmert: Hannover, GOP am Georgsplatz nahe Opernplatz Georgpalast, ehem. Bürohaus 1912, das zum Tanzcafé und auch Kleinkunsbühne avancierte. Zum reinen Varieté wurde es erst nach dem Zweiten Weltkrieg. https://www.variete.de/hannover/das-theater/historie

Ohne Geländer denken (lernen)

In Anklang an Heideggers es gilt darum Unbedachtes zu bedenken, erweitert Arendt in U d T, auch das bislang vertraute Denken ernstnhaft zu hinterfragen und Denken nicht Denkern von Gewerbe (Philosophen à la Kant) zu überlasen. Die kritische Dimension des Denkens erstreckt sich nicht nur auf die Wirklichkeit, sondern auf das Denken selbst. Arendt spricht von „einer höchstselbstzerstörerischen Tendenz“ und gebraucht die von Ovid überlieferte Metapher (präziser symbolische Prägnanz von Penelopes aufgelösten Kleid für die Denktätigkeit. Der Begriff Penelope leiztet sich griechisch aus agerissenem Gewebe her; bekanntlich versteht es die Gattin Odysseus in dessem zehnjähriger Abwesenheit dem drängenden Werben um eine Neuvermählung zu verzögern, indem sie das von ihr gewobene Leintuch für ihren verstorbenen Vater stets über Nacht wieder auftrennt. Mit der Auflösung ist keine stets wiederholende Arbeit wie bei Sisyphos (Strafe), sondern eine List intendiert, das Schicksal in die gewünschten Bahnen zu lenken. Arendt spricht von der „eigenen Absicherung des Denkens“. Zerstört soll und muss offenbar ein festgelegtes Denkmuster werden, welches die eigene Handlungsfähigkeit lähmt.

Ein anderer Begriff lauztet lernen, ohne Geländer zu denken, sprich ohne Vorgabe aus eigener Kraft im Sinne Kants „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Leider folgend diesem Appell zu wenige, um eine Demokratie mit Leben zu erfüllen. Stattdessen haben wir Minderheiten, die zur Mehrhweit werden aufgrund von Passivität von Nicht-Wählern oder einer gesellschaftlichen Spaltung, in der Eliten entscheiden, was Demokratie ist.

Die Analogie des Theaters führt im Politischen direkt zu einem weiteren Problem, und zwar zur Frage des Mandats. So wie der Schauspieler an seinen Text gebunden ist, so ist ein Mandatsträger seinen Wählern verpflichtet. In der direkten Demokratie, deren attisches Urbild Arendt als Vorbild dient, bringt jeder nur seinen eigenen Willen in den Politischen Vorgang ein. In einem repräsentativen System gibt es Mandatsträger, die einen fremden Text sprechen müssen, sie müssen für jemand anders reden wie der Schauspieler einen fremden, gelernten Text spricht.

Foto Belinda Helmert: Mahnmal für die ermordeten Juden Hannovers am Opernplatz, 1994 von Michelangelo Pistoletto errichttet. von etwa 6800 Deportierten wurden rund 2000 Namen in den Sockel graviert. https://hannover-living.de/location/holocaust-mahnmal-opernplatz/

Penelopes Kleid

Arendt schreibt, ein weiterer Grund für das Umschlagen von Macht/Demokratie in Herrschaft/Diktatur sei das zwischenzeitliche Einvernehmen von Elite und Proleten. Ein zeitweiliges Bündnis zwischen „Mob“ und „Elite“ herrschte bereits im Imperialismus bzw. Kolonislismus vor, das abgemildert noch präsent ist, wenn Konsumenten ausblenden, wie/unter welchen Bedingungen die begehrte Ware hergestellt wird, insbesondetre, damit sie preisgünstig bleibt. Tatsachen werden zunehmend verdrängt, verleugnet oder beschwichtigt als notwendige Maßnamen, um Schlimmeres zu verhindern.

„Die Mentalität moderner Massen vor ihrer Erfassung in totalitären Organisationen ist nur zu verstehen, wenn man die Durchschlagskraft dieser Art Propaganda voll in Rechnung stellt. Sie beruht darauf, daß Massen an die Realität der sichtbaren Welt nicht glauben, sich auf eigene, kontrollierbare Erfahrung nie verlassen, ihren fünf Sinnen misstrauen und darum eine Einbildungskraft entwickeln, die durch jegliches in Bewegung gesetzt werden kann, was scheinbar universelle Bedeutung hat und in sich konsequent ist. Massen werden so wenig durch Tatsachen überzeugt, daß selbst erlogene Tatsachen keinen Eindruck auf sie machen.“ (UdT, S. 559)

Zwar gelang es der Bourgeoisie, mit Hilfe der Nazibewegung den Nationalstaat zu zerstören; aber dies war ein Pyrrhussieg denn der Mob bewies sehr schnell, daß er willens und fähig war, selbst zu regieren, und entmachtete die Bourgeoisie zusammen mit allen anderen Klassen und staatlichen Institutionen.“ (UdT, S. 521)

Geld und Politik gehen nicht selten ein Zweckbündnis ein und der Verfall der Demokratie durch den ihn in seinen Strukturen widerstrebenden Kapitalismus ist abzusehen. Allerdings kam es zum Verrat an den demokratischen Grundpirnzipien ebenso und noch offensichtlicher in den anti-kapitalistischen so genannten Sozialistischen Staaten. Demokratie unserer Republik war ein harter Kampf mit vielen Opfern. Am Ende schreibt jedoch immer der Sieger die Geschichte (frei nach W. Benjamin) Was hätte Arendt zur Politikverdrossenheit einerseits und den entfesselten ideologischen Krieg andererseits gesagt? Wie hätte sie über die einseitige Verurteilung Putins als Aggressor bei Waffenlieferung für das vermeintliche Opfer und die damit verbundenen Kollatoralschäden geurteilt?

Ohne Zweifel täte die List eines Odysseus mit seinem trojanischen Pferd ebenso Not wie die Geduld der Penelope, an seine Rückkehr und das Erwachen der Demokratie in Deutschland zu glauben – nicht nur zu glauben, sondern auch etwas dafür zu tun. Antifaschistische Parolen sind zu mau: Deutschland kann gar kein Nazi mehr – von ideiotischen Fremdgesteuerten, die es immer gab und geben wird, einmal abgesehen. Als Massenbewegung ist ein Volk, das vergessen hat, dass es auch ein deutsches Recht und deutsche Interessen gibt, nicht mehr vorstellbar. Von deutschem Boden geht kein Krieg mehr aus, aber Unmterstützung. Ein Satelitenkrieg wie im Zeitalter des kalten Krieges, der seine blutigen Fehden auf andere Territorien verlagerte.

Foto Belinda Helmert: Hannove, Georgsplatz 20, Börse (1894) gegenüber dem Varieté aus gelben Verblend-Ziegeln. An_der_B%C3%B6rse_1

Foto Belinda Helmert: Georgsplatz mit ehem. Hannoverscher Bank, heute Deutsche Bank im Hintergrund links. https://www.haz.de/lokales/hannover/denkmale-in-hannover-der-georgsplatz-mit-der-skulptur-l-air-in-mitte-5CJSU66XVOSN7YK4YJJEYYTAMA.html

Foto Belinda Helmert: Deutsche Bank, Portal, Detail. Die 1856 gegründete Hannoversche Bank wurde um die Jahrhundertwende verlegt und im Jugendstil neu errichtet – die Deutsche Bank entstand ihrerseits erst nach der Reichsgründung unter Bismarck. https://de.wikipedia.org/wiki/Hannoversche_Bank

Gedankenlos durch den Tag

Ein bisschen Watergate und Arendt, gefolgt von Susan Sonntag, schrieb über die Verstrickungen der Regierung im amerikanischen Sumpf und Fake News. Immer wieder rückt die Frage nach dem Bösen ins zentrum ihrer überlegungen, so auch in „conditio humana“ – im Original: „the human condition“ 1972, drei Jahre vor iihrem Tod. Ihre letzte Zeile, gefunden in der Schreibmaschine, vor der sie einen Herzstillstand erlag, lauten: Victrix causa diis placuit, sed victa Catoni. Natürlich hält es auch Arendt mit den Besiegten, die keine Stimme mehr haben, sich zu verteidigen.https://www.theorieblog.de/index.php/2015/12/arendt-zum-40-todestag/ Aus Heimatlosigkeit wurde „Weltlosigkeit.“ Man möchte hinzufügen: bedingt durch Wertlosigkeit in unserer Gesellschaft.

Wir reden von Demokratie und meinen das Diskutieren ohne Ende, das Gendern, das Streikrecht oder das Wahlprinzip. Den Kern haben wir verloren, vielleicht sind wir ihm auch nie als nur ein wenig näher gekommen in den Sechziger und Siebziger Jahren, der Aufrbruchsstimmung, die in der Versöhnungspolitik Brandts kulminierte. Bürgerrechtsbewegungen haben an Kraft verloren, Studenten an Stimmgewalt: sie gleichen mehr Zombies als Revolutionären. Die Verdummung hat alle erfasst und Akademiker verwalten zuweilen das Elend mit büorkratischer Gleichmut.

Ein Punkt in Arendts politischem Vermächtnis ist dieser: Totalitarismus entsteht nicht in einem schleichenden Prozess, sondern mit urgewalt plötzlich; a posteririo erfolgen Lamenti und Verleugnung. Wer die Hexenjagd, Denuntiation und Selektierung auf Menschen, die nicht im Strom mitschwimmen wollen, in der jüngsten Vergangenheit bewusst erlebt und nicht die Augen verschließt, die mundtot gemacht werden mit Totschlagargumenten, der muss besorgt sein um den Zustand in unserem Rechtsstaat, der sich (WIE DIE DEUTSCHE DEMOKRATISCHE REBPUBLIK) auf eine demokratische Verfassung mit Grundrechten beruft. Werte, die nur noch auf dem Papier zu bestehen scheinen. Die Friedens- und Alibi-Demos gegen angeblich rechte Unterwanderung der Gesellschaft gleicht einem Offenbarungseid kritischer Analyse und Wahrheitsbedürfnis. Arendt selbst kreiert in Anspielung auf Höldelrins „So kam ich unter die Deutschen“ die Metapher „„lebendige Leichname“ (UdT, S. 329)

Die in A. Eichmann personifizierte „Banalität des Bösen“ des Schreibtischtäters und Büro-Autokraten basiert primär auf gedankenloses und willfähiges Handeln, einem konkret falschen Rechtsbewusstsein und damit dem „Fehlen des Denkens“ und der „Gedankenlosigkeit“ . Die Gedanken sind frei ist nicht nur ein Lied oder ein schönes Motto, es ist jene menschliche Bedingung, die uns von anderen Tieren weitgehend unterscheidbar macht.

Foto Belinda Helmert: Deutsche Bank mit „L´Air“ des katalanisch-fanzösischen Bildhauers Aristide Maillol (1940) – Ählichkeiten mit dem Skuptur Der Fluss vor der Hamburger Kunsthalle sind nicht zu übersehen. Ein Duplikat von „Die Luft“ steht im niederländischen Skulpturenpark Kröller-Müller Museum.

Lügen leuchten ein

Wir leben im digitalen zeitalter der hate communitys und der fake news. Arendt schreibt: Lügen werden oft als einleuchtender wahrgenommen als die bittere Wahrheit. Das Schwarz-Weiß-Denken entpricht unserem Gehirn, das in linke und rechte Sphäre geteilt ist. Mein Fazit mit den Worten Arendts: „Will man die Menschen daran hindern, dass sie in Freiheit handeln, so muss man sie daran hindern, zu denken, zu wollen, herzustellen, weil offenbar all diese Tätigkeiten das Handeln und damit auch Freiheit in jedem, auch dem politischen Verstande implizieren.“Will man die Menschen daran hindern, dass sie in Freiheit handeln, so muss man sie daran hindern, zu denken, zu wollen, herzustellen, weil offenbar all diese Tätigkeiten das Handeln und damit auch Freiheit in jedem, auch dem politischen Verstande implizieren.“ (Freiheit und Politik, in „Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Übungen im politischen Denken I“, 1994,  S. 204)

Empfohlene Beiträge

Noch kein Kommentar, Füge deine Stimme unten hinzu!


Kommentar hinzufügen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert