Herr von Glövenix: Leibniz-Nachlese

Foto Belinda Helmert: Haustür in Liebenau

Da ich weder Religion noch Mathematik sonderlich vertieft habe, greife ich hier die Anregungen und Beanstandungen an meinem jüngsten Leibniz-Blog auf. Es sollte nicht der Eindruck eines Wirrkopfes oder unsystemaischen Menschen entstehen. Der Systematiker und Logiker Leibniz hat als Mathematiker akribisch argumentiert und in allen relevanten Gottesfragen (theosophisch), für die er sogar die Indifferntialrechnung (welche auf unendliche Zerkleinerung beruht) ruhen lies, Vrschub geleistet: für denr ationalen Idealismus der Aufklärung. Er wollte eine Zerstückerlung vermeiden. Auch, dass uns die Sinne aus der Mannigfaltigkeit der Eindrück uns trüben. Außer den Zahlen bzw. der Mathematik erschien ihm alles unklar, verworren und daher nur begrifflich zu begreifen. Sinneseindrücke sind folglich Täuschungen wie eine Kaskade, deren genaue Töne und Frequenzen sich bei uns vermischen und damit dem eigentlichen Eindsruck entziehen. Oder das Meer, das aus unendlich vielen Tropen besteht, die wir gar nicht erkennen können. Oder die Linie mit ihren unendlich vielen Punkten, die erst in ihrer Verbindung eine Linie ergeben.

Die Idee des Gottesbildes als Schöpfer der beste aller Welten ist so gemeint, dass gleichzeitig schier unendlich viele Möglichkeiten bestehen, dennoch alles in einer Einheit wirklich verfährt. Monaden sind nicht einfach nur Fenster, die öffnen wie Türen, sondern auch schlie0ßen, also in sich selbst vervollkommente geschlossene Systeme und als solche wie die Aristotelische Entelchie zu betrachten.

Foto Belinda Helmert: Hannover, Georgsplatz, drehbare Scheiben von Hawoli, alias Hans-Wolfgang Lingemann, der genr mit optischen Täuschungen spielt.

Das mathematische Zeitalter

Dicht bei der Scherenschnitt-Skulptur von Stefan Schwerdtfeger „Einheit in der Vielheit“ steht eine weitere binomische Zeichen, die seines Binären Zahlensystems gedenkt. Ersteres erinnert an Kants Einheit im Bewusstsein durch Mannigfaltigkeit der Eindrücke, letzteres bedarf für die ins Unedlich gehende Zahlenarmee nur zwei Zeichen, quasi ein code, wie man ihn auch im Progammiersystem für Alogarithmen benutzt. https://de.wikipedia.org/wiki/Dualsystem. Das digitale Zeitalter beginnt damit mit und in Leibniz.

Weitere Monumente am Georgsplatz gedenken seines matheamtischen Genies. Generell ist der Barock eine mathematische Glkanzleistung aus Architektur und angrenznden Naturwissenschaften, um die bessere, erhabenere Natur zu komponieren als der zufällige Wildwuchs dies erlaubt. Die Technokratie und der Anspruch, vielleicht auch Hybris des Menschen, sich die Natur prometheisch untertan zu machen, wurzelt im Barock. Nicht aber in Leibniz, der diese Anmaßung, die Welt kompletzt zu zerlegen, wie dies in der Nuklearphysik bzw. Quantenphysik heute geschieht, zu verhindern. Dies eben ist in seinem theosophischen Vermächtnis intendiert: auf zergliederung zu verzichten und das große Ganze zu blicken.

Foto Belinda Helmert,: Hannover, Goetheplatz,m Leibniz-Monument Binäres Zahlenmodell https://de.wikipedia.org/wiki/Leibniz-Denkmal_(Hannover)#/media/Datei:Professor_Stefan_Schwerdtfeger_Leibniz-Denkmal_Hannover_Bronzeplatte_Das_bin%C3%A4re_System.jpg

Himmlischer Beistand

Es gab eine Zeit, da lies man Impfgegner in die Psychatrie einliefern und der kollektive Impfzwang drohte. Das Beispiel zeigt, dass manchmal nur beten hilft und an Logik oder gesunden Menschenverstand auf Erden hernieden nicht zu denken ist. Wers vergessen hat oder nicht glauben will: https://www.welt.de/politik/deutschland/article207198029/Coronavirus-Sachsen-will-Quarantaene-Verweigerer-in-Psychiatrien-sperren.html

der brave Protestant Leibniz musste die Religionsfehde ertragen, Christen, die sich lynchten. Sein Spitzname: „Herr von Glövenix“ weil er jeden Mensch einen kleinen Gott (ein Abbild des Göttlichen Urbides) sah. Göve-nix war der damalig gültige sprachliche Ausdruck für Glaube-Nichts oder Atheist. Schwer zu glauben, aber weil Leibniz kein guter Kirchengänger und schon gar kein Verfechter der Konfession war, mutmaßte man in ihm einen Abtrünnigen. Schließlich beriet der Protestant den katholischen Mainzer Kurfürsten. „Die Güte treibt gott zum schaffen“ wurde sein Wahlspruch. Die prästabile Harmonie hat ohne Gottes-Ehrfurcht natürlich keinen Sinn; er ist der Chaos-Bändiger. „Die wahre und wesentliche Gemeinschaft, die bewirkt, dass wir zu dem Körper Christ gehören, ist die Liebe„. Körper Geist und Seele gehörten für Leibniz und das Monadenystem zusammen: alles ist angelegt im Organismus wie ein Samen, der nur aufgehen muss (wenn er will, es auch tut).

Universalgenie

Natürlich war Leibniz zu allererst einer in allen Disziplinen bewanderter und Queverbindungen herstellender interdisziplinärer forscher, eine Universalgenie. Er dachte ein U-Boot und eine windmaschine voraus. Jules Verne konnte von ihm lernen. https://www.ndr.de/geschichte/koepfe/Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Philosoph-Erfinder-und-Universalgenie,leibniz196.html

Als Physiker sprach Leibniz von Lichtbrechung. Er wusste bereits: Das kommt daher, dass die Tropfen kleine Kügelchen sind. Beim Prisma, mit ebenen Grenzflächen, wird das Licht um einen bestimmten Winkel in eine bestimmte Richtung abgelenkt. Regentropfen dagegen haben runde Grenzflächen, sie sind also rotationssymmetrisch. Er unterschied auch Brechung und Beugung. Beide beschreiben die Abweichung vom gradlinigen Fortschreiten des Lichtes. Aber, wie er erklärt: Brechung tritt immer auf, wenn Licht von einem Medium (z.B. Luft) in ein anderes wechselt (z.B. Glas). Weichen Lichtstrahlen von ihren gradlinigen Wegen ab, entsteht Beugung. Brechung findet nur statt, wenn alle möglichen Wege zur Verfügung stehen.  Schränkt man die möglichen Wege ein, so entsteht ein anderes Phänomen, die Beugung. Nachzulesen bei Leibniz (Schriften zum Naturrecht).

Sein prominentester Gegenspieler (später auch für Goethe) war Newton, im Gegensatz zu Kant, der vermehrt seiner Physik vertraute. https://www.deutschlandfunk.de/leibniz-newton-und-die-erfindung-der-zeit-100.html. Ihr Streit um Gravitationslehre und Infinitesimalrechnung fällt nicht in mein Hoheitsgebiet, soll aber Erwähnung finden, aufgrund des ersten Beitrages, der diese gar unerwähnt lies. Menschlich war Leibniz wohl gütig und tiefgründig, Newton eher humorlos und abgründig. Das darf die Naturgesetze aber nicht beirren. Vordenker der Streithähne war Descartes: Dieser entwickelte erstmals Methoden, bei der Lösung von geometrischen Problemen, die Algebra bzw. arithmetische Operationen zu verwenden.

Foto Belinda Helmert: Regenbogen über Liebenau über dem eigenen Grundstück. Der Bogen symbolisiert Vielseitigkeit und Frieden (pace) Naturwissenschaftlich betrachtet ist er ein optisch-atmosphärisches Phänomen, das drei Elemente: Luft, Wasser, Licht bedarf. In Babylonien steht er für die Genesis, im Judentum für das Bündnis Gottes mit Noah, im Christentum für die Herrlichkeit des Paradieses.

Monaden brauchen keine Fenster

Sämtliche anregungen verdanke ich einen besseren Leibnizkenner, Herrn Schütt. Er schreibt auch:

„Jede Geschwistermonade weiß, was die Uhr
geschlagen hat, ohne daß eine externe Vaterfigur ihr noch etwas
sagen müßte : Die Monaden brauchen keine Fenster, durch die
etwas ins Individuum herein- oder herauskommt, ist doch das
Individuum die Einheit seiner internen Identifikate“

Mein Blog wollte nur sagen, dass alles in einer Monade angelegt ist und die Schöpfung nur aus ihr erklärt zu werden vermag. Nicht falsch, aber vielleicht missverständlich. Leibniz hat eben sehr viel geschrieben und die Idee Gottes schebt über allem, sogar der präzisen Mathematik, die ihm am nächsten kommt.

monas monarum. Vor unendlich langer Zeit schrieb ich eine Arbeit bei Prof. Claudia Bickmann über Leibniz. Sehr verkürzt: eine Monade ist ein selbständiges, individuelles Wirklichkeitselement, anbalog zu Platons Uridee, die sich in allen Ideen wiederfindet (Ptrinzip der methexis, Teilhabe). Im kern hat monas zwei Bedeutungen: einheit und Einfachheit und beides interferiert in einer gedachten Einheit von zugleich physischer und psychischer Substanz. Darinb eingebettet liegt der Satz vom Grunde und das hypokeimonon (was allem zugrunde gelegt werden kann). Im Lateinischen geht die Frage, wie Stoff und Form zueinanderfinden verloren, denn der Begriff materia ist eben à la Descartes materialistisch zu denken und befreit von allem Seelischen.

Stellen wir uns die Natur als geistiges Organon vor, das nur von einem adäquaten Geist-Seele Schimäre oder Sphärenwesen, das Anteil an beidem hat, erkannt zu werden vermag. Darin besteht ein rational logischer, ebenso ein mystisch religiöser Kern. Irrational ist er in keinem Fall. Bereits Bruno hat die Substanz als Zahl gedeutet und den Begriff der monas monarum eingeführt. Wie Aritoteles unbewegter Beweger besitzt diese Monade die Fähigkeit sich zu teilen und zu verändern, also auszudehnen und zu kontrahieren und grundsätzlich aufzusteigen, wodurch Licht aus dem Dunkel heraustritt. Auch Leibniz spricht von einemr luiziden Lichtspur: dadurch wird klare und deutliche Erkenntnis möglich – in der einen dunklen Materie dagegen ist dies unmöglich.

Leibniz charakterisiert die Monaden als metaphysische, beseelte Punkte oder metaphysische Atome, also körperlose Lichquanten, modern gesprochen.

Foto Belinda Helmert: Schaufenster in Bremen, Lloyd-Passage, Karstadt. Der Konzern befindet sich im Insolvenzverfahren, einige Standorte wecken aber das Interese von Investoren. Das Innenleben erinnert derzeit an das einst größte Kaufhaus der Welt, das GUM in Moskau nach dem Mauerfall. Aufgtrund der hohen Inflation blieben die Waren unerschwinglich und die Läden leer, die Verkäuferinnen einsam. Karstadt war Deutschlands größte Warenkette. Sie ist derzeit ein fluidum, quasi eine körperlose Monade.

Kleinstmögliche Empfindungen

Leibniz prästabile Harmonielehre verknüpft Perzeptionen (petits percetions) als kleinstmögliche und häufig gar nicht bewusst warhgenommene Empfindungen wie Punkte zur Linie oder Freud das Unbewusste mit dem Über-Ich. Nur die Gesamtwirkung fühlt oder erkennt der Mensch, vergleichbar mit der Musik: eine Komposition aus so vielen Tönen und Instrumenten kann gar nicht im Einzelnen wahrgenommen werden. Folge: Alles ist Einbildung, wenngleich eine gewollte, logisch bis ins Detail erklärbare. Schonb Kepler begriff ars mundi, das Weltall, als eine Harmonie aus Zahlen, Relationen, Tönen. Alles ist in Bewegung, im singulären und Konkreten verworren: doch um das Chaos aus dem Hirn zu verbannen, nehmen wir nur die Summe aus allem wahr.

Wir erkennen die Schöpfung, in der alles mit allem verbunden ist, intuitiv. Wir hören streng genommen nicht Musik, wir fühlen sie, so „daß Augen, die so durchdringend wären wie die Gottes, in der geringsten Substanz die ganze Reihenfolge der Bewegungen des Universums lesen könnten.“ (Leibniz im Vowort zu neuen Untersuchungen über den menschlichen Verstand, Vorwort – inm Original Französisch geschrieben). So gesehen muss man Leibniz als Vordenker Freuds anerkennen – nebenbei hat auch Schopenhauer ähnlich argumentiert mit dem unbewusszten Willen der Natur, der sich des menschlichen Bewussztseins bedient, nicht nur um erkannt zu werden, sondern auch, um seinen blinden Willen (Fortpflanzung und Selbsterhaltung) triumphieren zu lassen. Die Natur macht also keine Fehler.

Leibniz widerspricht Locke und der Wachstfafel-Theorie: Nichts ist im Verstand, was nicht vorher im Sinn angelegt war. Für die Sensualisten nehmen wir nur war und erkennen demzufolge auch nur, was sinnlich bedingt ist durch einen materiellen Reiz. Alles folgt Tatsachenwahrheit. Bei Leibniz klingt das anders: es gibt primär Vernunftwahrheiten, die nicht bestritten werden können und die allein vor unserem inneren Auge durch Einbildungskraft entstehen. Der heutige Begriff dafür lautet psychopathischer Parallelismus, das Zugleichsein, die Synchronie von Zeit und Raum, Geist-Seele und Körper, Idee und Materie. Einige naturwissenschaftliche Paradoxa, darunter dass Licht zugleich Punkt und Welle ist, scheinen ihn zu bestätigen. Wie sonst käme der Geist in die Flasche, bevor er aus der Flasche fährt? Oder der Musiker ins Glas, bevor er in selbiges schaut?

Foto Belinda Helmert: Schnappschuss durchs Bierglas im Jazzkeller Nienburg. Auftritt am 16.03. Dark Reverend, 3-Mann-Rockband aus Hannover (wers hören mag: https://www.youtube.com/watch?v=T_wFBht6QQU) https://www.jazzclub-nienburg.de/programm.html. Der 1957 Jazzkeller sitzt seit seiner Gründung in der Leinestraße und hat heute über 350 Mitglieder.

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