Alles hetzt uns, wie auf Verabredung, ins Langweilige

Foto: Belinda Helmert. St. Blasii, Braunschweiger Dom und Grabmal Heinrich des Löwen Am Langen Hof. Das Zitat stammt aus Aphorismen, Ueber Kunst im Allgemeinen. https://www.projekt-gutenberg.org/stendhal/aphosten/chap003.html

Nietzsche (der bevorzugte die Aphorismen) fand, er habe nur von Dostojewski mehr lernen können als von Henri Beyle, alias Stendhal und bildete sich in seinen Wahnjahren ein, ihn persönlich zu kennen, obgleich dieser bereits zwei Jahre vor seiner Geburt verschied. Stefan Zweig widmete dem großen Stilisten ein Drittel seiner „Drei Dichter eines Lebens“ neben Casanova und Tolstoi. Heinrich Mann hielt in „Geist und Tat“ Stendhal für einen der größten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts (während sein Bruder Thomas ihn ignorierte). In meiner Grenzgänger-Reihe fand der Franzose daher Erwähnung in der Monografie über Zweig, aber auch in jener über Flaubert, sein vielleicht prominenteste Bewunderer und schriftstellerisches Erbe in Frankreich. Meine erwanderte Napoleon-Route führte mich nach Grenoble, die Geburststadt des an Verfolgungswahn leidenden Genies, glühenden Bonapartisten und Pionier des Realismus. https://www.deutschlandfunk.de/schriftsteller-stendhal-vorreiter-des-realismus-100.html

Foto Belinda Helmert: Innenhof des Braunschweiger Rathaus am Platz der Deutschen Einheit, 1894 und 1900 nach Plänen des Stadtbaurates Ludwig Winter im Stil der Neogotik errichtet.

Als Kriegskommissar in Braunschweig

Zwei Jahre zwischen 1806 und 1808 verbrachte der bei seiner Ankunft 23jährige für die Militärverwaltung in Braunschweig, das seinerzeit 27 500 Einwohner hatte (heute sind es ca. 250 000). Zum Vergleich Berlin zählte zur Napoleons Kaiserzeit 155 000, Köln (lange Zeit die größte Stadt Deutschlands) 50 000 und Paris (nach London die zweitgrößte Stadt Europas) rund 550 000 Bewohner. Zusätzlich bevölkerte ein Drittel der Braunschweiger Bevölkerung als französischer Besatzungs-Soldat die Residenzstadt des Landesfürsten. Bald ging die Syphillis ging um – die Deutschen nennen sie aufgrund der Präsenz der napoleonischen Garnison die „französische Krankheit“, während sie die Franzosen aufgrund ihrer Italien-Feldzüge „maladie italienne“ heißen. Nicht alles war schlecht: so fand Marie Henri Beyle erst über das Braunschweiger Theater zu Mozart, seiner zweiten Liebe nach bella italia, dem Land, in dem Zitronen blühen. https://www.welt.de/welt_print/kultur/article7298466/Braunschweig-bringt-die-Syphilis.html

Sein Pseudonym wählte er nach der rund 100 km nordöstlich entfernten Stendhal, das gleichfalls zur Konklave Westfalen gehörte, das damals nominell eigenständig, de facto aber unter Einfluss Napoleons stand. Westfalen, damals mit ph geschrieben, wurde 1807-13 von Jérôme Bonaparte regiert, der jüngere Bruder hielt sich jedoch meist in seiner Residenz Kassel auf. Der formelle Titel des späteren Schriftstellers lautete Kregskommissar und aus seinen „cahiers de Brunswick“ geht hervor, dass er weder die Deutschen im Allgemeinen noch die Braunschweiger im Besonderen schätzte: er empfand es als degradierend, hier ins kalte Land der Sauerkraut-Köpfe und Sauertröpfe versetzt worden zu sein. https://www.amazon.de/Zeugnisse-%C3%BCber-Braunschweig-1806-1808-Braunschweiger/dp/3895342831

Verständlich, denn der junge Kriegskommissar reiste aus Marseille an und war vorher auch in Mailand von der Sonne verwöhnt worden. Zudem litt er bereits an der in Mailand eingefahandelten Syphillis und hatte daher Grund zum Groll. Am 18. Oktober 1806 weilte er in meiner Geburststadt Coburg, von da aus ging es nach Berlin, immer dem verehrten Kaiser nach. Erst hier, am 29. 10. wurde er berufen zum „commissaires des guerres“ in Braunschweig. Dort traf er am 13. November ein, um sich auf seinem ersten Ball in die Tochter einer Braunschweiger Generals und Gouverneurs zu verlieben: „Minna“ Wilhelmine von Griesheim (1786-1861), die ihn ins Braunschweiger Theater und die Oper entführte: Mozart blieb, Wilhelmine verschwand. Mai 1808 heiratete „sie“Minette“ den deutschen Adeligen von Valtheim https://www.projekt-gutenberg.org/stendhal/ichmensc/chap044.html

Foto Belinda Helmert: Neues Rathaus mit Turm und Innenhof, 61 Meter hoch und fünfspitzig, nur im Rahmen von Führungen zu besteigen.

Liebe als Alternative zur Langeweile

Schon damals trennte der junge Stendhal katgeorisch Liebe und Bett: Der wohl niemals geküssten Wilhelmine gehörte seine Bewunderung und sein Herz, doch er schlief mit anderen, Zufallsbegegnungen und meist weniger noblen Damen. Lange bevor er die Kristallisationstheorie in „Über die Liebe“ 1822 entwickelt, schreibt er: „Mein natürlicher Zustand ist wohl der eines unglücklich Verliebten.“ Liebe führt er auf Einbildungskraft, Leidensfähigkeit, Projektion von Idealen und damit Träumen zurück: im Grunde liebt man nie den Menschen, den man real vor sich hat, sondern was man in ihm sehen will oder zu sehen glaubt. Diese Theorie des Anhaftens, vergleichbar Kristallen an Holz , überzeugte u.a. seinen Bewunderer Schopenhauer und hernach Nietzsche und Zweig. Mit einem Wort: Liebe gleicht einer opération de l’esprit. Die aus der Chirugie entlehnte Metapher ist neben der Analogie zum Kristall originell.

Das Gegenteil seiner Abneigung gegen Braunschweig – Stendhal nutzte jede sich bietende Gelegenheit, die Stätte der Barbaren zu verlassen – erlebte er erstmals in Florenz. Panikattacken und Neurosen aufgrund einer Reizüberflutung (ein Leiden am Schönen) bezeichnet man heute als Stendhal-Syndrom, da der spätere Schriftsteller die prominenteste und ausgeprägteste Fallstudie verkörpert. Von Ekstase konnte an der Oker sicher keine Rede sein. In Frankreich spricht man dagegen von einer „amour de tête“, einer Kopfliebe, an der dieser Feingeist litt. Sehnsucht impliziert Ferne: was man hat oder einem nahe ist, kann man nicht ersehnen. Daher ist auch die Reise(vor)freude stets größer als das Erleben im Hier und Jetzt selbst für Stendhal. Eine Ausnahme bildet die Musik, aber auch nur, weil sie eine Metaphysik des Raumes für ihn ist. Eine Architektur der Zeit. Schopenhauer hat auch das in seine Metaphysik der Geschlechtsliebe und seine Metaphysik der Musik aufgenommen. Nebenbei: Stendhal verehrte neben Mozart den heute weit weniger bekannten Cimarosa, den man aber in Braunschweig dieser Tage spielt.

In der Musik giebt es zwei Wege, die zum Genuß führen: der Haydn’sche Stil und der Stil von Cimarosa, die erhabene Harmonie oder die entzückende Melodie. Die Musik Cimarosa’s paßt für die Völker des Südens und kann von den Dummen nicht nachgemacht werden. Die Melodie war auf dem Gipfel ihres Ruhmes um 1780 herum. Seitdem nimmt die Musik eine andere Natur an, die Harmonie wird immer wuchtiger und das Melodische schwindet.https://www.projekt-gutenberg.org/stendhal/aphosten/chap007.html

Foto Belinda Helmert, Orgel im Dom St. Blasii, 1961/62 eingebaut mit 57 Register. Die beiden Orgelgehäuse sind den Flügeln eines Engels nachempfunden und flankieren den Siebenarmigen Leuchter. https://www.youtube.com/watch?v=BJPAJ2toWRQ

undenkbar, in diesem Land zu leben

Der enge Bezug von Libido, Eros und Musik ist elementar in Stendhals Denken und daher auch in seinem poetischen Werk, die er auch „Musik des Denkens“ nennt. Seine größte Stärke ist der Essay, das Kurze, Schnelle, Essenzielle. Ganz Romantiker, nimmt die Einbildungs- und Vorstellungskrat die Schlüsselrolle ein. Musik beginnt, wo Sprache enden muss. Ohne Langeweile, die sich hauptsächlich nach dem Verlust der Ämter und der Verarmung unmittelbar nach Napoleons Abdankung einstellte, wäre aus Beyle vermutlich nie der Schiftsteller Stendhal hervorgegangen, da er andere Vorlieben besaß als sein augenscheinlichstes Talent. Übrigens war das Schreiben auch für Nietzsche und Schopenhauer zweite Wahl und eine Notgeburt. Braunschweig und die Liebe scheinen sich auszuschließen: zu kalt und phlegmatisch sind die Menschen, zu provinziell der Geist. Marie Henri Beyle schreibt „Es ist undenkbar, in diesem Land zu leben, ohne vor Langweile umzukommen.“

Trotz seiner Abneigung hat der passionierte Italien-Liebhaber stets einen Blick für das Detail und interessiert sich mehr für Braunschweig als viele andere Chronisten, von Zeitenossen oder Franzosen einmal abgesehen, für die das wahre Leben ohnehin in Paris stattfindet. Vor allem aber beschreibt er objektive Tatsachen: „Die Straßen sind sieben Monate im Jahr schlammig und unpassierbar. Es gibt keinen Frühling. Natürlich gibt es den, aber er erlebt ihn nicht. Bier macht träge – damals ist Braunschweig noch eine Brauereimetropole und Bierhochburg – Wein befeuert den edlen Geist. Dieser Kulturkampf besteht bis heute und Stendhal bringt ihn auf den Punkt, um das Wesen des Braunschweigers von dem eines mediterranen Genussmenschen zu unterscheiden.

Einer der Unterschiede ist, dass Ehebruch in Braunschweig hart geahndet wird mit bis zu 10 Jahren Gefängnissen, während es in Paris zum guten Ton gehört. In seinem Eintrag am 6.7.1807 steht: „Der Ehebruch ist durchaus nicht wie in Frankreich eine Eigenschaft, die man einem Manne nicht abstreiten darf, ohne ihn zu beleidigen. Wenn jemand meinem Onkel … ins Gesicht sagte, sie hätten seit ihrer Heirat kein Verhältnis mehr gehabt, so wären sie gewiß beleidigt.https://www.projekt-gutenberg.org/stendhal/ichmensc/chap044.html

Die Braunschweiger Damenwelt heißt der Galan, trotz seiner Bewunderung für Wilhelmine, „Holzpuppen, seelenloses Fleisch.“ Antisemitismus kann man ihm nicht nachsagen, denn als einzigenb Mann von Geist bezeichnet er den jüdischen Bankier und Rabbiner Israel Jacobsohn (1768–1828): fast alle Geldgeschäfte liegen in der Hand von Semiten. Bekannt war er auch mit einem Nachfahren des „Lügen-Barons“ Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1797 verstorben) aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg.

Foto Belinda Helmert: Brunnen am Kohlmarkt aus elfenbeinfarbenem Stein und acht Tritonen, 1869 von Oskar Sommer neu gestaltet. Triton war Sohn Poseidons und Aphrpodites, infolgedessen ein Mischwesen aus Mensch und Fisch. Der Kohlmarkt gilt als „Wohnzimmer“ der Braunschweiger.

Keine Eigen-, aber viel Selbstliebe

Wie die meisten Werke wurden auch die Braunschweiger Chroniken erst posthum veröffentlicht. Nur wenige Zeitgenossen haben Stendhal als Schriftsteller wahrgenommen; es war ihm auch leidlich gleichgültig. Er schreibt, um der Poesie wegen wie er um der Liebe zu Ehren liebt. Je ne veux en aimant que la douceur d’aimer. So beginnen seine Souvenirs d’égotisme, die gleichfalls nach seinem Tod puliziert wurden. Das Wort égotisme wird meist mit Egozentrik übersetzt, meint aber bei Stendhal etwas subtileres: während Egozentrik auf Selbstüberschätzung und Narzissmus basiert, meint égotisme eine Kultivierung des Ich. Unterschieden wird daher in ehrliche und abscheulichen Selbstzentriertung differenziert. Der ehrlichen Egotismus hinterfragt sich kritisch und reflektiert das eigene Handeln, der abscheuliche égoisme dagegen etabliert eine Lebenslüge. Die Verwandtschaft zu Rousseaus amour de soi (zivilisiert gezüchtete Eigenliebe) und amour propre (natürliche Selbstliebe). Münchhausens Ahne (eine Familienkrankheit) Börries v. Münchhausen (1745 – 1829); von Beruf Hofrichter in Hannover, leidet an dieser weltmännischen Eigenliebe und damit dem abscheulichen Egoismus. Weshalb sich Stendhal auch konsequent Egotist, niemals Egoist nennt.

Ehrliche Künstler denken nur an die Kunst selbst, sie erscheinen der Außenwelt aber wie selbstbezogene Egomanen. Falsche Künstler benutzen die Kunst, um Erfolg zu haben, weil sie gefallsüchtig sind. Der ehrliche Künstler, ein Egotist, denkt nicht an die Wirkung auf andere, sondern geht in der Kunst auf, weil ihr seine einzige Leidenschaft gilt. Der Egoist ist eher aus Zufall denn aus Neigung Künstler. „Man darf den Menschen nicht für besser halten als er ist. Ich bin überzeugt, daß mehr als ein rechtschaffener Künstler durch die Erfolge der Intriganten beunruhigt und entmutigt wird.“ (Aphorismen, Über Kunst im Allgemeinen)

Foto Belinda Helmert: Bankhaus Löbbecke & Co in Braunschweig westlicher Altstadt gegenüber St. Martin, 1892 von Constantin Uhde erbaut.Es gehört zu den prächtigsten Geschäftshäusern der Gründerzeit in Braunschweig, ist in Werkstein-Putz ausgeführt und orientiert sich mit seinem Fassadenschmuck am Formenrepertoire der Weser-Renaissance.

gottloser Republikaner

Ein Beispiel für Stendhals sehr eigene Ansicht von Ästhetik bildet das Schmuckstück der Braunschweiger Architektur: das Alte Rathaus, in Gotik erbaut, eines der ältesten überhaupt auf deutschem Boden in der westlichen Altstadt. Er bezeichnet es als „hässlich“ . Es fällt auch der Vergleich zu seiner Geburststadt Grénoble (geboren am 23. Januar 1783 in der rue des Vieux Jésuites): dies erklärt seinen Ekel, denn dort wurde er als Kind bei seinem Großvater mütterlichseits (in der Grande Rue) erzogen und weggesperrt. Weil Vater und Onkel fürchteten, er werde ein Freund der Revolution, verboten sie dem Kind den Umgang mit Gleichaltrigen, erzogen ihn privat und behandelten ihn wie einen Gefangenen. Er lebte unter Dauerüberwachung wie ein gefangener Vogel in seiner Volière. Ironischerweise lautet die Adresse heute Rue de la Révolution und der verhasste Vater erreichte mit seiner Isolationsstrategie nur, dass sich der Spross immer als atheistischer Linksliberaler empfand und Beifall klatschte, als man den Vater guillotinierte. Er wurde zu einem gottlosen Republikaner, dem kein bürgerlicher Wert heilig war.

Foto Bernd Oei; Grénoble, Eingangstür zu Stendhals Geburtshaus. Grénoblel liegt auf der Rout de Napoléon, der von Antibes aus im März 1815 die Strecke von 335 km in 7 Tage bewältigte. Stendhal verlies seine Heimat mit siebzehn Jahren und kehrte nie in selbige zurück. Seine Jugend verbrachte er im Haus des Großvaters in der Grande Rue, heute Rue de la Revolution, Grundstein für seinen Hass auf die bourgeoisie .

Der gläubige Hugo fällte ein vernichtendes Urteil über seine Prosa. Goethe hingegen erkannte in Rot und Schwarz“ einen der bedeutendsten Romane der Zeit und bedauerte, das Werk nicht selbst geschrieben zu haben. Balzac hielt „Die Kartause von Parma“ für die Bibel französischer Literatur. Fakt ist: Er war der erste, der sich über die wahre Natur der »Emporgekommenen« keine Illusionen machte, der erste, der die Bourgeoisie ehrlich haßte, mit einem Haß, in den sich der Ekel mischte. Schon hierin berührt er sich stark mit Nietzsche. (O-Ton Benno Rüttenauer, u. a. Übersetzer von Stendhals Aphorismen). Mit eigenen Worten: „Ich rate, überall mißtrauisch gegen mich zu sein„.

Einer seiner unsterblichen, in Braunschweig geborenen Sätze lautet: „Man wird mich wahrscheinlich für einen Verrückten ausgeben, aber ich halte nun einmal an der Wunderlichkeit fest, die Wahrheit zu sagen – die gefährlichen Wahrheiten natürlich ausgenommen.“

Foto Belinda Helmert: Kanalisierte Oker (Fluss selbst verläuft unter der Altstadt hindurch), Anleger St. Magni, östliche Alte Wiek https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Oker_in_Braunschweig. Das Erscheinungsbild der Innenstadt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war durch die Okerarme und eine Vielzahl von Brücken geprägt – die letzte der charmanten Holzbrücke musste 2019 weichen. (https://www.der-loewe.info/die-letzte-holzbruecke-muss-weichen)

Das Schwinden des Schönen

Stendhal gilt als Meister der Reisebeschreibung, der Anektode in Verbindung mit Orten und ihrer Geschichte. Italien galt seine Liebe, doch finden sich auch viele Essays über deutsche Städte, darunter auch Stendhal, der Garnisonsstadt, die er als Pseudonym wählte – trotz seiner Abneigung gegen die Deutschen. In der Kunst schätzte er v.a. die originalität, z.B. eines Caravaggio. Epigonentum und Eskapismus waren ihm verhasst. „Bis wann werden wir in den Künsten unsern Charakter völlig unter der Nachahmung begraben haben?“ (Aphorismus, Über Kunst im Allgemeinen).

Seiner Auffassung nach haben die meisten der berühmten Geistesmenschen ein melancholisches Temperament. Ein Gleichnis, welches das Verhältnis des Bürgers zum Künstler widerspiegelt, handelt vom Maulwurf und der Nachtigall.“ Ein Maulwurf guckte zu seinem Loch heraus und sah die Nachtigall, die singend sich auf einer blühenden Akazie schaukelte. Du mußt sehr thöricht sein, sprach der Maulwurf, um dein Leben in einer so unbequemen Stellung zu verbringen, auf einem Zweig, den der Wind bewegt und wo das gräßliche Licht, das mir Kopfschmerz macht, deine Augen blendet.“ (Aphorismus, Über Kunst im Allgemeinen).

Weitsichtig erkannte der Ästhet, dass die Bürger nicht wie im Ancien Régime (das er poilitisch verachtete) nach der Schönheit trachten, sondern sich mit dem Nützlichen begnügen. Dadurch ist die Natürlichkeit ist aus der guten Gesellschaft verschwunden. Gedanken, die nachdenklich stimmen.

Foto Belinda Helmert: links Dom St. Blasii, mittig Burg Burg Dankwarderode, Stadtquartier Sack, Burgplatz, zentrale Altstadt, auf einer natürlichen Okerinsel erbaut. Seit 1808 diente der Palas als Kaserne. Nach einem Brand in der Nacht zum 21. Juli 1873 blieb eine Ruine, die detailgetreu nachgebaut wurde.

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