Webinar: Also antworte ich Zarathustra (am 01.08.2021)

Nietzsche ist für viele spannend, manche finden ihn aber missverständlich und rätselhaft. Allen, Einsteigern wie Fachleuten, bietet dieses Webinar die Gelegenheit, Fragen zu stellen, die sie in Büchern und Seminaren bislang unbeantwortet fanden. Idealerweise handelt es sich um Fragen zu „Also sprach Zarathustra“, damit das Thema begrenzt bleibt. Ich bin am 01.08.2021 um 20:00 Uhr live für Euch da, Ihr könnt mich sehen und hören und seid hinterher um viele Antworten reicher.

You can ask in english and I reply all your questions about Nietzsches main work Thus spoke Zarathutra.

Vous pouvez me demander et je reponderai à propos de l´oeuvre principale Ainsi parlait Zarathoustra.

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Kluge Leute haben festgestellt, dass unser 20. Jahrhundert drei narzisstische Kränkungen erlebt hat: Marx, Nietzsche, Freud – letzterer hat über Lou Salomé viel von Nietzsche gelernt. Nietzsche bedeutet Lebensgefühl der Freiheit, Wertschätzung und Unabhängigkeit. Er hat, sehr grob zusammengefasst, vier Leitmotive: Die ewige Wiederkehr des Gleichen, Der Übermensch, Der Tod Gottes und Der Wille zur Macht. Jedes der vier Topoi ist zu unterscheiden in einen historischen, metaphysischen, ästhetischen und ethischen Aspekt.
Der Übermensch bedeutet nicht Supermann oder Herrenmensch, sondern meine Persönlichkeit reifen zu lassen und weise zu werden. Einfachster Satz hierfür aus dem Zarathustra: lerne dir selbst befehlen und gehorchen zu lernen.

Der Wille zur Macht beruht auf Autonomie und Selbstbestimmung. Im ersten Kapitel von den drei Verwandlungen des Geistes spricht Nietzsche vom Sollen, Wollen und dem Willen – letztere s vertritt das spielende Kind. Der Wille zur Macht ist unverträglich mit Herrschaft, denn er beruht auf dem Willen zur Freiheit. Er beinhaltet ein Maximum an Selbstwertgefühl und Liebe anstelle von Abhängigkeit und Gewalt.
Die ewige Wiederkehr des Gleichen ist nicht die Wiederholung im Sinn und ewig grüßt das Murmeltier. Was wäre daran philosophisch? Es besteht in der Annahme des eigenen Schicksals, amor fati, der Fähigkeit, es als eigenes zu erkennen und etwas daraus zu machen. Wir leben in der Welt, die wir selbst schaffen und sind keine Opfertiere. Vorstellung, Einstellung, Wahrnehmung sind in uns und erlernt. Alle erlernten Muster prägen, manche sind schwer wieder zu ent-lernen. Aber Probleme, Muster, Gefühle kehren so lange zurück, bis wir einen Weg gefunden haben, ihre Wiederkehr zu entdämonisieren.
Der Tod Gottes bedeutet nicht Amoralismus, Atheismus, Nihilismus. Das sind nur Phasen, die jeder durchgehen muss, um wahrhaft eigenständig, nach Prüfung und Überwindung von Zweifeln, Ja zum Leben und zu uns selbst zu sagen. Der Tod Gottes beinhaltet das Ende von Selbstverständlichkeiten und Autokratismen, Hörigkeitssinn und das Ende aller Pseudo-Schuld, die uns beherrschen. Die Ethik wiederum ist von der Moral verschieden, darum heißt es: Alle ästhetischen Urteile sind ethische Urteile. Moral ist ein Konstrukt, das sich der Mensch selbst gibt, gleich einer Religion, ein Glaubenssatz, der nur für ihn selbst, aber dafür absolut gilt. Ein ethischer Wert stellt eine Übereinkunft, eine Konvention und soziale Interaktion dar, die auch Gesetz werden kann, weil sie weniger die Einstellung als das Handeln einrahmt. Ästhetische Urteile beruhen primär auf Geschmack und Bildung, beides ist vermittelbar und nie autonom. Moral hingegen ist Wille zur Freiheit und das heißt Verantwortung und Befreiung von alten Mustern. Es bedeutet ein selbst- und nicht fremdbestimmtes Leben.